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Dehnen ist das A und O - Fersenschmerzen lassen sich vermeiden

05.02.2014, 08:24

Grünheide/Erfurt - Fersenschmerzen machen vielen Menschen das Gehen zur Tortur. Eine Behandlung führt bei den meisten Patienten zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. In seltenen Fällen wird eine Operation notwendig. Aber auch Vorbeugen ist möglich.

Jeder Schritt tat weh. Auftreten wurde zur Qual. Zuerst habe sie geglaubt, einen Nagel im Schuh zu haben, erinnert sich Sybille Bachelle aus Grünheide (Brandenburg). Bei der 71-Jährigen begannen die Schmerzen vor etwa zwei Jahren. "Ich bin nur noch auf Zehenspitzen gegangen, es tat einfach tierisch weh", erzählt sie. Der Arzt diagnostizierte eine Reizung der Sehnen und einen Fersensporn.

Fersenschmerzen seien das häufigste Leiden am Fuß, sagt Jörn Dohle, Präsident der Deutschen Assoziation Fuß und Sprunggelenk
(D.A.F.). Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden irgendwann im Laufe ihres Lebens an Fersenschmerzen. Ursache kann wie bei Bachelle eine Reizung der Sehnenplatte in der Fußsohle und eine Entzündung des umliegenden Gewebes sein, ausgelöst durch chronische Überbelastung des Fußes. Bei einem Teil der Patienten zeigt sich im Röntgenbild außerdem ein Fersensporn, ein kleiner knöcherner Auswuchs am Fersenknochen.


Sybille Bachelle bekam Massagen, Röntgen-Reizbestrahlungen und orthopädische Einlagen verschrieben. Eine "Weichbettung der Ferse" mit einem Gelkissen oder einer Einlage sei hilfreich, bestätigt Dohle. Das A und O seien aber Dehnübungen.

Die Achillessehne und die Sehnenplatte der Fußsohle sollten regelmäßig zwei- bis dreimal täglich gedehnt werden. Das vermindere die Spannung, die auf dem entzündeten Gewebe laste, und führe meistens zu einem Rückgang der Schmerzen. Entscheidend für den Erfolg ist dabei das Engagement des Patienten. Wer die Dehnübungen konsequent praktiziert, habe eine rund 80-prozentige Chance, nach sechs bis neun Monaten schmerzfrei zu sein, sagt Dohle.

Maren Schmidt vom Verband Deutscher Heilpraktiker empfiehlt neben Dehnübungen wie dem Heranziehen der Fußspitze Richtung Schienbein eine manuelle Therapie. Sie massiere die sogenannten Triggerpunkte, verspannte Zonen in der Muskulatur, sagt Schmidt, die eine Naturheilpraxis in Erfurt betreibt. Außerdem setzt Schmidt auf Taping: Mit zwei bis drei elastischen Klebebändern stabilisiert sie die Fußsohle in einer gedehnten Position.

Auch eine Kältetherapie kann nützen. Man spüre die Entzündung des Gewebes an der Wärme, die die Fußsohle ausstrahle, erklärt Dirk Reher vom Zentralverband der Podologen und Fußpfleger Deutschlands. Er empfiehlt seinen Patienten, den Fuß zu entlasten und zu kühlen. Wenn das nicht hilft, sei der Gang zum Orthopäden angesagt.

Wenn der Schmerz nicht mehr auszuhalten ist oder eine Belastung nicht vermieden werden kann, bleibt der Griff zu Schmerzmitteln. Tritt nach mehrmonatiger Behandlung keine deutliche Verbesserung ein, empfiehlt Dohle eine Stoßwellentherapie. Eine Ultraschallwelle soll dabei das geschädigte Sehnengewebe zur Regeneration anregen. Ganz am Ende der Möglichkeiten steht eine Operation, bei der auch der Fersensporn abgetragen werden kann. Eine OP sei das letzte Mittel, betont Dohle.

Aber soweit muss es nicht erst kommen. Regelmäßige Dehnübungen, ein normales Körpergewicht und gut sitzende, weiche Schuhe tragen dazu bei, dass Fersenschmerzen und Fersensporn gar nicht erst entstehen. Sibylle Bachelle trägt inzwischen ständig Einlagen und ist beschwerdefrei. "Der Traum von High Heels ist jetzt eben ausgeträumt", sagt sie.