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Filmemacher ergaunerte Millionensumme: Vier Jahre Gefängnis

Von dpa 30.07.2021, 19:35
Eine Ausgabe des Strafgesetzbuchs und der Strafprozessordnung stehen in einem Gerichtssaal.
Eine Ausgabe des Strafgesetzbuchs und der Strafprozessordnung stehen in einem Gerichtssaal. Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Berlin - Ein Filmemacher aus Berlin ist in einem seit Jahren laufenden Verfahren wegen millionenschweren Betrugs zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Berliner Landgericht ordnete am Freitag zudem die Einziehung von Wertersatz in Höhe von mehr als zwölf Millionen Euro an. Gegen einen mitangeklagten Rechtsanwalt erging eine Strafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung.

Hintergrund des Geschehens sei ein vor mehr als zehn Jahren gescheitertes Filmprojekt, hieß es weiter im Urteil. Der 50-jährige Hauptangeklagte habe einen Film über Libyens damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi drehen wollen. Stück für Stück habe sich der Filmemacher vorgearbeitet bis zu einem Treffen mit Gaddafi im Beduinenzelt. Nach Ausbruch des Arabischen Frühlings sei aber klar geworden, dass das Vorhaben scheitern würde. Der Mann aus Berlin habe sich betrogen gefühlt um ein Projekt, „das ihn als Filmemacher und Produzent in eine neue Liga gehoben hätte“.

Durch seine vielfältigen Kontakte habe der Hauptangeklagte auch Kenntnisse über die libyschen Finanzstrukturen erlangt. Er sei auf die Idee gekommen, Geld unter Ausnutzung eines Mahnsystems zu erschwindeln. Im Frühjahr 2011 habe er den Mitangeklagten beauftragt, einen ersten Mahnbescheid zu beantragen. Es sei mit gefälschten Dokumenten agiert worden. Pfändungs- und Überweisungsbeschlüsse seien gegen ein libysches Unternehmen erwirkt und umgerechnet rund 16 Millionen US-Dollar erlangt worden.

Das Geld habe der Jurist laut Ermittlungen nicht an eine angeblich von ihm vertretene Architekten-GmbH weitergeleitet, sondern an den Mitangeklagten beziehungsweise dessen Filmfirma. „Danach wurden die Millionen in alle Himmelsrichtungen verteilt“, sagte der Richter.

Seit 2015 sind mehrere Prozessanläufe in dem Fall gescheitert, weil der 50-Jährige jeweils seine Verhandlungsunfähigkeit nachweisen konnte. Er wurde schließlich im August 2020 in seinem Wohnort auf Malta festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem befindet er sich in Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre und drei Monate Haft gegen den Filmemacher gefordert. Die Verteidiger plädierten auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.