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Umfrage-Ergebnis Im Mittelstand mehr Frauen an Spitze als in Dax-Konzernen

Nach wie vor ist nur jede sechste Position in der obersten Führungsriege bei Mittelständlern mit einer Frau besetzt. Dabei zeigt sich: Je kleiner die Firma, desto weiblicher die Geschäftsführung.

07.03.2019, 13:37

Stuttgart (dpa) - Die oberste Führungsriege in mittelständischen Firmen ist meist weiblicher als in Dax-Konzernen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfgesellschaft Ernst & Young (EY) unter deutschen Mittelständlern.

Dort sind demnach 17,1 Prozent der Mitglieder in Geschäftsführungen Frauen - knapp ein Prozentpunkt mehr als noch vor einem Jahr. Damit sind die Chancen, überhaupt eine Führungsposition zu ergattern, zumindest statistisch gesehen größer als in börsennotierten Unternehmen.

Nach der Auswertung von EY besetzen Frauen in Dax-Konzernen 15 Prozent der Stellen im Vorstand. Im Index der mittelgroßen Werte (MDax) sind es acht Prozent und im SDax, der kleinere Firmen umfasst, sogar nur fünf Prozent.

Dabei stellte die Hans-Böckler-Stiftung fest, dass in den Firmen, die qua Gesetz eine Frauenquote für den Aufsichtsrat erfüllen müssen, auch die Vorstandsposten häufiger mit Frauen besetzt wurden. Seit 2016 müssen die börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen 30 Prozent der Aufsichtsratsposten mit dem jeweils unterrepräsentierten Geschlecht besetzen. Allerdings finden sich nur in sieben der 160 Unternehmen in Dax, MDax und SDax zwei Frauen im Vorstand. Und einen weiblichen Vorstandschef sucht man in den größeren Firmen des Dax und MDax vergeblich.

Bei den mittelständischen Unternehmen ist es dagegen umgekehrt. Firmen mit einem Umsatz von weniger als 30 Millionen Euro kommen auf einen etwas höheren Frauenanteil von 18 Prozent in der Führungsriege, während der Anteil in größeren Firmen mit mehr als 100 Millionen Euro bei 15 Prozent liegt.

Der höhere Frauenanteil in den Geschäftsführungen kleinerer Firmen könne daran liegen, dass diese Unternehmen im Werben um Fachkräfte kreativer und flexibler sein müssten als die großen Unternehmen, sagte EY-Partnerin Elfriede Eckl. "In dieser Größenordnung werden viele Unternehmen außerdem von Familien geführt - Frauen, Töchter und Enkelinnen werden hier schon von Haus aus an die Verantwortung herangeführt und übernehmen schnell wichtige Rollen im Betrieb."

Bei jedem dritten Mittelständler bestimmen allerdings noch allein Männer den Kurs. Nur zwei Drittel der Firmen haben demnach mindestens eine Frau in Vorstand oder in der Geschäftsführung. Und auch der oberste Chefposten wurde zuletzt immer seltener von Frauen besetzt.

Laut einer Auswertung des Mittelstandspanels der Förderbank KfW ist der Anteil der Mittelständler in Deutschland mit einer Frau an der Spitze des Unternehmens zuletzt gesunken. 2017 wurde nur gut jede sechste mittelständische Firma (15,4 Prozent) von einer Frau geführt. Ein Jahr zuvor war bei 16,4 Prozent der rund 3,7 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen eine Chefin am Ruder. 2013 lag der Anteil gar bei gut 19 Prozent.

Allerdings betreibt laut der Auswertung von EY auch weniger als ein Viertel der befragten Firmen (22 Prozent) aktive Frauenförderung. Das ersticke Frauenkarrieren schon früh im Keim, sagte EY-Partnerin Eckl. "Denn zum einen sind tradierte Rollenbilder in der Gesellschaft nach wie vor nicht überwunden, zum anderen ist jedoch auch das oft höhere Einkommen des Mannes der Grund, warum sich häufiger die Frauen um die Familie kümmern, während die Männer die Hauptverdiener sind." Als aktive Frauenförderung zählen die Wirtschaftsprüfer Trainings zur Karriereförderung, eine Angleichung der Gehälter zwischen Männern und Frauen oder flexible Arbeitszeiten.

Mitteilung KfW

Hans-Böckler-Stiftung

Mitteilung EY