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Rente gegen Einmalzahlung - Wann sich eine Sofortrente lohnt

09.01.2014, 08:18

Berlin - Einmal einzahlen und lebenslang Rente bekommen - das versprechen Versicherer ihren Kunden. Diese Sofortrente soll vor allem Rentenlücken schließen und Fixkosten decken. Verbraucherschützer sehen darin jedoch erhebliche Risiken.

Eine Erbschaft, ein Hausverkauf, die Auszahlung einer Lebensversicherung, eine Abfindung vom Arbeitgeber - wer kurz vor dem Ruhestand eine stattliche Summe erhält, kann dieses Geld in eine lebenslange Rente umwandeln. Mit speziellen Policen bieten Versicherer ihren Kunden per Einmalzahlung eine Sofortrente an.

Der Vorteil: Die Zahlung ist auch dann garantiert, wenn die Summe der Auszahlungen die Einzahlung deutlich übersteigt, erklärt Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus Berlin. Er hält eine Sofortrente für empfehlenswert, wenn zusätzlich zur gesetzlichen Rente regelmäßiges Einkommen benötigt wird, um Fixkosten wie Miete oder Heizung abzudecken. "Sie ist aber auch etwas für Menschen, die sich nicht mehr groß ums Geldanlegen kümmern wollen".

"Die Grundidee ist gut", sagt auch Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten (BdV). In der Praxis seien die Angebote in der Regel jedoch wenig vorteilhaft für den Kunden. Kleinlein kritisiert vor allem die hohen Lebenserwartungen, die die Versicherer bei ihren Berechnungen zu Grunde legen. Das Ganze gleiche einer Wette, bei der Kunden nur gewinnen können, wenn sie lange leben. Die Sofortrente sei "ein Spiel mit gezinkten Würfeln", da die Versicherer mit "überzogenen Lebenserwartungen" antreten, erklärt der BdV-Chef. Statistisch werde ein heute 65-jähriger Mann 85 Jahre alt, eine Frau 89. Die Versicherer würden hingegen durchschnittlich 93 Jahre ansetzen.

"Versicherer müssen garantieren, dass alle Menschen, auch jene, die älter als 100 Jahre werden, lebenslang ihre Rente bekommen - und dementsprechend kalkulieren", entgegnet GDV-Sprecher Suliak. "Würde die Lebenserwartung stärker als vom Versicherer kalkuliert steigen, wäre die Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge gefährdet." Kleinlein hält dieses Argument für "eine Ausrede, um Kunden Werte vorzuenthalten, auf die sie einen Anspruch haben".

Einmalzahlungen machen laut GDV mittlerweile 26 Prozent der gesamten Beitragseinnahmen deutscher Lebensversicherer aus. Auf 22,7 Milliarden Euro beziffert Suliak die Gesamtsumme für das Jahr 2012. Davon entfielen etwa 70 Prozent auf Rentenpolicen und es sei davon auszugehen, dass ein signifikanter Anteil davon Sofortrenten sind. Genaue Zahlen liegen dem GDV jedoch nicht vor.

Je höher der Einmalbetrag oder je älter der Kunde ist, desto höher fällt die monatliche Rente aus. "Doch die garantierte Rente ist grundsätzlich so gering, dass es keine Kunst ist, sie lebenslang zu garantieren", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Auf die bei Vertragsabschluss versprochenen Überschüsse sollte sich niemand verlassen: Sie sind vertraglich nicht zugesichert." Zudem rät sie, die Kosten für Abschluss und Verwaltung nicht zu vergessen.

Aber wie hoch fallen denn nun die Renten aus? Ein Beispiel: Wer mit 65 Jahren eine Sofortrenten-Police mit Beginn im Dezember 2013 abschließt und 50 000 Euro als Einmalbetrag einzahlt, bekommt bei einer großen Direkt-Versicherung 192,02 Euro monatliche Rente garantiert. In diesem Fall muss der Kunde deutlich älter als 87 Jahre werden, um mehr ausbezahlt zu bekommen, als er einbezahlt hat. "Da eine Sofortrente lebenslang gezahlt wird, hat viel davon, wer lange lebt", erläutert Hasso Suliak.

Wichtig zu wissen: Mit dem Tod des Versicherten versiegt der monatliche Geldfluss. Das heißt, das einbezahlte Geld ist weg. Wer dieses Risiko minimieren möchte, kann eine Renten-Garantiezeit vereinbaren. Setzt man diese in dem oben genannten Beispiel auf 15 Jahre, reduziert sich die monatliche Rente: Die Versicherung zahlt dann 186,19 Euro garantiert.

"Die Rente fällt dann zwar geringer aus, wird aber auch nach dem Tod des Versicherungsnehmers bis zu dem vereinbarten Datum gezahlt", so Suliak. Ein Denkfehler, den viele Verbraucher aus Sorge um ihre Angehörigen machen, findet Versicherungsexperte Kleinlein. "Sofortrenten-Policen sind kein Hinterbliebenen-Schutz."

Problematisch sei auch, dass Verbraucher mit ihrer Unterschrift auf einer Sofortrenten-Police eine lebenslange Entscheidung treffen, sagt Verbraucherschützerin Castelló. "Man kann den Vertrag nicht mehr kündigen, und wer dann mit 70 Jahren einen größeren finanziellen Bedarf hat, weil er noch mal auf Weltreise gehen oder sich in eine Senioren-Wohnanlage einkaufen möchte, kann über dieses Geld nicht frei verfügen."