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Wenn Sport fast Mord wird: Falsches Training ist gefährlich

16.05.2014, 09:17
Nicht zu viel auf einmal vornehmen: Wer neu in eine Sportart einsteigt, sollte die Belastung langsam steigern - und sich von Profis zeigen lassen, wie es richtig geht. Foto: Oliver Berg
Nicht zu viel auf einmal vornehmen: Wer neu in eine Sportart einsteigt, sollte die Belastung langsam steigern - und sich von Profis zeigen lassen, wie es richtig geht. Foto: Oliver Berg dpa

Halle/Wittenberg - Viele Menschen treiben Sport, weil sie fit werden und sich wohlfühlen wollen. Wichtig ist, dass jeder weiß, wie seine Sportart richtig ausgeübt wird. Sonst gefährdet er seine Gesundheit - es drohen Schäden an Knochen und Organen.

Sport ist gesund. Wer regelmäßig trainiert, tut damit etwas für seine körperliche Fitness, seinen Bewegungsapparat und kann sein psychisches Wohlbefinden steigern. Unter gewissen Umständen können Laufen, Schwimmen und Co. aber auch das Gegenteil bewirken: Wer falsch oder zu viel trainiert, setzt seine Gesundheit aufs Spiel. "Grundsätzlich würde ich mit Blick auf die Positiveffekte wirklich jedem raten, Sport zu treiben", sagt Prof. Herbert Löllgen von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. "Es gibt aber gewisse Trainingsgrundregeln, an die man sich halten sollte."

Wichtig ist zunächst, dass der Freizeitsportler das Handwerkszeug seiner Sportart beherrscht. Er sollte also etwa wissen, was in punkto Körperhaltung zu beachten ist oder wie Grundtechniken und Bewegungsabläufe korrekt ausgeführt werden. Fehler wie ein krampfhaft über das Wasser hinausgereckter Kopf beim Brustschwimmen können über kurz oder lang Folgen am Bewegungsapparat haben.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, lässt sich, wer neu in eine Sportart einsteigt, die Grundlagen am besten von einem Trainer oder einem erfahrenen Athleten vermitteln. Das ist auch noch aus einem anderen Grund sinnvoll: "Anfänger haben oft noch kein ausgeprägtes Körpergefühl und können ihre Belastungsgrenze deshalb nicht so gut abschätzen", erklärt Oliver Stoll, Professor für Sportpsychologie und Sportpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. "Das kann dazu führen, dass sie sich überfordern, was mit Verletzungen endet, wenn es blöd läuft."

Kritisch sind Fehlbelastungen, wenn sie längerfristig bestehen. Beispiele dafür sind das "Läuferknie" oder der "Tennisarm", die nicht auf einmal, sondern nach und nach entstehen. Oder ein zu intensives Sporttreiben, bei dem der Betroffene ständig an sein Limit geht und sich zu wenig Erholung gönnt: "Auf Dauer überlastet das den Organismus, und es kann zum sogenannten Übertrainingssyndrom kommen", erläutert Löllgen. Das sei eine Art sportlicher Burnout, der verminderte Leistungsfähigkeit und Symptome wie Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen und Muskelschmerzen nach sich zieht. Wer ständig seine körperliche Grenze überschreitet, könne darüber hinaus sein Immunsystem schwächen und müsse mit einem frühen Verschleiß von Gelenken, Knochen, Bändern und Sehnen rechnen.

Sportler, die sich an dieser Stelle ertappt fühlen, sollten den Experten zufolge dringend die Bremse ziehen und gegensteuern. Das gilt auch für all jene, die selbst dann trainieren, wenn sie krank oder verletzt sind. "Das kann man zum Beispiel bei Sportlern beobachten, die sich unter Druck gesetzt fühlen und Angst haben, äußere Anforderungen nicht zu erreichen, und natürlich bei sogenannten Sportsüchtigen, bei denen die tägliche Trainingsdosis zwanghaft ist", sagt Jens Kleinert, Professor für Sport- und Gesundheitspsychologie an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Sportarzt Löllgen empfiehlt, immer auf den eigenen Körper zu hören und lieber mit dem Training auszusetzen, wenn man sich nicht wohlfühlt. Besonders bedenklich seien Beschwerden wie starke Luftnot, Brustschmerzen oder Schwindel, da sie auf
Herz- oder Lungenprobleme hindeuten können. Hier sei deshalb immer ein Arzt zurate zu ziehen.


Nicht übergehen sollten Freizeitsportler auch ihr psychisches Wohlbefinden. Wer einen Sport nur macht, weil andere sagen, es sei richtig und wichtig, tut sich damit keinen Gefallen, betont Kleinert. Dann leide auf Dauer die Psyche - es sei besser, aufzuhören und etwas zu suchen, das einem mehr liegt.