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Zwischen Hobel und CNC-Fräse Wie werde ich Holzmechaniker?

Sie sägen, schleifen und brauchen viel technisches Verständnis: Holzmechaniker kümmern sich vor allem um die industrielle Verarbeitung von Holz. Auf Maschinenlärm und Schmutz müssen sich Auszubildende einstellen.

Von Roman Wintz, dpa 24.06.2019, 03:51
Bevor ein Produkt zum Kunden geht, steht die Qualitätssicherung an: Worauf dabei zu achten ist, lernt Meißner in seiner Ausbildung bei der Firma Köhnlein Türen. Foto: Daniel Karmann/dpa-tmn
Bevor ein Produkt zum Kunden geht, steht die Qualitätssicherung an: Worauf dabei zu achten ist, lernt Meißner in seiner Ausbildung bei der Firma Köhnlein Türen. Foto: Daniel Karmann/dpa-tmn dpa-tmn

Stimpfach/Heilbronn (dpa/tmn) - Frühmorgens, wenn Lukas Meißner den Betrieb betritt, weht ihm ein angenehmer Duft von Holz entgegen. Hier be- und verarbeitet er beispielsweise Türen oder Zargen.

Er nimmt Messungen vor, behandelt Oberflächen, stellt verschiedene Holzteile her oder lernt den ordnungsgemäßen Umgang mit Werkzeugen. Meißner absolviert bei der Firma Köhnlein Türen im baden-württembergischen Stimpfach eine Ausbildung zum Holzmechaniker der Fachrichtung Herstellen von Möbeln und Innenausbauteilen.

Der Auszubildende bedient und programmiert dafür auch CNC-gesteuerte Maschinen und führt die Qualitätssicherung durch. "Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien in Kombination mit traditionellem Holz und zusätzlich die entsprechenden Maschinen zu programmieren, das macht die Arbeit sehr faszinierend", sagt Lukas Meißner.

Wichtig ist handwerkliches Geschick

"Ich kann die Fähigkeiten auch privat viel nutzen, sie sind fast überall einsetzbar. Außerdem ist Holzmechaniker ein gesuchter Beruf, es gibt immer die Chance auf eine Arbeitsstelle", so Meißner.

In der Schule muss sich der Azubi viel mit Mathematik auseinandersetzten, zum Beispiel bei Flächen- und Volumenberechnungen. Die Montage zu planen und vorzubereiten, Produkte zu prüfen oder Bauelemente herzustellen gehört aber genauso zum Schulalltag wie das Steuern von Produktionsprozessen oder die Instandhaltung von Geräten.

Grundvoraussetzungen für den Beruf sind Freude an der Arbeit mit Holz und handwerkliches Geschick. "Außerdem sollten Interessierte technisches Verständnis mitbringen, beispielsweise für den Umgang mit Maschinen.

Parallelen zum Schreinerberuf

Verantwortungsbewusstsein und sorgfältiges Arbeiten sind ebenfalls unerlässlich", so Joachim Seitz, Ausbilder bei Köhnlein Türen. Man müsse auch anpacken können und sollte nicht empfindlich gegenüber Lärm und Schmutz sein.

In vielen Teilen ist die Ausbildung zum Holzmechaniker mit der zum Schreiner vergleichbar, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erklärt. Gerade im letzten Teil der Ausbildung gibt es jedoch Unterschiede - denn die Ausbildungen bereiten auf unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten vor.

Holzmechaniker arbeiten eher in der industriell orientierten Produktion, während der Schreiner traditionell im Handwerk ausgebildet wird.

Duale Ausbildung

Die Ausbildung wird in drei Fachrichtungen angeboten: Die Auszubildenden können sich wie Meißner auf Herstellung von Möbeln und Innenausbauteilen spezialisieren, auf Bauelemente, Holzpackmittel und Rahmen oder auf das Montieren von Innenausbauten und Bauelementen.

Die Ausbildung zum Holzmechaniker dauert drei Jahre und ist dual aufgebaut. Lukas Meißner lernt sein Handwerk also in Schule und Betrieb. Im ersten Ausbildungsjahr stehen die theoretischen Grundlagen an, ab dem zweiten auch die Praxis.

"Jeder Tag ist ein neues Abenteuer, da man immer etwas Neues lernt. An verschiedenen Stationen in den jeweiligen Abteilungen bin ich an unterschiedlichen Arbeitsplätzen. Mir werden die Aufgaben erst erklärt, danach darf ich das Gelernte selbst umsetzen. Momentan bin ich in der Zargenerstellung und bald kümmere ich mich um die Kantenleimmaschinen", erzählt Meißner.

Arbeit mit sichtbaren Ergebnissen

Das Schöne an dem Beruf seien das sichtbare Ergebnis und die Teamarbeit. "Jeder leistet seinen Beitrag, und das Team im Hintergrund zu haben gibt Sicherheit", so Meißner. Die Nachteile des Jobs sind seiner Meinung nach "die tägliche Konfrontation mit Feinstaub und die Splittergefahr."

Wenn Meißner die Ausbildung erfolgreich absolviert hat, stehen die Chancen gut für ihn. Sein Betrieb hat das Ziel, die Auszubildenden zu übernehmen, um den Fachkräftebedarf zu sichern, so Ausbilder Seitz.

Die Vergütung während der Ausbildung unterscheidet sich je nach Betrieb und Bundesland. In Baden-Württemberg zum Beispiel sieht es folgendermaßen aus: "Im ersten Jahr bekommen die Auszubildenden ein monatliches Gehalt von 920 Euro brutto. Im zweiten Jahr sind 956 Euro veranschlagt und im dritten gibt es 997 Euro", sagt Detlef Schulz-Kuhnt von der IHK Heilbronn.

Viele Berufe stehen nach der Ausbildung offen

In anderen Bundesländern beginnt die Vergütung nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit mitunter bei 640 Euro monatlich im ersten Jahr und steigt im dritten auf 778 Euro an.

Holzmechaniker arbeiten je nach Fachrichtung etwa bei Möbelherstellern, bei Verpackungsmittelherstellern oder in Betrieben der Raumausstattung. Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, dem steht nach Angaben des BIBB zum Beispiel die Weiterbildung zum Industriemeister oder zum technischen Fachwirt offen. Wem das nicht reicht, kann auch ein Studium zum Holztechniker, Verpackungs- oder Produktionstechniker absolvieren.

Am meisten Spaß macht Meißner an seiner Arbeit, "dass man sieht, was man gemacht hat. Ich werde hier an die Hand genommen und bin jedes Mal begeistert von den Endprodukten, die durch ihre verschiedenen Materialien eine sehr moderne Wirkung in der Optik haben. Langweilig wird es garantiert nicht."

Berufsbild bei der Bundesagentur für Arbeit

Infos zur Vergütung von Holzmechanikern

BIBB zum Holzmechaniker

Infos zu Ausbildungen in der Holz verarbeitenden Industrie