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Kücheninsel-Illusion "Abgrund" an der Berliner Schaubühne

Der Schein trügt: Erst geht es um Alltägliches, um offene Beziehungen und schöne Karaffen beispielsweise. Doch irgendwann kippt die Geschichte.

03.04.2019, 10:23
Im Theater mit Kopfhörern. Foto: Annette Riedl
Im Theater mit Kopfhörern. Foto: Annette Riedl dpa

Berlin (dpa) - Ist die Kücheninsel eines der Symbole unserer heutigen Zeit? Im neuen Theaterstück an der Berliner Schaubühne versammeln sich sechs Bekannte um das Möbelstück. Beim Abendessen geht es um Immobilien, Metzger, offene Beziehungen und die schöne Karaffe ("KaDeWe oder Manufactum").

Das Stück "Abgrund" von Maja Zade ist am Dienstagabend uraufgeführt worden.

Inszeniert hat es Thomas Ostermeier, der Künstlerische Leiter der Schaubühne. Er lässt die Darsteller kleine Mikrofone und das Publikum Kopfhörer tragen. Sein Ziel sei ein möglichst realistischer Ton im Theater. "Idealerweise fühlen sich die Zuschauer, als säßen sie mit am Tisch", hatte Ostermeier vorab erklärt.

Man hört den Schauspielern beim Plaudern, Streiten, Lästern zu. Als würde man neben ihnen stehen. Es werden Gläser poliert und Tipps zu Dinkel ausgetauscht. Ein Paar freut sich, dass es nicht geheiratet hat. Heiraten, sagt der Mann, sei der erste Schritt ins Spießertum. Dann rührt er das Essen auf der Kücheninsel um. Es gibt getrüffelte Suppe. Und Fleisch aus Brandenburg.

Das Stück befasse sich mit der glatten Oberfläche der Gesprächsklischees "der aufgeklärt-gebildeten Mittelschicht", hieß es in der Ankündigung. Irgendwann aber bricht der Schein - und die Geschichte, mit der das Ganze kontrastiert wird, kommt recht heftig daher. Darüber kann man am Ende des Theaterabends streiten.

Stück "Abgrund" an der Schaubühne