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Buchmesse Leipzig 2017: Lesebühne, Literatur, Litauen

Die Leipziger Buchmesse läutet traditionell den Bücherfrühling ein. Der Fokus liegt auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, aber auch ein Blick über die Ländergrenzen lohnt sich.

Von Franziska Höhnl und Birgit Zimmermann, dpa 16.03.2017, 15:57
Messebauer bereiten die Leipziger Buchmesse vor. Foto: Sebastian Willnow
Messebauer bereiten die Leipziger Buchmesse vor. Foto: Sebastian Willnow dpa-Zentralbild

Leipzig (dpa) - Vier Tage lang ist Leipzig wieder das Mekka für Autoren, Verlage und Literaturfreunde. Zuletzt eilte der Frühjahrs-Treff der Branche von Besucherrekord zu Besucherrekord.

Vergangenes Jahr kamen 260 000 Gäste. Vom 23. März bis 26. März öffnet die Messe erneut ihre Tore. Und sie bietet dabei einen Blick auf die neuen Titel, die EU-Nachbarn aus Litauen, die bunte Comic- und Mangawelt, aber auch Podien für die Debatten zu den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen. Rund 3400 Veranstaltungen auf 570 Bühnen stehen auf dem Programm.

GASTLAND: Vor 15 Jahren war Litauen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Zeit für die kleine baltische Republik, nun in Leipzig als Schwerpunktland auf sich aufmerksam zu machen. 26 neu übersetzte Bücher haben die Litauer im Gepäck. Im Rahmenprogramm gibt es Ausstellungen, zum Beispiel ein Fotoprojekt zum Dichter Johannes Bobrowski aus dem Memelland, oder eine Oper im Dunkeln. Wer außerdem immer schon mal wissen wollte, in welcher Sprache wohl der Buchstabe "e" Verwendung findet, der wird bei den Litauern auf der Buchmesse klüger werden.

NEULAND: Gelesen wird wahrscheinlich immer werden - die Frage ist nur, wie und worauf. Auch die Buchbranche sucht nach Antworten, wie die Zukunft der Literaturvermittlung abseits des klassischen Papierbuches aussieht. Die Messe hat darauf mit dem Projekt "Neuland 2.0" reagiert. Das Startup-Village wird 2017 zum zweiten Mal eröffnet. 15 Ideen rund um Apps, digitales Publishing und Online-Lernplattformen werden vorgestellt. Der Publikumsfavorit des Vorjahres war die App Papego, die ein Weiterlesen der nächsten Seiten eines Buches auf mobilen Geräten ermöglicht.

KALTLAND: Unter dem Hashtag #Kaltland sammeln Twitter-Nutzer Beobachtungen, die für sie ein rauer werdendes gesellschaftliches Klima und offenen Rassismus beschreiben. Die Veränderungen, die seit der hohen Flüchtlingszuwanderung im August 2015 und dem Aufstieg der AfD in zahlreiche Länderparlamente diskutiert werden, beschäftigen auch Autoren. Zahlreiche Neuerscheinungen werden auf der Buchmesse vorgestellt. Die Journalistin Jasna Zajcek lieh das Schlagwort Kaltland als Titel für ihr Buch gefüllt mit Sozialreportagen. Auch der Band "Unter Sachsen" fragt, was hinter der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und rechten Angriffen nicht nur in Sachsen steckt. Die Buchmesse greift den aufstrebenden Rechtspopulismus in Europa in der Reihe "Im Brennpunkt" auf - und lässt Autoren wie Eva Menasse, Ingo Schulze und Serhij Zhadan zu Wort kommen.

AUSLAND: Die Einschränkungen der Meinungsfreiheit in der Türkei werden im politischen Programm der Buchmesse eine Rolle spielen. Im Büchermacher-Forum "How indie are you" geht es um das unabhängige Publizieren. In Deutschland wird dann meist über kleinere Verlage geredet, aber was bedeutet unabhängiges Publizieren in der Türkei? Auch im Themenschwerpunkt Europa21 rückt die Türkei in den Fokus. Die türkische Fernsehjournalistin Banu Güven, die nach Messe-Angaben wegen eines Interviews mit einem kurdischen Politiker ihren Job verlor, wird eine Diskussionsrunde zu Demokratie und Rechtsruck moderieren.

LESELAND: Leipzig liest - und alle lesen mit, nicht nur zur Buchmesse. Der deutsche Buchmarkt gilt hinter den USA als der zweitgrößte der Welt. Jedes Jahr bringen die Verlage zwischen 76 000 und 82 000 Neuerscheinungen heraus. Doch die Umsätze gehen zurück. Bis auf ein kleines Plus im Jahr 2013 verzeichnete der Börsenverein des deutschen Buchhandels für die Buchbranche in den vergangenen fünf Jahren immer ein Minus zwischen 0,8 und 2,2 Prozent. 2015 lag der Umsatz bei 9,18 Milliarden Euro.

FANTASYLAND: Keine Leipziger Buchmesse ohne Pikachu, Star-Wars-Kämpfer und quietschbunte japanische Manga-Figuren: Zu Tausenden strömen die Comic- und Cosplay-Fans in ihren oft selbstgeschneiderten Kostümen auf das Messegelände. Die Manga-Comic-Con, die eigens für sie kreierte Messe innerhalb der Buchmesse, öffnet in diesem Jahr zum vierten Mal ihre Tore. Geht es nach Buchmesse-Direktor Oliver Zille, bleibt Leipzig auch in Zukunft so bunt. Zille: "Beide Messen bedingen einander so sehr, dass man das nicht ohne weiteres trennen könnte." 

Litauen in Leipzig

Leipziger Buchmesse