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Steiniger Berufsweg Frauen in MINT-Berufen: Geschlechterklischees als Bremse

"Informatik ist doch nichts für Mädchen." Das ist natürlich Unfug - und doch sind solche Sätze immer wieder zu hören. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sind diese Klischees nicht nur nervig, sondern ein echtes Problem. Besserung ist aber zum Glück in Sicht.

Von Gespräch: Tobias Hanraths, dpa 07.09.2017, 03:39

Bielefeld (dpa/tmn) - Viele Branchen in Deutschland leiden inzwischen unter einem Fachkräftemangel - allen voran die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Gleichzeitig ist der Frauenanteil in diesen Jobs weiter gering.

Eine Lösung für den Mangel liegt also auf der Hand. Doch noch immer liegen Frauen und Mädchen beim Sturm auf die MINT-Welt zu viele Stolpersteine im Weg.

Einer dieser Stolpersteine sind hartnäckige Geschlechterklischees nach dem Motto "Das ist doch nichts für Mädchen". "Es wird nicht gesehen, dass es auch unter Frauen technikbegeisterte Nerds und eine große Vielfalt gibt", sagt Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück und Vorsitzende des Vereins Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit.

Woher kommen diese Klischees? "Die Geschichte der technischen Berufe wird überwiegend als Männergeschichte erzählt", sagt Schwarze. "Die Geschichten der Frauen, die daran beteiligt waren, rücken erst in den letzten Jahren vermehrt in das öffentliche Bewusstsein" - beispielsweise durch Filme und Bücher, die den hohen Anteil von Frauen an Pioniertaten wie der Mondlandung thematisieren. "Gerade junge Frauen erhalten durch solche Vorbilder in den Medien Unterstützung in der beruflichen Orientierung."

Ein weiterer Klischeetreiber sind die Hersteller technischer Produkte. "Technisches Spielzeug war im Bereich der Informationstechnik zum Beispiel seit Jahren auf Jungs und Männer zugeschnitten, schon seit der Entwicklung des C64", sagt Schwarze. Wie tief das sitzt, war jahrelang in der Werbung für Gadgets aller Art zu bewundern: Die richtete sich fast nur an Männer. "Frauen wurden häufig pinkfarbene, spielerisch anmutende Geräte angeboten."

Hinzu kommen weitere Probleme - eine Berufs- und Studienberatung etwa, die sich zu sehr an Stereotypen orientiert. Und das zeigt Wirkung: "Die Erfahrungen mehrerer Studien zeigen, dass die Interessen bis zur Pubertät kaum unterschiedlich sind", sagt Schwarze. "Mit dem Einsetzen der Pubertät spielen Geschlechterklischees aber eine größere Rolle."

Die Folge: Weniger Mädchen interessieren sich für ein Studium oder eine Ausbildung im MINT-Bereich. Und diejenigen, die es doch tun, werden dabei häufig wieder mit denselben Klischees konfrontiert. Gegenwehr? Fast unmöglich. "Es ist schwer, sich als einzelne Frau gegenüber stereotypen Sichtweisen durchzusetzen", sagt Schwarze. "Da helfen eigentlich nur konsequente Maßnahmen wie Führungskräftetrainings oder Mentoringprogramme." In vielen Unternehmen werde das auch schon umgesetzt - ein Ende der Klischees ist also eventuell in Sicht.