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Box-Legende "Big George" Foreman wird 70 - Axel Schulz erinnert sich

Eine Niederlage macht ihn unvergessen. 1974 kassiert der zuvor ungeschlagene George Foreman gegen Muhammad Ali in Kinshasa einen vernichtenden Knockout. Über 20 Jahre später boxt er gegen Axel Schulz. Am Donnerstag wird Foreman 70.

Von Andreas Zellmer, dpa 10.01.2019, 01:00

Berlin (dpa) - Mit knapp 49 stand George Foreman zum letzten Mal im Ring. Ein Comeback sieben Jahre später scheiterte am Veto seiner Frau. Der unermüdliche Texaner wird am 10. Januar 70 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit.

Seine Niederlage gegen Muhammad Ali machte ihn sportlich unsterblich. Im legendären "Rumble in the Jungle" verlor der damals gefürchtete K.o.-Schläger Foreman am 30. Oktober 1974 gegen "The Greatest" in einer spektakulären Ringschlacht durch Knockout in der achten Runde.

In Foremans Rückblick auf seine Karriere hat aber auch Axel Schulz seinen Part. Am 22. April 1995 stellte sich der betagte Weltmeister in Las Vegas - über 20 Jahre nach dem Ali-Kampf - dem vermeintlich als "Fallobst" engagierten Profiboxer aus Bad Saarow. Aber der 19 Jahre jüngere Schulz, Trainingspartner von Henry Maske, wächst im MGM Grand-Hotel über sich hinaus und macht den Kampf seines Lebens.

"Natürlich war Georges Punktsieg ein Witz. Aber wenn man mit so einer Legende im Ring steht, muss man seinen Gegner für einen Sieg eben umhauen. Das ist mir nicht gelungen - Punkt", sagte Schulz der Deutschen Presse-Agentur. Doch die Kampfrichter hatten es anders gesehen und einen sehr schmeichelhaften Punktsieg errechnet, der dem Platzhirsch den IBF-WM-Titel im Schwergewicht ließ. Zur nächtlichen Pressekonferenz nach dem Kampf war der im Gesicht schwer gezeichnete Foreman mit einer dunklen Sonnenbrille erschienen.

Nach seiner Box-Karriere wurde Foreman zu einem erfolgreichen Businessman. Der glatzköpfige Koloss mit dem freundlichen Gesicht verlegte sein Hauptgewicht auf die Vermarktung extravaganter Gartengrills. Mit dem Rechteverkauf soll er fast 140 Millionen Dollar kassiert haben, um dann mit speziellem Diabetiker-Schuhwerk und Vitamin-Shakes weiter Geld zu machen.

Seine Vorliebe für Deutsche Schäferhunde begleitet ihn schon Jahrzehnte. Foreman soll 16 Tiere besitzen. Vor drei Jahre war er in Meppen hofierter Gast bei den Weltmeisterschaften der Schäferhunde-Züchter. Er verfolgte gebannt die Wettkämpfe in den Disziplinen Fährte, Gehorsam und Schutzdienst.

Seine Vorliebe für die Vierbeiner hatte ihn allerdings schon vor dem Jahrhundert-Kampf gegen Ali in Kinshasa alle Sympathien der Gastgeber gekostet. Als er in der Hauptstadt Zaires landete, führte er einen riesigen Schäferhund - im Land ein Sinnbild der früheren Unterdrückung durch die belgischen Kolonialherren - die Gangway hinab. Die geplante Machtdemonstration geriet zum Fiasko: Beim Kampf standen die 100.000 Zuschauer ab vier Uhr morgens im "Stade du 20 Mai" wie ein Mann hinter Ali.

Auch im Ring hatte sich Foreman verkalkuliert. In der Schwüle der Nacht stand Ali lange in Doppeldeckung und ließ Foreman sich müde schlagen. Als nichts mehr ging beim zuvor ungeschlagenen Topfavoriten, sprang ihn Ali wie ein Raubkatze an, landete harte Kopftreffer und schickte den verdutzten Foreman zum ersten Mal in dessen Karriere auf die Bretter.

Der geschlagene Weltmeister brauchte lange, um sich von der vernichtenden Niederlage zu erholen. Zwei Jahre bestritt er keine offiziellen Kämpfe mehr und wurde in Houston Priester in der Apostolic Church of the Lord Jesus Christ. Aus dem finsteren Schlägertypen wurde ein Mensch, der sich besonders für benachteiligte Jugendliche einsetzt.

Sein einstiger Hassgegner Ali war längst zu einem Freund geworden. 2016 schwärmte Foreman (76 Kämpfe - 5 Niederlagen) nach Alis Tod in Ehrfurcht. "Er war ein unbeugsamer Gerechtigkeitsfanatiker, ein unermüdlicher Freiheitskämpfer. Er war zu jedem Opfer bereit, um unbeirrt den Weg seiner Überzeugung zu gehen. Seinen Mut habe ich nie besessen", sagte er der Zeitung "Die Welt".

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