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Tipps zur Materialwahl Geschirr aus Keramik oder Porzellan kaufen?

Teller ist nicht gleich Teller. Manche Materialien isolieren besser, andere halten länger. Und eine Studie zeigt: Es kann den Geschmack des Essens beeinflussen, ob die Oberfläche rau oder glatt ist.

Von Melanie Öhlenbach, dpa 01.07.2019, 04:10
Wer neues Geschirr kaufen will, sollte sich bereits im Vorfeld einige Gedanken machen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn
Wer neues Geschirr kaufen will, sollte sich bereits im Vorfeld einige Gedanken machen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn dpa-tmn

Köln (dpa/tmn) - Tassen, Teller und Schüsseln benutzen wir jeden Tag. Und dennoch gehört das Essgeschirr nicht zu den Dingen, die oft neu gekauft werden. Vor allem ein Service, bei dem alle Teile zusammenpassen, wird eher zu besonderen Anlässen wie der ersten eigenen Wohnung oder einer Hochzeit angeschafft.

Jürgen Weitz, Mitglied im Handelsverband Koch- und Tischkultur, hat dafür eine Erklärung: "Menschen lieben ihr Geschirr. Sie haben es mit Liebe zusammengestellt und gekauft. Es ist daher für uns kein Konsumgegenstand, sondern ein Lebensgefühl, ein Teil von uns selbst."

Wer neues Geschirr kaufen will, macht sich also im Vorfeld einige Gedanken. Bei der Auswahl spielen nicht nur Farbe, Optik und persönlicher Geschmack eine Rolle, sondern auch Preis, Verwendungszweck und die Eigenschaften des Materials.

Isolierend oder besonders robust

Keramik und Porzellan gehören zu den klassischen Materialien für Essgeschirr. "Keramik ist weiches Steingut, das Luft enthält und daher gut isoliert", erklärt Weitz. Weil es nicht so heiß wie Porzellan gebrannt wird, ist es jedoch weniger haltbar, so dass Kanten schnell abschlagen.

Porzellan wird aus Feldspat, Kaolin und Quarz hergestellt. Je hochwertiger die Verarbeitung ist, desto wertiger und langlebiger gilt es. "In manchen Familien ist Porzellangeschirr schon seit mehreren Generationen in Gebrauch. Auf lange Sicht ist es also ein sehr klimaneutrales und nachhaltiges Produkt", sagt Weitz.

Geschirr aus Kunststoff und Bambus

Beliebt ist auch Geschirr aus Kunststoff - etwa für Kinder, fürs Einfrieren und für die Zubereitung in der Mikrowelle. Der Grund: Es ist bunt, hart und bruchsicher. Auch Bambusgeschirr und wiederbefüllbare Coffee-to-go-Becher enthalten Melamin, Bambusholzpulver oder Maisstärke werden meist lediglich als Füllstoffe verwendet.

Doch das Material ist umstritten. "Zahlreiche medizinische Fachgesellschaften sehen es als erwiesen an, dass einige Kunststoffadditive im menschlichen Körper bereits in geringsten Mengen wirken und einen schädlichen Einfluss auf das Hormonsystem ausüben können", sagt Gisela Anderson vom Projekt Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern.

Für Melamin gilt: "Bei unsachgemäßem Gebrauch können Melamin und Formaldehyd austreten und auf die Lebensmittel übergehen. Beide Substanzen können der Gesundheit schaden", erklärt Anderson. Sie empfiehlt, melaminhaltige Haushaltsgegenstände nicht in der Mikrowelle zu verwenden und diese nicht über 70 Grad zu erhitzen – also darin keinen Tee oder Kaffee aufzubrühen, sondern höchstens nach dem Aufbrühen einzuschenken.

Soll es spülmaschinengeeignet oder -fest sein?

Wer nicht von Hand spülen will, sollte darauf achten, dass Essbesteck und -Geschirr möglichst spülmaschinenfest oder -beständig sind. Ist von zum Beispiel "spülmaschinengeeignet" die Rede, sage das nicht unbedingt etwas darüber aus, wie oft ein Gegenstand in der Maschine gespült werden kann, ohne zum Beispiel trüb zu werden, erklärt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.

Manche Materialien sollten grundsätzlich nicht in die Spülmaschine. Dazu gehören seiner Ansicht nach Aluminium, Besteck mit geleimten oder geschraubten Holzgriffen, Porzellan mit Dekoren auf der Glasur oder Goldrändern. Auch bei Gegenständen aus Holz ist Vorsicht angesagt: So können sich Holzlöffel und -brettchen mit der Zeit in der Spülmaschine verziehen oder verfärben. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Holz in der Spülmaschine aufquillt und sich eventuell Risse bilden, so Glassl.

Auf die Oberfläche kommt es an

Grundsätzlich gilt auch: Ob sich ein Teller oder eine Tasse leicht reinigen lässt, hängt mit Herstellung und Material zu tun. Je glatter eine Oberfläche ist, desto leichter lasse sie sich reinigen, erläutert Glassl.

Die Oberfläche spielt aber nicht nur in puncto Reinigung eine Rolle. Wissenschaftler von der niederländischen Universität Twente haben festgestellt, dass sie auch den Geschmack beeinflussen können. So haben Testpersonen Kartoffelchips als salziger bewertet, wenn sie diese aus einer Schüssel mit einer rauen Oberfläche aßen. Und Vanilleeis in Bechern mit glatter Oberfläche wurde als süßer empfunden, während beim Zitronensorbet die raue Oberfläche die Wahrnehmung des Zitronenaromas verstärkte, berichtet das Bundeszentrum für Ernährung von der Studie.

Verbraucherzentrale NRW zu Schadstoffen in Bambus-Geschirr

Verbraucherzentralen zu Melamin im Geschirr

Verbraucherzentralen zu mikrowellengeeignetem Geschirr

Makel an neuem Geschirr muss kein Fehler sein

Unebenheiten im Material und leichte Dekorfehler an neuem Geschirr müssen nicht unbedingt ein Zeichen von billig produzierter Ware sein. Auch Handarbeit kann diese aufweisen. Industrieproduktion zeichne sich durch maschinelle Exaktheit aus. Handgefertigte Keramik könne stellenweise nicht perfekt sein, "wird aber mit viel Liebe gemacht", sagt Jürgen Weitz vom Handelsverband Koch- und Tischkultur. Auf den Einrichtungsmessen zeigte sich zuletzt auch: Gerade Stücke mit Makel, die entweder mit Techniken des Kunsthandwerks hergestellt wurden oder zumindest so wirken sollen, liegen im Trend.