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Ehrlich bleiben Wie Bewerber mit Lücken im Lebenslauf umgehen sollten

Krankheit, eine Auszeit oder Jobsuche: Die Gründe für Lücken im Lebenslauf sind vielfältig - und oft nichts, womit man in einer Bewerbung prahlen möchte. Doch ein selbstbewusster Umgang damit kann die Chance auf einen neuen Job manchmal sogar verbessern.

Von Pauline Sickmann, dpa 19.03.2018, 03:47

Berlin (dpa/tmn) - Lücken und Brüche im Lebenslauf sind schlecht. Mit ihnen zeigen Bewerber Schwäche - und jeder Arbeitgeber sucht doch belastbare Mitarbeiter. So das gängige Vorurteil - das aber gar nicht mehr stimmt.

"Authentizität ist wichtiger als ein glatt geschliffener Lebenslauf wie aus dem Lehrbuch", sagt Katharina Herrmann vom Bundesverband für Personalmanager (BPM). "Als Personalerin möchte ich wissen: Wie geht der Bewerber mit der Ausnahmesituation um?"

Deshalb können Bewerber Lücken im Lebenslauf zu ihrem Vorteil nutzen, erklärt Jutta Boenig von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK). Sie rät: "Bewerber sollten zur Lücke stehen. Mit einem selbstbewussten Umgang können sie ihr Gegenüber beeindrucken."

Allerdings sollte man die Lücken und Brüche möglichst positiv auslegen. Eine freiwillig genommene Auszeit wie eine Reise lässt sich dabei natürlich besonders leicht verkaufen. "Man hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich einen lang ersehnten Traum erfüllt", schlägt Boenig als Erklärung vor. Schwieriger ist dagegen, Lücken wegen Arbeitslosigkeit oder gesundheitlichen Problemen positiv darzustellen. Ein Weg: Sie als Neuorientierung interpretieren und den Fokus darauf legen, die Krise überwunden zu haben.

Um Unklarheiten und unangenehme Situationen während der Bewerbung von Beginn an zu vermeiden, sollte man die Lücken bereits im Lebenslauf nennen. Auf keinen Fall sollten Bewerber eine längere Pause verschleiern oder Erfahrungen erfinden, sagt Katharina Herrmann. Viele Bewerber fürchten sich, mit einer Lücke schlecht dazustehen. Dabei sind einige Monate Arbeitslosigkeit meist überhaupt kein Problem. "Ich sehe die Fragen nach Lücken im Lebenslauf eher wie ein kleines Kompetenzinterview: Der Bewerber kann zeigen, wie er mit schwierigen Situationen umgeht."

Allerdings rät Herrmann Bewerbern auch, die Karten offen auf den Tisch zu legen - Herausforderungen inklusive. "Wenn jemand kleine Kinder zu Hause hat oder seine Eltern pflegt, sind flexible Arbeitszeiten oder eine verringerte Stundenanzahl manchmal nötig. Das möchte ein Unternehmen von Anfang an wissen." Schließlich sei niemandem damit geholfen, wenn nach den ersten Wochen im neuen Job herauskommt, dass die Arbeitsbedingungen nicht passen.

Den Grund für den lockeren Umgang mit Lücken im Lebenslauf sieht Wirtschaftspsychologin Annette Kluge von der Ruhr-Universität Bochum unter anderem im Fachkräftemangel. "Den Unternehmen wird immer mehr bewusst, dass sich die Bewerber die Unternehmen aussuchen können." Dadurch verringert sich der Druck auf Kandidaten, perfekte Lebensläufe zu präsentieren.

Gleichzeitig nehmen sich immer mehr junge Leute schon früh Auszeiten, um sich ehrenamtlich zu engagieren oder zu reisen. "Einen wesentlichen Beitrag hat außerdem die Elternzeit für Väter geleistet. Es wird damit immer natürlicher und normaler, auch mal eine Auszeit für die Familie zu nehmen." Das sieht Kluge sehr positiv. "Je mehr junge Leute in den Unternehmen nachrücken, die solche Erfahrungen mit Lücken selber gemacht haben, umso mehr - so hoffe ich jedenfalls - wertschätzen und verstehen sie diese Lücken auch bei Bewerbern."

Lücken im Lebenslauf lassen sich nicht vermeiden. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht. Foto: Christin Klose
Lücken im Lebenslauf lassen sich nicht vermeiden. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht. Foto: Christin Klose
dpa-tmn
Professor Annette Kluge arbeitet als Wirtschaftspsychologin an der Ruhr-Universität Bochum. Foto: Roberto Schirdewahn/Ruhr-Universität Bochum
Professor Annette Kluge arbeitet als Wirtschaftspsychologin an der Ruhr-Universität Bochum. Foto: Roberto Schirdewahn/Ruhr-Universität Bochum
Ruhr-Universität Bochum
Katharina Herrmann ist Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes für Personalmanager (BPM). Foto: Jan Pauls Fotografie/50Hertz
Katharina Herrmann ist Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes für Personalmanager (BPM). Foto: Jan Pauls Fotografie/50Hertz
50Hertz