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Zwischen Theke und Tiegeln Wie werde ich Pharmazeutisch-technische/r Assistent/in?

Nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie kommt Apotheken eine wichtige Bedeutung zu. Pharmazeutisch-technische Assistentinnen sorgen dafür, dass Patienten dort gut beraten sind.

Von Amelie Breitenhuber, dpa 18.01.2021, 03:33
Benjamin Nolte
Benjamin Nolte dpa-tmn

Berlin (dpa/tmn) - Eine kleine Erkältung, ein ziepender Muskel, ein aufgeschürftes Knie: Bei solchen Beschwerden führt oft der erste Gang in die Apotheke. Es sind aber nicht immer Apotheker oder Apothekerin, die dann weiterhelfen.

Genauso bedienen auch Pharmazeutisch-technische Assistenten, kurz PTA, die Kundinnen und Kunden. Information und Beratung der Patientinnen und Patienten sei nach der Ausbildung die wichtigste Aufgabe der PTA, bestätigt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.

Mit Computer und geschickten Händen

Neben einem Realschulabschluss, der Voraussetzung für die Ausbildung ist, sollten sich angehende PTA deshalb nicht nur für Naturwissenschaften interessieren, sondern auch gerne Kontakt zu Menschen haben.

Auch ein gewisses Verständnis im Umgang mit Computern sei wichtig, denn in den Apotheken sind sehr viel mehr Prozesse digitalisiert als Kunden das bei einem Apothekenbesuch wahrnehmen, erklärt Sellerberg, die selbst Apothekerin ist.

PTA sind nicht nur an der Theke tätig: Sie stellen zum Beispiel Salben her oder prüfen Stoffe im Labor. Deshalb sollten sie sehr genau und sorgfältig arbeiten sowie ein gewisses manuelles Geschick mitbringen.

Schule - Prüfung - Praktikum - Prüfung

Insgesamt dauert die Ausbildung zwei Jahre. Zuerst besuchen angehende PTA zwei Jahre lang eine Berufsfachschule. Danach legen sie den ersten Teil ihrer staatlichen Prüfung ab. Schließlich geht es in die Apotheke - für sechs Monate Praktikum, nach denen der zweite Teil der Prüfung folgt. Wer alles bestanden hat, darf künftig als PTA in der Apotheke arbeiten.

Während ihres Praktikums werden die angehenden PTA Schritt für Schritt an die Information und Beratung der Patienten herangeführt, erklärt Sellerberg. "Sie stellen individuelle Arzneimittel, wie Cremes oder Zäpfchen - sogenannte Rezepturen - her und prüfen Ausgangsstoffe von Rezepturarzneimitteln." Sie unterstützen auch das kaufmännische Personal der Apotheke, und lernen so die Abläufe und die Fertigarzneimittel kennen.

Mit Geduld und Fingerspitzengefühl

Das Schöne am Beruf ist für viele, dass sie Tag für Tag Menschen bei ihren Problemen oder Beschwerden weiterhelfen können. "Die Beratung der Patienten wird oft als sehr erfüllend wahrgenommen, zum Beispiel wenn man einem Patienten erklären kann, wie er sein Arzneimittel richtig anwendet", erklärt Sellerberg.

Wer jeden Tag Menschen zu Fragen rund um ihre Gesundheit berät, erfährt oft auch viel Persönliches. "Die Schicksale, die hinter einigen Patienten stehen, sind manchmal nicht einfach zu bewältigen und erfordern viel Fingerspitzengefühl", sagt Sellerberg zu den Herausforderungen des Berufs.

Lebhafter Arbeitsalltag im Team

Daneben macht der regelmäßige Kontakt zu den Patientinnen und Patienten den Beruf aber auch sehr vielseitig. Da PTA nicht alleine in der Apotheke stehen, sondern etwa mit den Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) zusammenarbeiten, sei der Arbeitsalltag im Team oft sehr lebhaft.

Vor allem Berufsanfänger müssen aber oft erstmal dahinterkommen, wie man die Rezepte vom Arzt richtig beliefert. "Hier sind viele bürokratische Vorgaben zu beachten - weit mehr, als Laien auf den ersten Blick erkennen", erklärt Apothekerin Sellerberg.

Schulgeld und Praktikumsvergütung

Weil PTA ihre Ausbildung an einer Berufsfachschule machen, bekommen sie in den ersten zwei Jahren keine Vergütung. Stattdessen müssen sie zum Teil Schulgeld, Aufnahme- und Prüfungsgebühren oder Materialkosten bezahlen. An öffentlichen Schulen ist die Ausbildung für die Schüler und Schülerinnen aber in der Regel kostenfrei, wie die Bundesagentur für Arbeit auf dem Portal Berufenet erklärt.

"Demnächst ist vorgesehen, dass für die PTA-Ausbildung generell kein Schulgeld mehr bezahlt werden muss", ergänzt Sellerberg. Schülerinnen und Schüler können zudem eine Ausbildungsförderung wie etwa Bafög beantragen.

In ihrem Praktikum bekommen angehenden PTA dann eine monatliche Vergütung von 732 Euro brutto, wie Infos der Arbeitsagentur zeigen. Um den Berufseinstieg müssen sich PTA in der Regel keine Sorgen machen. Sie werden bundesweit gesucht, sagt Sellerberg. Für Berufsanfänger in der Apotheke sieht der Tarifvertrag dann 2149 Euro brutto im Monat vor.

Beratung wird immer wichtiger

Da sich PTA verstärkt darum kümmern, Patientinnen und Patienten zu beraten, zu informieren und ihnen passende Arznei oder Medizinprodukte auszugeben, werde 2023 eine angepasste Ausbildungsordnung in Kraft treten, die das berücksichtigt, heißt es von der Bundesapothekerkammer. Für die Herstellung von Arzneimitteln bleibt aber die pharmazeutisch-technologische Kompetenz weiter wichtig.

In der Regel arbeiten PTA nach Abschluss ihrer Ausbildung in öffentlichen Apotheken. Sie können aber durchaus in anderen Bereichen des Gesundheitswesens Jobs finden. Das können etwa Krankenhausapotheken sein, aber auch Krankenkassen oder andere Einrichtungen der Apothekerschaft. Nicht zuletzt beschäftigt die pharmazeutische Industrie PTA. Dort geht es beispielsweise um die Herstellung und Qualitätskontrolle von Arzneimitteln.

Wer sich später weiterbilden will, hat viele Möglichkeiten. Denkbar ist zum Beispiel eine Vertiefung in Dermopharmazie, wo es um die Vorbeugung und Behandlung von Hautkrankheiten geht - oder auch in der Ernährungsberatung. PTA können auch Pharmazie studieren und Apotheker werden. "Das geht aufgrund der Ausbildung nach einer gewissen Berufserfahrung auch ohne Abitur", so Sellerberg.

© dpa-infocom, dpa:210115-99-41931/4

Berufsbild bei Berufenet

Infoflyer ABDA

Berufsbild ABDA

Übersicht PTA-Schulen

Benjamin Nolte
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dpa-tmn
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