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Fortsetzung Nach "Schwesterherz" schockiert die "Bruderlüge"

Mit "Bruderlüge" setzt die Schwedin Kristina Ohlsson dort an, wo ihr Thriller "Schwesterherz" aufhört: am völlig aus dem Tritt geratenen Leben des Stockholmer Anwalts Martin Benner. Und wieder geht es um Leben und Tod.

Von Frauke Kaberka, dpa 18.07.2017, 12:59

München (dpa) - Es ist nur einige Wochen her, dass Kristina Ohlssons Thriller "Schwesterherz" für Nervenkitzel sorgte. Nun setzt sie mit dem zweiten Teil der Geschichte um den Anwalt Martin Benner noch eins drauf: Extreme Spannung und ein so ganz und gar nicht zu erwartendes Ende verbindet die Schwedin in "Bruderlüge" mit psychologischer Raffinesse, was die gut komponierte Handlung überzeugend macht.

Nicht zuletzt fesselt "Bruderlüge" auch dann, wenn man "Schwesterherz" nicht gelesen hat, denn zu Beginn zeichnet die Autorin einen kurzen Abriss des vorangegangenen Geschehens.

"Bruderlüge" beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Der Stockholmer Journalist Fredrik Ohlander, dem Benner in "Schwesterlüge" seine ungewollte Verwicklung in einen Mehrfachmord erzählt hatte, wurde umgebracht. Schlimmer noch: Der Mord an Ohlander wird nun auch noch Benner angelastet. Wie schon in Teil 1 weiß er nur, dass hinter all dem Ungemach, das ihn in den letzten Wochen ereilt und nicht nur ihn, sondern auch seine Tochter Belle und Freundin Lucy in höchste Gefahr gebracht hat, der Unterweltboss Lucifer steckt - ein Phantom, dem Benner bisher ergebnislos hinterherjagte.

Denn Lucifer setzt ihn unter Druck: Der Anwalt soll den untergetauchten Sohn seiner ehemaligen Geliebten Sara finden. Andernfalls würde er Benners Tochter töten. Für den einst so coolen erfolgreichen Juristen beginnt ein Wettrennen mit der Zeit, eine Kontinente umspannende Jagd nach Lucifer und ein ständiges Versteckspiel mit der Stockholmer Polizei, die ihm wegen der ungeklärten Morde auf den Fersen ist. Da ist ihm auch sein Polizisten-Freund Didrik keine Hilfe.

Benner weiß nur, dass der hauptsächlich in den USA agierende Lucifer mindestens einen Verbindungsmann in Stockholm hat, der sich vermutlich in Benners unmittelbarem Umfeld aufhält. Um der sich immer enger zuziehenden Schlinge zu entgehen, reist Benner nach Texas, wo er Lucifer vermutet. Ihn will und muss er stellen, wenn er noch eine Zukunft haben will. Doch dort wird er mit unangenehmen Geschehnissen seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Diente im ersten Band der Journalist Fredrik Ohlander als Benners Beichtvater, so ist es nun Ohlanders Kollegin Karen Viking, die den "Fall Benner" sozusagen geerbt hat. Es ist ein kluger Kunstgriff der Autorin, die rasante Handlung immer wieder mit kurzen Passagen aus den Gesprächen zwischen Viking und Benner zu unterbrechen und damit dem Leser auch wieder Atempausen zu gönnen.

So weiß man von Beginn der Lektüre an auch, dass Benner überleben wird. Das tut der Spannung keinen Abbruch, sondern macht neugierig auf das Wie. Und das hat es in sich. Kristina Ohlsson, die vor dieser zweiteiligen Spannungsgeschichte nicht nur in Schweden vor allem durch ihr kluges Ermittler-Duo Alex Recht und Frederika Bergman bekannt war, hat hier einen anderen, härteren Stil gewählt. Auch entsprechen die Protagonisten - weder die Polizisten, noch die Opfer - dem bisherigen Bild. Wie (laut Verlag) Schwedens Bestsellerautorin Nr. 1 künftig ihre Thriller samt Figuren anlegen wird, hat sie noch nicht verraten. Hauptsache, man muss auf eine Antwort nicht allzu lange warten.

Kristina Ohlsson: Bruderlüge, Limes Verlag München, 488 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-8090-2667-9

Bruderlüge