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Zwei Erzählstränge "Schwarzwasser": Mord, Wirtschaftsverbrechen und Comedy

Ein alter Mann wird in den bayerischen Alpen ermordet. Schon bald wird der Fall immer komplizierter, weil er überraschende Beziehungen in die Vergangenheit hat. In seinem Krimi "Schwarzwasser" macht Andreas Föhr aus diesen Elementen spannende Unterhaltung.

Von Axel Knönagel, dpa 27.06.2017, 13:28

Berlin (dpa) - Es sollte ein lustiger Abend werden für den Polizisten Leo Kreuthner. Er hatte es tatsächlich geschafft, auf einer Faschingsfeier eine Frau zu überzeugen, die Nacht mit ihm zu verbringen. Sein eigenes Haus ist nicht vorzeigbar, also will er die Frau in das abgelegene Haus eines Bekannten mitnehmen, der nicht zu Hause ist.

Aber so leicht macht es Andreas Föhr der Hauptfigur seines neuen Krimis "Schwarzwasser" nicht. Kaum ist Kreuthner mit seiner Bekannten im Haus angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Der Hausherr liegt tot im Bett, gezeichnet von mehreren Schusswunden. Und auf einmal taucht eine junge Frau mit einer Pistole auf und schießt auf den Polizisten.

Noch bevor die für den Fall zuständige Kripo Miesbach die Ermittlungen aufnimmt, widmet sich der Roman einer ganz anderen Geschichte. Im Jahr 1996 bekommt der Berliner Anwalt Dieter Sitting überraschend einen großzügigen Klienten. Der Mann, der offensichtlich Kontakte zur organisierten Kriminalität besitzt, ganz besonders zur Russenmafia, schafft es in kurzer Zeit, den Anwalt von sich abhängig zu machen.

20 Jahre liegen zwischen den beiden Erzählsträngen. Es ist klar, dass die beiden Handlungen zusammengehören, aber Föhr schafft es, diese Verbindungen lange Zeit rätselhaft zu halten. Ein Fund im Haus des Toten in Bayern liefert den Lesern einen Hinweis. Der Mann hat umfangreiche Unterlagen und Zeitungsberichte über einen Immobilienskandal aus den 90er Jahren gesammelt, in die eine Firma Schwarzwasser verwickelt war.

Mit der Immobilienfirma Schwarzwasser hatte auch Anwalt Sitting zu tun, bevor er untertauchte. Nach und nach tragen die Polizisten die Teile eines komplizierten Puzzles zusammen. Sie dabei zu begleiten, ist außerordentlich unterhaltsam, denn Föhr hat eine ganze Reihe skurriler Figuren in seinem Roman versammelt, vom Polizisten, der ein erfolgreicher Schwarzbrenner ist, über einen hartgesottenen Privatdetektiv bis hin zum jugendlichen Hacker auf der Suche nach einer Freundin hat Föhr zahlreiche Klischeefiguren versammelt.

Aber bei aller Comedy ist "Schwarzwasser" ein Kriminalroman, in dem mehrere Morde und Mordversuche aufgeklärt werden müssen, in dem bei mehreren Personen unklar ist, wer sie tatsächlich sind und was sie verbergen, und in dem das nächste Verbrechen schon auf der nästen Seite zu erwarten ist.

Mit "Schwarzwasser" hat der 59-jährige Andreas Föhr seiner Krimireihe um Kommissar Clemens Wallner und Polizeiobermeister Leo Kreuthner, mit der er seit 2009 schon einige Erfolge erzielt hat, einen weiteren unterhaltsamen Roman hinzugefügt, der auch als Krimi überzeugt.

- Andreas Föhr: Schwarzwasser. Knaur Verlag, München, 390 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-426-65421-7.

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