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Breite Ablehnung für Bouffiers "Sicherheits-Euro"

04.12.2012, 12:03

Frankfurt/Main - Fanorganisationen haben sich klar gegen den von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier vorgeschlagenen "Sicherheits-Euro" zur Mitfinanzierung von Polizeieinsätzen bei Bundesliga-Spielen ausgesprochen. Auch die Fußball-Clubs sind wenig angetan.

"Wir halten gar nichts von solchen populistischen Forderungen", sagte Ben Praße, Sprecher von "Unsere Kurve", der Nachrichtenagentur dpa. "Jeder Fan ist Steuerzahler, deshalb lehnen wir das klar ab." Die Erstligisten hielten sich mit Reaktionen zurück, um die Debatte um das geplante Sicherheitskonzept nicht zusätzlich anzuheizen. "Das ist ein Vorschlag, über den man zumindest diskutieren kann. Ich halte ihn allerdings, ehrlich gesagt, für nicht sonderlich zielführend", sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Meister Borussia Dortmund.

Die Profivereine müssten nicht jeden neuen Einzelvorschlag diskutieren und kommentieren, meinte ein Sprecher von Bayer Leverkusen. "Keine gute Idee", fand Schalkes Manager Horst Heldt den Vorstoß Bouffiers. "Das ist eine kreative Idee, die man in diesem Kontext jetzt nicht diskutieren sollte", sagte Hannovers Clubchef Martin Kind. Er bewertet angesichts der bevorstehenden Ligaversammlung am 12. Dezember in Frankfurt/Main, wo das umstrittene Konzept verabschiedet werden soll, den Vorschlag des CDU-Politikers eher als kontraproduktiv: "Wir sollten uns jetzt auf das Arbeitspapier reduzieren und nicht neue Themenfelder eröffnen, die auch so schnell nicht zu einem Ergebnis führen."

"Gewaltprävention ist für mich weniger eine Frage des Geldes, sondern des Dialogs", sagte Gerd Mäuser, Präsident des VfB Stuttgart. "Das ist und bleibt unser erster Ansatz." Bouffier will die Fans an der Finanzierung der Polizeieinsätze stärker beteiligen. Der CDU-Politiker schlug in der "Bild"-Zeitung einen "Sicherheits-Euro" vor. Dies würde jährlich 13 Millionen Euro einbringen. "Das heißt: Jeder Fan bezahlt freiwillig einen Euro mehr als die Karte normalerweise kostet", sagte er. "Dieser Euro geht dann in die Gewalt-Prävention oder wird benutzt als Unterstützung von Maßnahmen der Polizei." Vertreter von DFL und DFB hatten immer betont, dass sie mehr Geld bezahlen würden - wenn die Kommunen und Länder nicht aus der Finanzierung aussteigen.

Die Fußball-Anhänger sind vom "Sicherheits-Euro" wenig begeistert. Philipp Markhardt von "Pro Fans" verwies ebenfalls auf die Steuereinnahmen des Staats nicht nur durch die Zuschauer: "Die Vereine zahlen Unmengen von Steuern in diesem Land. Der Vorschlag kam vor ein paar Jahren übrigens schon mal auf." Nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat der Profifußball in der Saison 2010/2011 718,5 Millionen Euro an Steuern bezahlt. Von 2008 bis 2011 seien von den 36 Clubs und ihren Angestellten alleine 1,1 Milliarden an Lohnsteuern berappt worden.

Angesichts des zunehmenden Drucks vor allem von Innenministern forderte Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer: "Wir dürfen uns von der Politik und dem Staat nicht drängen lassen. Wir müssen das mit der eigenen Kraft der Fußball-Familie geregelt bekommen." Am Montag hatten in Hannover - sehr zum Missfallen des anwesenden Ligapräsidenten Reinhard Rauball und des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach - Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) und dessen NRW-Kollege Ralf Jäger (SPD) dem deutschen Fußball verbal eingeheizt. "DFB und DFL haben uns ihre Vorschläge vorgelegt. Ich sage ganz offen: Wir hätten uns mehr vorstellen können", sagte Jäger.

Unmissverständlich gaben die Politiker Niersbach und Rauball ihre Forderungen mit auf den Weg. "Für die Innenministerkonferenz ist es absolut entscheidend, dass die Liga auf ihrer Mitgliederversammlung am 12. Dezember ein klares Konzept beschließt und dass sich auch alle Vereine daran halten", mahnte Schünemann, der am 1. Januar den Vorsitz der Innenministerkonferenz übernehmen wird.