Biber: Sie machen Musik mit Ihren Geschwistern als "Kelly Family" und mit Ihrer eigenen Familie. Worin liegt für Sie der Unterschied?
Angelo Kelly: Es ist einfach noch einmal etwas ganz anderes, mit der eigenen Familie auf der Bühne zu stehen. Ich bin Papa, Mitwirkender und musikalischer Leiter in einer Person. Heute kann ich nachempfinden, wie sich mein eigener Vater früher mit uns gefühlt haben muss. Als musikalischer Leiter habe ich den gesamten Ablauf der Show im Blick. Als Musiker und Sänger bin ich in einer ganz ähnlichen Situation wie bei den Auftritten mit meinen Geschwistern, und als Papa muss ich vor allem darauf achten, dass meine Kinder nicht zu sehr beansprucht werden, und dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Es ist großartig, als Vater live erleben zu dürfen, wie die Kinder sich musikalisch weiterentwickeln. In manchen Momenten bin ich erst einmal gerührt und denke: Wow! Das ist ja unglaublich schön!
Biber: Sie haben erzählt, dass Sie die immer wiederkehrende Frage nach einem Comeback der "Kelly Family" sehr lange sehr genervt hat. Wie kam es dann doch dazu?
Angelo Kelly: Es gab eine sehr lange Zeit, in der ich ausschließlich meine Sachen machen wollte. Der Wunsch wieder gemeinsam zu musizieren, brauchte eine Weile. Ich fand es plötzlich irgendwie komisch, die "Kelly Family" einfach so liegen zu lassen. Anfang der 2000er hatte sich das ja alles aufgelöst, und es war ein abruptes Ende. Es war jetzt nicht dramatisch, aber eben auch nicht sehr schön. Ich hatte die letzten Jahre mehr und mehr das Gefühl, da ist irgendwas unfertig, das kann es doch nicht gewesen sein, und das müsste man korrigieren. Die Zeit zu sagen, komm, wir packen es nochmal an, war gekommen. Was daraus wurde, war unfassbar. Crazy.
Biber: Das neue Album "Irish Heart" ist im Mai erschienen. Ist es ein Tribut an die Heimat der Kellys?
Angelo Kelly: Die Musik, die ich mit meiner Familie mache, hat einen irischen Einfluss. Wir wohnen ja seit fünf Jahren in Irland, und ich wollte mich schon immer mit meinen musikalischen Wurzeln beschäftigen. Das hört und spürt man auf unserem neuen Album.
Biber: Was erhoffen Sie sich für "Angelo Kelly & Family"?
Angelo Kelly: Für mich ist es ein spannender nächster Abschnitt: Wie weit kann ich mich mit meiner Frau und meinen Kindern musikalisch entwickeln? Das Album ist definitiv ein großer Schritt nach vorne gewesen. Den Leuten gefällt es, und das ist natürlich gut. Vor allem live kommt es sehr gut an. Wenn man so will, sind wir vor allem eine Familie, die zusammen Musik macht. Jedes Kind hat eine eigene Stimme, einen eigenen Einfluss. Von den Älteren oder von meiner Frau wurden ja auch Songs geschrieben. Aber wir wissen auch nicht, was nächstes Jahr ist. Wenn die Kids wollen, dann machen wir gerne weiter, und wenn nicht, dann mache ich eben allein wieder Musik. Denn das ist meine Berufung, das ist das, was ich liebe.
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