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Corona-Krise „Corona hat uns kalt erwischt“

Pfarrer Christian Kobert aus Magdeburg hofft, dass die Menschen auch nach der Pandemie mehr aufeinander achten

08.06.2020, 23:01

Magdeburg l Die Volksstimme fragt Betroffene, wie sich die Corona-Krise auf ihre Arbeit auswirkt. Das Gespräch führte Herbert Spies.

Volksstimme: Wie geht es Ihnen?

Christian Kobert: Es geht mir wieder besser. Das Corona-Virus hat uns als Kirche kalt erwischt, denn unser Dienst am Menschen lebt vom direkten Miteinander. Wir haben Gottesdienste aus der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg online übertragen. Das war ein ganz neues Feld für uns. Seit Pfingsten gibt es endlich wieder öffentliche Gottesdienste.

Wie hat sich Ihre Arbeit in der Krise verändert?

Weil persönliche Gespräche kaum möglich sind, schreibe ich viele Karten und Briefe an Gemeindemitglieder. Und ich rufe ältere Menschen an. Seelsorge findet analog statt.

Die Pandemie ist emotional schwer zu fassen. Wie hilft Ihnen der Glaube dabei?

Wenig. Da ist die Ratio gefragt. In einer solchen Krise ist der Glaube jedoch ein Netz, um nicht ins Leere zu fallen.

Was hat Sie besonders berührt?

Ich habe an Gründonnerstag den ersten Corona-Toten in Magdeburg beerdigt. Einen älteren Herrn. Plötzlich bekam diese abstrakte Bedrohung ein Gesicht. Ich durfte die Hinterbliebenen nur auf Distanz trösten. Das funktionierte allerdings gar nicht.

Haben Sie die Hoffnung, dass die Pandemie die Menschen verändert?

Nein. Wir sind Gewohnheitstiere. Ich wünsche mir jedoch, dass wir auch künftig mehr aufeinander achten.