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Box-Weltmeisterin Ornella Wahner: Mit dem Titel Angriff auf Olympia-Medaille

Ornella Wahner ist Box-Weltmeisterin bei den Amateuren. Diesen Titel hatte zuvor noch nie eine deutsche Frau geholt. Jetzt werden Vergleiche mit eine Profi-Legende gezogen.

Von Franko Koitzsch, dpa 25.11.2018, 10:50

Neu-Delhi (dpa) - Deutschland hat eine neue Regina Halmich. Sie heißt Ornella Wahner, ist 25 Jahre alt und Boxweltmeisterin im Federgewicht.

Was die Box-Queen Halmich in zahlreichen Profikämpfen geradezu am Fließband produzierte, gelang Wahner bei den Weltmeisterschaften in Neu-Dehli erstmals in der Geschichte des deutschen Frauen-Boxens der Amateurinnen: Sie holte einen WM-Titel. "Regina und Ornella kann man schon vergleichen", sagt Trainer Michael Timm, der Wahner in Schwerin beim BC Traktor betreut. "Größe und Gewicht sind bei Regina und Ornella ähnlich, sie stehen für offensives Boxen, sind sehr ehrgeizig und starke Charaktere."

Nachdem Wahner auf ihren Titelgewinn mit gewaltigen Freudensprüngen im Ring reagiert hatte, brauchte sie einige Zeit, um Worte zu finden. "Das ist Wahnsinn", sagt die gebürtige Dresdnerin, die lange in Berlin lebte und für den Verein Tabea Halle/Saale startet. "Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, die Nationalhymne zu hören. Da kommen die Tränen ganz von allein." Fünf Turniersiege waren nötig, bis sie die Goldmedaille in Empfang nehmen konnte.

Wahner gehört seit Jahren zu den deutschen Vorzeige-Boxerinnen. 2011 war sie Jugend-Weltmeisterin, später bei den Frauen immer vorn dabei (7. bei den Europaspielen 2015, 9. bei der WM 2016, 10. bei der EM 2018). Der große Coup aber gelang erst jetzt. "Meine größte Stärke ist die Liebe zum Boxen. Ich bin im Kopf stark und mit dem Herzen dabei", verrät sie. Dass ihr Erfolg ein herausragendes Ereignis ist, können die deutschen Männer bestätigen: Deren letzter Amateur-Weltmeister war Jack Culcay vor neun Jahren.

Einmal ganz oben, soll das für die 1,64 Meter große Wahner so bleiben. Auch bei den Olympischen Spielen in zwei Jahren. "Mein Ziel dort ist eine Medaille", versichert die hübsche Sportsoldatin, deren klangvoller Vorname auf die italienische Schauspielerin Ornella Muti zurückzuführen ist. Vater Gerd war bei der Namenssuche die treibende Kraft. Er hatte sie einst auch von Dresden nach Berlin gebracht, wo sie erst mit Trainer Otto Ramin arbeitete, dann beim Berliner TSC und im Sportgymnasium zur Box-Lady reifte.

Mit ihrem souveränen Sieg über die Inderin Sonia (4:1) hat die sechsmalige deutsche Meisterin Pionierarbeit geleistet. "Im Verhältnis zu anderen Ländern ist das deutsche Frauen-Boxen ziemlich jung. Der Titel und die Bronzemedaille von Nadine Apetz zeigen: Wir sind auf dem richtigen Weg", betont Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes. Die 32 Jahre alte Kölnerin hatte Bronze im Weltergewicht (bis 69 kg) gewonnen.

Am 26. November muss der Verband in Frankfurt/Main sein Konzept und seine Erfolgsaussichten für die nächsten zwei Jahre verteidigen. Der Deutsche Olympische Sportbund und Vertreter des Bundesinnenministeriums wollen danach die finanzielle Unterstützung festzurren. "Punktlandung. Die beiden Medaillen kamen gerade richtig", sagt Kyas. "Das macht die Sache leichter."

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