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Trotz Boykott-Aufrufen Festival Pop-Kultur will den Austausch pflegen

Popstar Neneh Cherry und ein Gründungsmitglied der legendären Band Can haben sich angekündigt. Beim Berliner Festival Pop-Kultur geht es aber nicht nur um Musik, sondern auch um Politik.

23.07.2018, 11:18
Festivalchefin Katja Lucker will sich von anti-israelischen Boykott-Aufrufen nicht beirren lassen. Foto: Rainer Jensen
Festivalchefin Katja Lucker will sich von anti-israelischen Boykott-Aufrufen nicht beirren lassen. Foto: Rainer Jensen dpa

Berlin (dpa) - Das Berliner Festival Pop-Kultur will sich von anti-israelischen Boykott-Aufrufen nicht beirren lassen.

"Austausch ist eines unserer ganz großen Themen. Das ist ganz selbstverständlich. Das machen alle Kulturfestivals", sagte Festivalchefin Katja Lucker der Deutschen Presse-Agentur. "Genauso selbstverständlich machen wir das mit Israel. Das sind künstlerische Entscheidungen. Wir sind standhaft und lassen uns von Boykott nicht einschüchtern."

Wie 2017 sieht sich das Festival (15. bis 17. August) mit Boykott-Aufrufen konfrontiert. Musiker wie John Maus sowie die Briten Shopping, Richard Dawson & Band und Gwenno hatten ihre Teilnahme abgesagt. Anlass ist die Unterstützung des Festivals durch die Botschaft Israels, die 1200 Euro für Unterkunft und Reisekosten für drei Künstler beisteuert.

Das Festival wird vom Musikboard des Senats organisiert. Es arbeite mit allen offiziell von der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Ländern zusammen, hob Lucker hervor. "Das ist für uns eine ganz klare Haltung. Es geht um Kulturaustausch und tolle israelische Künstlerinnen und Künstler, die wir eingeladen haben. Und wir arbeiten genauso mit Israel wie mit Norwegen, Frankreich und vielen anderen Ländern zusammen." Ähnliche Zuschüsse wie durch Israel gibt es demnach auch von anderen Ländern.

Hinter dem Boykott-Aufruf steht die Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Sie begründet ihre Aktivitäten mit der Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Roger Waters (Pink Floyd) und Brian Eno (Roxy Music) sind prominente Fürsprecher der Organisation.

"Man muss auch die Relationen sehen. Es sind fünf von 150 Acts", sagte Lucker zur Dimension des Boykotts. "Wir wollen das natürlich in keiner Weise herunterspielen." Sie verwies auf den Auftakt. Dort wird Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) das Thema generell mit der israelischen Autorin Lizzie Doron diskutieren.

"Dass dieser Talk stattfindet, stand schon fest, bevor wir wussten, dass uns der BDS 2018 wieder im Fokus hat", sagte Lucker. "Denn das allgemeine Thema Boykott ist ja in all seinem Facettenreichtum gegenwärtig in Deutschland und auch auf internationaler Ebene sehr präsent – ob in der Musik, den Medien oder anderen gesellschaftlichen Gefügen."

Rund 100 Konzerte, DJ-Sets, Ausstellungen, Installationen, Talks und Filme sind in der Kulturbrauerei geplant. Zu den Gästen gehören Can-Keyboarder Irmin Schmidt, die Berliner Singer-Songwriterin Kat Frankie und Popstar Neneh Cherry. Bei einigen Konzerten gibt es eine Gebärden-Dolmetscherin. Lucker: "Wir haben noch mehr Frauen und queere Szene im Programm. Mittlerweile sind es 60 Prozent Frauen. Wir sind das einzige Festival, das wirklich von sich behaupten kann, so divers zu sein."

Auch junge Künstler sind dabei: "Wir versuchen ja immer auch, da so ein bisschen Trüffelschwein zu sein für junge Acts, die man vielleicht noch nicht so kennt - zum Beispiel International Music, eine Band aus Essen. Das ist eine Band, die gerade ziemlich gehypt wird."

Website Pop-Kultur

Mitteilung zum Programm

Stellungnahme zu Boykott