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Was die Digitalisierung für Arbeitnehmer bedeutet

Eine App für jeden Handgriff und ein Roboter in jeder Fabrik: Die Digitalisierung wird das Arbeitsleben in den kommenden Jahren massiv verändern. Arbeitnehmer, die sich darauf vorbereiten wollen, müssen sich jetzt weiterbilden - und im Kopf beweglich bleiben.

Von Tobias Hanraths, dpa 25.04.2016, 04:00

München (dpa/tmn) - Die Digitalisierung verändert die gesamte Arbeitswelt. Ich gehe davon aus, dass die meisten Arbeitnehmer ihren Job in 20 Jahren nicht mehr wiedererkennen werden, sagt Kai Wächter, Mitglied der Geschäftsführung der Unternehmensberatung BearingPoint.

Digitalisierung bedeutet vor allem, dass alles immer mehr von IT durchdrungen und miteinander vernetzt wird. Dadurch verändern sich Prozesse, die Organisation der Arbeit, und es entstehen auch neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel Big Data, erklärt Vanessa Barth. Sie ist Vorstandsmitglied der IG Metall. Erste Auswirkungen davon sind heute schon zu sehen. So gibt es zum Beispiel kaum einen Bürojob mehr, der ohne E-Mail auskommt.

Ein Grund zur Panik? Nicht unbedingt, sagt Vanessa Barth. Denn wie so vieles hat die Digitalisierung gute und schlechte Seiten. Viele Arbeiten lassen sich durch Digitalisierung einfacher und schneller erledigen, sagt die IG-Metall-Expertin. Andererseits können aber ganze Arbeitsbereiche wegfallen - oder sie verändern sich grundlegend.

In Fabriken macht sich die Digitalisierung etwa durch die immer größere Verbreitung von Robotern bemerkbar. Was das genau bedeutet, untersuchen die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Überflüssig wird der Mensch durch seine mechanischen Kollegen nicht, schreiben sie in der Studie Produktionsarbeit der Zukunft. Vollautomatische Produktionshallen wird es in absehbarer Zukunft nur in Ausnahmefällen geben.

Die Rolle des Menschen in Fabriken wird aber eine andere sein, so die Forscher: Anstatt Routineaufgaben selbst zu erledigen, überwachen Menschen die Arbeit der Roboter, zum Beispiel mit einem Tablet. Motorische Fähigkeiten werden also weniger wichtig, analytische und intellektuelle Fähigkeiten dagegen umso entscheidender.

Angst müssen Arbeitnehmer vor solchen Änderungen nicht haben, sagt Vanessa Barth. Aber vorbereitet sollten sie sein: Arbeitnehmer sollten mit den Entwicklungen in ihrer Branche Schritt halten und sich konsequent weiterbilden. Das kann zum Beispiel bedeuten, einfach nur die Nachrichten rund um den eigenen Job zu verfolgen.

Konkret heißt es aber auch, sich mit neuer Software und neuen Tools eingehend zu beschäftigen. Im Idealfall passiert das direkt im Unternehmen. Es kann aber auch sein, dass Arbeitnehmer zu Autodidakten werden müssen. Das lebenslange Lernen wird wichtiger, sagt Kai Wächter. Da sind Arbeitnehmer stärker auf sich selbst angewiesen, weil die Ausbildungsangebote mit der Entwicklung nicht immer Schritt halten.

Allerdings geht es nicht nur um konkrete Kenntnisse, sagt Kai Wächter. Natürlich brauchen Arbeitnehmer künftig auch mehr klassische technische Fähigkeiten, weil sie zum Beispiel die Tools für die virtuelle Zusammenarbeit bedienen können müssen. Wichtiger sei aber das, was er kognitive Agilität nennt: Die Bereitschaft, sich mit neuen Entwicklungen zu beschäftigen und das eigene Verhalten an die Umstände anzupassen.

Studie Produktionsarbeit der Zukunft des Fraunhofer IAO (PDF)