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Damit es nicht ins Auge geht - Lidrandentzündung braucht Pflege

22.01.2014, 08:16

Heidelberg - Ein bisschen lästig, sehr belastend oder gar keine Last: Wie stark ein Patient durch ein und dieselbe Krankheit leidet, ist ganz unterschiedlich. Das trifft auch auf eine dauerhafte Entzündung des Lidrandes am Auge zu.

Juckreiz, klebrig-verkrustete Augenlider nach dem Aufwachen, das Gefühl eines trockenen, gereizten Auges oder ständiger Tränenfluss: All dies kann zu einer dauerhaften Entzündung an der Lidkante gehören. Fachleute sprechen von chronischer Blepharitis. "Manche Patienten empfinden eine Blepharitis als sehr störend und quälend, andere beachten die Beschwerden gar nicht weiter", sagt Prof. Christian Ohrloff, Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Heidelberg. Wichtigstes Element der Behandlung ist eine behutsame und regelmäßige Pflege.

Während eine akute Lidrandentzündung plötzlich kommt und meistens durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird, könne eine chronische Blepharitis "Wochen, Monate, Jahre" bestehen, sagt Prof. Thomas Reinhard von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Zugrunde liegt den Beschwerden eine gestörte Funktion der Talgdrüsen. Pro Lid gibt es etwa 20 bis 25 davon. "Der Talg soll die Haut weich halten, er ist aber auch wichtig für den Tränenfilm", erklärt Ohrloff.

Die Ursachen einer chronischen Blepharitis sind nicht immer eindeutig. "Die Krankheit ist manchmal "idiopathisch", also ohne erkennbare Ursache", sagt Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA). Gelegentlich werde eine schlechte Immunabwehr verantwortlich gemacht.

"Wir wissen bei vielen Patienten nicht genau, was dahintersteckt", sagt auch Reinhard. Zum einen gebe es wohl bei einem Teil der Patienten eine genetische Basis. "Die Talgdrüsen produzieren falsche Fette, die nicht gut sind für den Tränenfilm, dann kann es wegen des Ungleichgewichts zu einer Besiedelung mit Bakterien kommen." Die Bakterien ihrerseits stellten bestimmte Enzyme her, die Fette auflösen. Dazu gehören Staphylokokken, die oft auf Haut und Schleimhäuten des Menschen vorkommen. Das Immunsystem schicke dann Zellen und Botenstoffe, eine "Entzündungskaskade" gerate in Gang.

Anfällig für eine chronische Lidrandentzündung können unter anderem Menschen mit Allergien oder Neurodermitis sein. Im Blickpunkt als Auslöser stehen auch Milben, die in den Haarschäften der Wimpern leben. "Diese Milben findet man bei vielen Menschen, ob sie ursächlich für eine Blepharitis sind, ist fraglich", schränkt Reinhard aber ein. In seltenen Fällen entdecken die Augenärzte beim genaueren Hinschauen Eier von Läusen an den Wimpern. Auch Kontaktlinsen können bei einer Blepharitis eine Rolle spielen.

Auf lange Dauer kann es zu einer "Fehlstellung" eines Lids oder zu Schäden am Rand der Hornhaut kommen. Das Sehvermögen sei zwar lange Zeit nicht beeinträchtigt, dennoch gelte es, diese Schäden zu vermeiden, sagt Reinhard. Verstopfe oder entzünde sich eine Talgdrüse, könne es zu einem sogenannten Hagelkorn kommen, also zu einem kleinen Knötchen im Lid.

Das A und O der Blepharitis-Behandlung ist jedoch die sorgfältige Lidrandhygiene, damit sich unter den Krusten keine Bakterien ansiedeln können und keine Entzündung bestehenbleiben kann, sagt Ohrloff. Am besten reinige man die Haut zwischen den Wimpern mit lauwarmem Wasser. Mit einem Wattestäbchen könne man die Talgdrüsen vorsichtig entleeren, falls diese vermehrt Sekret bildeten oder verstopft seien. Reinhard rät, beim Reinigen nicht zu stark zu rubbeln.

Wärme für einige Minuten auf den Lidern kann nach Angaben der Augenärzte bei der Lidhygiene helfen - etwa durch spezielle Wärmepads, die in der Mikrowelle auf etwa 40 Grad erhitzt werden.