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Bundestag Außenseiter drin, Favoriten raus? 19 haben Bundestagsmandat

Bei der Bundestagswahl holte die AfD erstmals Direktmandate in Thüringen - und räumte die Hälfte aller Wahlkreise ab. Das hat Auswirkungen - vor allem auf die glücklose CDU. Doch auch bei anderen Parteien gibt es Verschiebungen.

Von dpa Aktualisiert: 27.09.2021, 13:23

Erfurt - Manch sicher geglaubtes Mandat ist verloren, mancher Wahlkreis trägt eine neue politische Farbe: Nach der Bundestagswahl wird Thüringen künftig mit 19 Abgeordneten im frisch gewählten Bundestag vertreten sein. Das geht aus einer Übersicht auf der Internetseite des Bundeswahlleiters nach dem vorläufigen Ergebnis hervor. Mögliche Ausgleichs- und Überhangmandate seien darin schon beachtet, wie eine Sprecherin des Thüringer Landeswahlleiters am Montag sagte. Während SPD und AfD auftrumpfen können, erlebt die Thüringer CDU ein Desaster.

Mit jeweils fünf Politikern stellen AfD und SPD künftig die meisten Abgeordneten aus Thüringen. Die AfD hatte in den Wahlkreisen vier Direktmandate erringen können, die SPD drei.

Mit Spannung hatten Beobachter auf den Südthüringer Wahlkreis 196 geschaut, wo es lange nach einem knappen Duell zwischen dem umstrittenen Ex-Bundesverfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen (CDU) und der Biathlon-Legende Frank Ullrich (SPD) aussah. Am Ende setzte sich Ullrich klar durch, der als eher konservativ geltende Wahlkreis ist nun in SPD-Händen.

Neben den vier direkt gewählten AfD-Abgeordneten zieht über die AfD-Landesliste außerdem Jürgen Pohl erneut in den Bundestag ein, bei der SPD greift die Landesliste für die bisherige Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser und für Tina Rudolph. Die 30-Jährige wird das erste Mal im Bundestag vertreten sein.

Die CDU, die bei der Bundestagswahl 2017 alle acht Direktmandate in Thüringen geholt hatte, gewann diesmal nur den Wahlkreis Eichsfeld - Nordhausen - Kyffhäuserkreis, wo sich Manfred Grund bei den Erststimmen mit 26,6 Prozent gegen Jürgen Pohl (AfD) durchsetzen konnte, der 22,7 Prozent erreichte.

Bekannte CDU-Politiker wie Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte, der frühere Landespartei- und Fraktionschef Mike Mohring, die erfahrene Haushaltspolitikerin Antje Tillmann oder der Digitalpolitiker Tankred Schipanski scheiterten damit, ein Direktmandat in ihren Wahlkreisen zu holen. Hirte und Tillmann können aber die CDU-Landesliste in den Bundestag einziehen.

Die in Thüringen vom Landesverfassungsschutz als extremistisch eingestufte AfD errang im Freistaat in vier von acht Wahlkreisen Direktmandate, was sich wohl auch auf die Zusammensetzung der Landtagsfraktion auswirken könnte.

In Ostthüringen (Wahlkreis Saalfeld-Rudolstadt - Saale-Holzland-Kreis - Saale-Orla-Kreis) holte der AfD-Landtagsabgeordnete Michael Kaufmann das Direktmandat. Kaufmann ist im Thüringer Parlament auch Vize-Landtagspräsident. Nimmt er sein Bundestagsmandat an, wird sein Posten in Thüringen frei. In der AfD-Fraktion nachrücken würde Klaus Stöber, der aber selbst ein Direktmandat für den Bundestag erhalten hat. Nach Angaben des parlamentarischen Geschäftsführers der AfD-Landtagsfraktion, Torben Braga, rückt demnach voraussichtlich Thomas Gröger nach.

Für die Linken ziehen über die Landesliste die Linke-Bundesvorsitzende Susanne-Hennig-Wellsow sowie Ralph Lenkert und Martina Renner in den Bundestag ein, für die FDP - ebenfalls über die Liste - Gerald Ullrich und Reginald Hanke. Bei den Grünen bleibt es bei einer Bundestagsabgeordneten aus Thüringen: Katrin Göring-Eckardt. Im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Erfurt - Weimar - Weimarer Land II hatte sie das Nachsehen. Dort holte der bisherige Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, das Direktmandat. Er setzte sich damit auch gegen Hennig-Wellsow und Tillmann durch, die ebenfalls dort kandidierten.