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Denkmalstag Klingend, handwerk- und heimatlich

Viel Besuch in der Stadt am Tag des offenen Denkmals in Oebisfelde. Es wimmelte von Menschen in der Allerstadt.

Von Harald Schulz 11.09.2018, 03:00

Oebisfelde l Einer der meistbesuchten Orte in der Stadt an diesem Denkmalstag war das Burg- und Heimatmuseum sowie der Burgturm. Die Mitglieder des Heimatvereins hatten sich bestens auf „viel Besuch“ eingestellt, präsentierten ein blitzblank geputztes Museum auf vier Etagen, dass treppauf treppab die Geschichte der Stadt und Region in Fotos, Szenen und durch Objekte widerspiegelte. Um einmal einen Rundumblick durchs Fernglas vom Burgturm aus zu genießen, nahmen viele Gäste den Aufstieg und einige Minuten des Anstehens vor dem Okular gerne auf sich, wusste der Vorsitzende des Heimatvereins, Ulrich Pettke zu berichten.

Berichte, Rückbesinnungen und typische Trachten der Sudetendeutschen, die hatte gleich nebenan die Vorsitzende der Vertriebenengruppe, Ruth Teuber, in der Heimatstube für Gäste parat. Sie und ihre Mitstreiter sehen es als Erbe an, den leidvollen Verlust der eigenen Heimat lebendig zu bewahren. „Zu viel wird zu schnell vergessen, ohne daraus zu lernen“, meint die stets freundliche Seniorin.

Worauf der Heimatverein bewusst verzichtet hatte, nämlich auf eine Kaffeetafel, das war ein Anziehungspunkt für Besucher der Kasube-Mühle. Dort im idyllischen Garten hinter der Mühle ließ es sich so bei bestem Spätsommerwetter bestens aushalten. Das wurde dann auch weidlich genutzt. Ein äußeres Zeichen: die vielen Räder auf dem Hof an der Lindenstraße. Wer zuvor die Mühle bis in die Spitze des Gebäudes erkundete, konnte sich gut hineinversetzten, welche schwere körperliche Arbeit das Müller-Handwerk bedeutete. Wenn auch das Handwerk verblichen ist, geben bis heute funktionsfähige Maschinen als stumme Zeitzeugen eine Ahnung von dieser Verarbeitung des Getreides.

Zu ungewohnter Stunde und vom ungewohnten Kirchplatz erschallte Sonntag Glockengeläut. Die beiden noch verbliebenen Glocken der Nicolaikirche hatte der Vorsitzende des Fördervereins, Wilhelm Schrader, zum Läuten gebracht. Das geschah im Gedenken an die im vergangenen April verstorbene Katechetin Elisabeth Müller, Tochter des Pfarrer-Ehepaares Siegfried und Elisabeth Müller. Schrader berichtete im Verlauf einer Führung für eine Gruppe interessierter Personen aus dem ehemaligen Einzugsgebiet der Gemeinde Katendorf, für die in der Nicolaikirche einst Andachten gehalten wurden. Der Grabstein vom Pfarrer-Ehepaar Müller im Glockenturm ist im Glockenturm als Geste aufgestellt worden. Pfarrer Müller predigte von 1924 bis 1974 im Namen der Dreieinigkeit in dieser Katendorfer Kirche. Seine Tochter Elisabeth, so Schraders Worte, „war eine mildtätige und segensreiche Frau, die im festen Glauben lebte und sich einbrachte. Sie bespielte die Orgeln und leitete seinerzeit die Chorgemeinschaften in Lockstedt, Rätzlingen und Bösdorf“. Ohne große Worte und Aufhebens, so Schrader, trug sie mit einem namhaften Betrag dazu bei, dass die Sanierungsarbeiten an der Nicolaikirche wesentlich und verlässlich vorangetrieben werden konnten, erinnerte Schrader dankbar als Begründer dieser in dieser Art und Weise wohl einmaligen Sanierung.

Es gab aber noch weitere Orte, die Bemerkenswertes boten: Der Goldackerturm war in diesem Jahr erneut ein beliebtes Ziel für viele Besucher der Stadt. Und so manches Paar schaute auch ins Rathaus, um schon einmal einen Blick in die Zukunft, nämlich ins schmucke Trauzimmer zu werfen.