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Interner Bericht Jobcenter helfen behinderten Arbeitslosen zu wenig

Arbeitslose mit Behinderung bekommen bei der Suche nach einem Job zu wenig Unterstützung. Das Arbeitsministerium kündigt Änderungen an.

08.10.2018, 15:02
Um Menschen mit Behinderung zu vermitteln, ergreifen Jobcenter oft nicht die richtigen Maßnahmen. Das geht aus einem BA-Bericht hervor. Foto: Jens Kalaene
Um Menschen mit Behinderung zu vermitteln, ergreifen Jobcenter oft nicht die richtigen Maßnahmen. Das geht aus einem BA-Bericht hervor. Foto: Jens Kalaene ZB

Berlin (dpa) - Arbeitslose mit dauerhaften gesundheitlichen Problemen bekommen laut einem internen Bericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) von Jobcentern zu wenig Hilfe bei der Suche nach Arbeit.

Bei der Betreuung der in der Regel behinderten Menschen und ihrer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt handelten die Jobcenter "überwiegend nicht zielführend", heißt es in dem BA-Papier. "Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt diesen Innenrevisionsbericht mit den beschriebenen Befunden", teilte eine Sprecherin der Behörde in Nürnberg mit. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet.

Laut dem BA-Papier erhalten die Betroffenen oft "nicht die individuell erforderliche Hilfe". Die Kommunikation mit ihnen sei "in nahezu allen Fällen unzureichend", die Abstände zwischen den Gesprächen zu lang. Bei vielen Beschäftigten der Jobcenter sei "das Fachwissen oder das Bewusstsein für die besonderen Belange der behinderten Kunden nicht vorhanden", schreiben die internen Prüfer. Leistungen an die dauerhaft erkrankten Menschen würden teilweise zu Unrecht aus Bundesmitteln finanziert.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte, gerade bei lang anhaltender Arbeitslosigkeit träten gesundheitliche Probleme auf, die durch behinderungsgerechte Förderung ausgeglichen werden könnten. Sie forderte spezielle Reha-Vermittler in allen Jobcentern, die genug Fachwissen und Zeit haben, sich um die Betroffenen zu kümmern.

Geprüft wurde für den BA-Bericht in den Jobcentern in Berlin-Mitte, Unna, Mannheim und Lübeck. Es kann nach Ansicht der Revisoren aber sein, dass es bundesweit in anderen Jobcentern ähnlich aussieht. Die Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Anette Kramme, kündigte an, dass die notwendigen Schritte nun mit der Bundesagentur erörtert werden. Das Ministerium strebe Änderungen an. Von der BA hieß es: "Maßnahmen, um die beschriebene Situation zu ändern, wurden bereits ergriffen."

Nach DGB-Angaben nahmen im Juni 2018 bei den Jobcentern 21.500 Arbeitslose an Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation teil - bei insgesamt 1,5 Millionen Arbeitslosen, die von den Jobcentern betreut wurden. In den Agenturen für Arbeit wurden im gleichen Monat 29.600 Arbeitslose in Reha-Maßnahmen gefördert. Insgesamt werden 730.000 Menschen im Bereich der Arbeitslosenversicherung betreut. Sie bekommen bis zu zwölf Monate nach Einsetzen der Arbeitslosigkeit Unterstützung. Berufliche Rehabilitation beinhaltet eine Umorientierung, wenn nach einer längeren Krankheit oder aufgrund einer Behinderung ein Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.