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Weltpolitik im Theater: Ramstein, Drohnen und eine Marilyn

Es ist bitterernst und gleichzeitig zum Schmunzeln: Das Staatstheater Mainz bringt die Diskussion um Kampfdrohnen und das deutsch-amerikanische Verhältnis auf die Bühne.

Von Katharina Hölter, dpa 26.11.2015, 22:59

Mainz (dpa) - Terroristen töten und dabei Zivilisten mit in den Tod reißen? Mehr Sicherheit bieten und dafür Menschen überwachen? Können Bürger noch zwischen richtig und falsch unterscheiden? Näher am aktuellen Weltgeschehen kann ein Theaterstück kaum sein.

In Ramstein Airbase: Game of Drones widmet sich das Staatstheater Mainz teils bitterernst, teils humorvoll dem umstrittenen Einsatz von Kampfdrohnen, bei dem auch der rheinland-pfälzische US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein eine zentrale Rolle spielen soll. Die globale Überwachung und die Folgen für das deutsch-amerikanische Verhältnis fließen dabei mit ein. Am Freitag ist Premiere.

Auch die tagesaktuellen Nachrichten haben uns permanent beschäftigt und wir arbeiten die ganze Zeit an dem Stück weiter, sagt Regisseur Jan-Christoph Gockel angesichts der Terroranschläge in Paris. Hauptfigur aber ist der ehemalige Drohnen-Pilot Brandon Bryant. Bryant war beim US-Militär ausgestiegen, seitdem legte er immer wieder Insider-Informationen offen. Im NSA-Untersuchungsausschuss sagte er über die zentrale Rolle des größten US-Militärflugplatzes außerhalb der Vereinigten Staaten Ramstein im weltweiten Drohnenkrieg aus.

Soldat Bryant tötete Menschen mit Drohnen, was bei ihm zu posttraumatischen Belastungsstörungen führte - seine innere Zerrissenheit nimmt einen Großteil des Stücks ein. Was stellt es mit einem an, wenn ein Knopfdruck Tausende Kilometer weiter Leben beendet? War das ein Kind, fragt sich die Figur Bryant auf der Bühne. Darsteller Denis Larisch ist in seiner Rolle sehr nah an Bryant, der selbst zu Gast im Theater war. Die Aufnahmen des Gesprächs mit ihm werden immer wieder auf der Theaterleinwand eingespielt.

In eine weitere Figur, den Anwalt (gespielt von Sebastian Brandes), fließen auch viele private Eindrücke von Regisseur Gockel ein. Er ist in der Nähe von Ramstein aufgewachsen, hat amerikanische Freunde dort. Daneben gibt es noch die Rolle der Marilyn (optisches Vorbild ist die Monroe), die als Symbol für Amerika steht.

Das Stück kommt nicht nur emotional sehr nah an die Zuschauer, auch eine Drohne - ausgestattet mit Kamera - fliegt über das Publikum hinweg. Trotz des ernsten Themas besticht das Stück mit humorvollen Seitenhieben: Die Welt ist doch ein Schlachtfeld wie bei 'Game of Thrones' oder Ramstein ist das Disneyland des Pfälzer Waldes.

Am Ende bleibt ein nachdenklicher Zuschauer mit der Frage nach Moral zurück. Ramstein Airbase: Game of Drones zeigt, dass politisches Theater keinesfalls trocken daherkommen muss. Dabei steht das Genre heute vor besonderen Herausforderungen. Politische Verhältnisse seien so unübersichtlich, dass sich für Theaterschaffende immer wieder die Frage stelle, wie man sie auf der Bühne darstellbar mache, sagt der Professor für Theaterwissenschaften an der Universität Mainz, Friedemann Kreuder: Ein Theater zu machen, was Menschen erreicht.

Ramstein Airbase: Game of Drones