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The Tiger Lillies Von Dämonen und Spukschlössern

Die "Tiger Lillies" aus England sind auf Europa-Tournee und machen mit ihrer Show "Das verwunschene Schloss" von Edgar Allan Poe Station in Magdeburg.

13.06.2018, 08:26

Einer der Höhepunkte beim 12. Internationalen Figurentheaterfestival "Blickwechsel", das vom 23. bis 29. Juni in Magdeburg läuft, werden "The Tiger Lillies" aus England mit der deutschen Erstaufführung "Edgar Allan Poe's Haunted Palace" sein. Die Weltmeister des schwarzen Humors sind am 27. Juni im Opernhaus zu erleben. Jesko Döring sprach für den Biber im Vorfeld mit Martyn Jacques, dem Kopf der Band.
Biber: Sind Sie das erste Mal in Magdeburg?
Martyn Jacques: Ich kann es nicht sagen; im nächsten Jahr feiern wir unser 30-jähriges Bühnenjubiläum - worauf wir sehr stolz sind. Und natürlich waren wir in dieser langen Zeit ganz schön viel unterwegs. In Amerika, Australien, Europa, Südamerika, China - auf dem ganzen Erdball haben wir gespielt. Und auch in Deutschland hatten wir sehr viele großartige Shows. Da kann Magdeburg durchaus dabei gewesen sein. Aber Hand aufs Herz - wenn man so viel unterwegs ist ... Es kann also durchaus sein, aber falls nicht, wird es umso spannender für uns.
Biber: Über so lange Zeit immer unterwegs zu sein, ist wahrscheinlich sehr anstrengend, oder?
Martyn Jacques: Oh ja, das ist es durchaus. Insbesondere, wenn eine neue Tournee startet. Und du möchtest natürlich an jedem Abend, in jedem Land, in jeder Stadt bei jeder Show das Beste geben. Da ist hohe Konzentration das Wichtigste. Das Anstrengendste hingegen ist tatsächlich das ständige Unterwegssein. Aber der Moment auf der Bühne entschädigt für alles. Und ich kann sagen: Es ist der beste Job der Welt.
Biber: Sie verpacken bekannte Klassiker der Literatur auf völlig neue Weise in eine typische "Tiger Lillies"-Show. Wie entstehen solche Stücke?
Martyn Jacques: Inspiration ist die Basis für das Entstehen einer Show. Ich nehme mir die Originaltexte - wie hier: "The Haunted Palace (Das verwunschene Schloss)", "Der Untergang des Hauses Usher" und "Der Rabe" - für ein paar Tage intensiv vor und lese mich in die Story ein. Dann lege ich alles komplett beiseite und versuche, hinter die Geschichten und auf Edgar Allan Poe's Gedanken zu blicken. Wie die Menschen damals lebten, was für eine Zeit das war. Anschließend interpretiere ich die Geschichte neu und stelle mir das Ganze aus der Sicht Poe's vor. Mit seiner Verrücktheit, seinen Zweifeln, Qualen und Dämonen. Daraus entsteht dann der typische "Tiger Lillies"-Mix aus Original und meiner Beschreibung dieser Geschichte in einer Show aus Theater und natürlich sehr viel Musik.
Biber: Sie werden Magdeburg das Gruseln lehren? Wie gehen Sie es an?
Martyn Jacques: Nein. Naja, obwohl . vielleicht doch. Sagen wir es so: Die gruselige, dunkle Gefahr besteht ja in den Menschen selbst, vor allem, wenn deren eigene Dämonen die Heimsuchung antreten. In unserer Show locken wir sie hervor und kommen vielleicht ihren Geheimnissen auf die Spur.
Biber: Verraten Sie mehr über das Stück?
Marytn Jacques: Es beginnt mit einem jungen schwedischen Schriftsteller. In einem alten Schloss schreibt er eine Geschichte über Edgar Allan Poe und dessen Leben bis hin zum Tod. Und er findet immer neue Geschichten in den Zimmern. Er trifft außerdem auf einen Raben, und er wird seinen Kopf verlieren, den es allerdings wiederzufinden gilt. Das Ganze entwickelt sich ziemlich absurd, schräg und mit einer gehörigen Portion schwarzer Comedy. Dazu kommen einige multimediale Elemente, und so bauen wir nach und nach unser Spukschloss á la "Tiger Lillies" auf die Bühne des Opernhauses in Magdeburg.