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Beratung Wenn die Haut juckt und schuppt

Entzündliche Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte standen im Mittelpunkt der Vorträge auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag.

Von Uwe Seidenfaden 23.10.2019, 04:00

Magdeburg l Am Zustand der Haut lassen sich viele Erkrankungen ablesen. Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine davon. Sie zählt zu den am häufigsten auftretenden chronischen Hauterkrankungen. Von ihr betroffen sind etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland.

Bei der Psoriasis kommt es zu einer beschleunigten Zellteilung in der Oberhaut, erklärte Prof. Dr. Bernd Bonnekoh, leitender Oberarzt an der Magdeburger Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie. Die Zellen können nicht mehr ausreifen und sammeln sich an der Hautoberfläche. Das führt zu intensiv schuppenden Entzündungen, die oftmals nur bestimmte Körperstellen betreffen.

Als Beispiele nannte der Facharzt die Kopfhaut, die hinteren Ellenbogen und Knie. Manchmal zeigt die Schuppenflechte sich auch an den Fingernägeln, an den Gelenken und - im Extremfall - am ganzen Körper.

Gerötete, schuppende Hautstellen sowie Juckreiz können allerdings auch bei verschiedenen anderen krankhaften Ekzemen auftreten. Über sie informierte Privatdozent Dr. Andreas Ambach von der Magdeburger Uniklinik für Dermatologie und Venerologie.

Für die Wahl der individuell optimalen Therapie wichtig sei daher die „Differentialdiagnostik“ durch Hautärzte (Dermatologen): Eine Methode, um aus Krankheiten mit ähnlichen Symptomen die richtige zu bestimmen.

Viele Menschen mit Hauterkrankungen leiden nicht nur körperlich, sondern auch unter den kritischen Blicken ihrer Mitmenschen und an sozialer Ausgrenzung. Leider noch immer in unserer Gesellschaft verbreitet sind Ängste vor einer angeblich ansteckenden Schuppenflechte, beklagte Joachim Klaus, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Psoriasis-Bundes und Vorsitzender eines Selbsthilfevereins in Osterwiek. Psoriasis ist jedoch nicht infektiös, unterstrichen die Hautärzte.

Auslöser der Beschwerden sind überaktivierte Zellen des Immunsystems – sogenannte T-Lymphozyten. Umwelteinflüsse wie Sonnenbrände, Hautverletzungen und Stress können die Krankheit noch weiter verschlimmern.

Auch bestimmte Medikamente, etwa die für Herzerkrankungen, können als unerwünschte Nebenwirkung einen Erkrankungsschub der Psoriasis auslösen. Deshalb raten Hautärzte, die Einnahme aller Medikamente vorher mit den anderen behandelnden Ärzten (z-B. Hausärzte,Internisten, Kardiologen etc.) abzustimmen.

Zur Behandlung der Erkrankung stehen, je nach Ausmaß des Krankheitsbildes, verschiedene Therapien zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem Feuchtigkeitsspendende und Entzündungslindernde Cremes, Gele und Salben.

Auch das Baden im salzreichen Wasser mit anschließender Sonnenbestrahlung kann zu einer Verbesserung des Hautzustandes führen. Dazu muss man nicht an das Tote Meer nach Israel reisen. Solche Behandlungen - sogenannte Balneo-Phototherapien - sind auch ambulant in Deutschland durchführbar. Unter anderem bietet sie das Universitätsklinikum Magdeburg an.

Erst seit wenigen Jahren steht stark Betroffenen auch eine Reihe gentechnologisch hergestellter Medikamente (sogenannte Biologika) zur Verfügung. Sie können die Symptome wirkungsvoll lindern und vorübergehend verschwinden lassen. Die Referenten stellten die neuen Therapieansätze, die gezielt fehlgeleitete Reaktionen des Immunsystems beeinflussen, auf dem Medizinischen Sonntag vor.

Von Sport raten Ärzte den Patienten mit Schuppenflechte nicht grundsätzlich ab. Früher hatte man vermutet, dass schweißtreibende Aktivitäten die Erkrankung verschlimmern würden. Neuere Untersuchungen haben aber gezeigt, dass bei guter Hautpflege die positiven Seiten des Sports auch bei Psoriasis-Patienten überwiegen, erklärten die Ärzte.

Die auf dem Medizinischen gehaltenen Vorträge sind im Internet abrufbar unter: www.med-magdeburg.de/medizinischer_sonntag