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Feinstaub und Lärm sind Risiko für Herz und Kreislauf

19.04.2013, 12:21

Essen/Rom - Ärzte sollten den Straßenverkehr stärker als Risikofaktor für Herz- Kreislauferkrankungen beachten. Das fordert ein Mediziner, der die Auswirkungen der Geräusche und Abgase genauer untersucht hat.

Feinstaub und Lärm steigern das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Das hat eine detaillierte Analyse von Medizinern des Westdeutschen Herzzentrums in Essen bestätigt. Insbesondere bei nächtlichem Lärm und dem Einatmen kleiner Feinstaubpartikel bis 2,5 Mikrometer habe sich ein Zusammenhang zu Verkalkungen und Verhärtungen an der Hauptschlagader gezeigt, sagte der verantwortliche Kardiologe Hagen Kälsch.

"Diese beiden Formen von Verkehrsbelastungen helfen zu erklären, warum Menschen, die nah an Verkehrsadern leben, ein höheres Risiko für Gefäßablagerungen haben", erläuterte Kälsch. Kardiologen, die das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten ihrer Patienten berechnen, sollten neben den hinlänglich bekannten Faktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck auch die Lärm- und Smogbelastungen einbeziehen. "Hierauf wurde bisher zu wenig Aufmerksamkeit gelegt", sagte Kälsch.

Die Forschungsergebnisse sind Teil einer vor zehn Jahren in Essen gestarteten Studie mit mehr als 4800 Bürgern der Ruhrgebietsstädte Essen, Mülheim und Bochum. Damit wollen die Wissenschaftler Untersuchungsmethoden zur besseren Vorhersage von Herzinfarkt und Herztod entwickeln.

Kälsch und seine Mitarbeiter werteten computertomographische Bilder der im Mittel 60 Jahre alten Studienteilnehmer aus und setzten sie in Beziehung zu Feinstaubanalysen und Lärmmessungen am Wohnort. Auch Daten zum wirtschaftlichen Status der Menschen und bekannte gesundheitliche Risikofaktoren seien in die Analyse eingeflossen, sagte Kälsch. "Wir konnten aber zeigen, dass die Straßenbelastungsfaktoren davon unabhängig das Arteriosklerose-Risiko steigern", betonte er. Arteriosklerose ist die Verkalkung oder Verhärtung von Gefäßen. Sie gilt als Gradmesser für die Gefahr von Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Die Veröffentlichung der Analyse steht noch aus.

Schon vor Jahrtausenden litten Menschen an Arteriosklerose - vor allem mit zunehmenden Alter, wie Forscher kürzlich feststellten. Heute ist sie die häufigste Krankheit der Arterien. Als besonders gefährlich schätzen Mediziner die Kombination mehrerer Risikofaktoren ein, zu denen auch Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Stress zählen.

Bei einer nächtlichen Lärmbelastung von über 40 Dezibel steige das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen signifikant an, hatte kürzlich das Umweltbundesamt berichtet. Diese Lautstärke entspricht in etwa der eines ruhigen Gesprächs. Anwohner an Hauptverkehrsstraßen müssten oft Lärm von über 55 Dezibel aushalten.