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Geburtstag und Jubiläum Dirigent Riccardo Chailly wird 65

Riccardo Chailly gehört zu den bekanntesten Dirigenten der Welt. Der Italiener ist zu seinem 65. Geburtstag dort, wo er einst groß geworden ist. Dieses Jahr feiert er noch ein anderes Jubiläum.

Von Annette Reuther, dpa 19.02.2018, 10:53

Rom (dpa) - Am Ende verlor Leipzig gegen Mailand. Auch wenn in der sächsischen Stadt vor langer Zeit sein Lieblingskomponist Gustav Mahler dirigiert hatte. Riccardo Chailly wird in Deutschland als Kapellmeister des Gewandhausorchesters in Erinnerung bleiben.

Obwohl der Dirigent mittlerweile als Musikdirektor der Mailänder Scala wieder dort angekommen ist, wo seine internationale Karriere einst angefangen hat.

Bis 2015 leitete er das Orchester in Leipzig, doch das Angebot aus der Heimat war zu verlockend. "Es fühlte sich nicht mehr gut an. Was aber in keinster Weise an Leipzig und dem Orchester liegt", sagte Chailly danach. "Aber dann kam eben die Anfrage von der Scala. Ich bin Mailänder. Mein Vater hat dort gearbeitet, ich habe dort seit meiner frühesten Kindheit Oper eingesogen, habe unter Claudio Abbado assistiert. Unsere Familie lebt hier. Ich konnte gar nicht anders."

In Mailand folgte Chailly dem argentinisch-israelischen Dirigent Daniel Barenboim als Musikdirektor, auch bei der Filarmonica der Scala ist Chailly Chefdirigent. Die Saison an der Oper eröffnete er im vergangenen Dezember mit Umberto Giordanos "Andrea Chénier" und erntete minutenlangen Applaus. Neben Opernstar Anna Netrebko war auch deren Mann, Tenor Yusif Eyvazov, dabei.

Das Jahr 2018 ist für Chailly auch neben seinem 65. Geburtstag am 20. Februar ein besonderes: Vor 40 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in Italiens berühmtester Oper, wo sein Vater zeitweise als künstlerischer Leiter gearbeitet hatte. 1972 hatte ihn Großmeister Claudio Abbado als Assistent an die Scala geholt. Chailly sollte für einen kranken Dirigenten einspringen.

Von dort ging es über das London Philharmonic Orchestra und das Berliner Radio-Sinfonie-Orchester bis zum Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam, das er als erster Italiener und als jüngster Dirigent leitete - bis er nach Leipzig wechselte, wo er elf Jahre blieb. 

Chailly selbst sieht sich als "Soldat der Musik", weniger als Despot am Pult, wie Dirigenten so oft in die Geschichte eingegangen sind. "Wie alle italienischen Dirigenten bin ich der Schule von Arturo Toscanini entwachsen. Er war ein großartiger Interpret, leider aber auch ein furchtbarer Despot", sagte Chailly. "Wer despotische Züge auslebt und autoritär herumkommandiert, bewirkt bei den Musikern nur eine negative Einstellung. Sie spielen dann nicht mehr mit Freude. Notwendig ist daher eine Balance - zwischen Disziplin, Qualität und auch Humor."

Zum "großartigen deutschen Musikleben" und der "einzigartigen Orchesterkultur" habe er eine "schwärmerische Einstellung", sagte er. Eine Rückkehr nach Deutschland steht dennoch derzeit nicht an.