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Kommunen Leichte Entspannung in Party-Hotspots in Leipzig und Dresden

Nach dem Corona-Lockdown zog es die Menschen nach draußen. Die Folgen: Partylärm und Polizeieinsätze. Pilotprojekte wie die „Nachtschlichter“ in Dresden zeigen erste Wirkung. Kommt nun auch ein Alkoholverbot?

Von dpa Aktualisiert: 19.09.2021, 22:43
Die "Nachtschlichter" der Neustadt im Gespräch.
Die "Nachtschlichter" der Neustadt im Gespräch. Arvid Müller/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Leipzig/Dresden - In den Szenevierteln der Großstädte Dresden und Leipzig ist nach wochenlangen Problemen mit Partylärm wieder etwas Ruhe eingekehrt. Dafür haben neben Polizeipräsenz auch Pilotprojekte wie etwa die „Nachtschlichter“ in der Landeshauptstadt beigetragen. „Man kann ein positives Fazit ziehen“, sagte Ortsamtsleiter André Barth. Der Ansatz, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen, sei aufgegangen. Auch an der Sachsenbrücke in Leipzig ist die Polizei zwar noch vor Ort - aber längst nicht mehr mit einem Großaufgebot wie noch im Frühsommer. Wochenlang war die Polizei dort mit einer Hundertschaft im Einsatz, um die Situation an den Wochenenden unter Kontrolle zu bringen.

Inzwischen ist weitgehend Ruhe rund um den einstigen Party-Hotspot der Mesestadt eingekehrt. Ordnungsamt und Polizei zählen weniger Delikte. „Die Sachsenbrücke ist mittlerweile out“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Leipzig. Für Ruhe habe die massive Polizeipräsenz gesorgt - aber auch die Tatsache, dass es mittlerweile wieder mehr Möglichkeiten gibt, legal zu feiern. Das schlechte Wetter habe zudem vielen Menschen die Lust genommen, draußen zu sitzen.

In Dresden ist in den Nachtstunden am Wochenende ein Team aus vier Leuten unterwegs und vermittelt zwischen Partygästen und Anwohnern an der „Schiefen Ecke“ - eine bekannte Partykreuzung in der Neustadt. Zu Spitzenzeiten hatten sich im Juni bis zu 5000 Menschen versammelt, Straßenbahnen blockiert und Müll und Scherben hinterlassen. Anna Anastasiou, Projektkoordinatorin bei den „Nachtschlichtern“ sieht nach zweieinhalb Monaten kleine Erfolge: Die Feiernden kämen oft etwa den Bitten nach, von der Straßenbahnschiene zu gehen oder die Musikbox auszustellen. Zudem ist auch Polizei im Einsatz. So wurde die Straßenbahn zum letzten Mal am 3. Juli blockiert.

Allerdings kommen die „Nachtschlichter“ an ihre Grenzen, wenn zuviel Alkohol im Spiel ist und die Stimmung kippt. „Dann helfen Gespräche nicht mehr“, so Anastasiou. Zudem gebe es „Verdrängungseffekte“, das Partyvolk weicht auf andere Orte in der Neustadt aus - auch dort sind die „Nachtschlichter“ teils unterwegs.

Zunächst bis Oktober läuft das Projekt, dann wird ausgewertet. Barth hofft, dass es im nächsten Jahr weitergeht. „Die Grundprobleme mit Scherben, Lärm und Müll und Wildpinkeln gibt es“, sagt der Ortsamtsleiter. Gerade beim Lärm müsse noch mehr getan werden. In Dresden wird deswegen über ein Verbot von Glasflaschen an den Wochenenden oder ein Alkoholverbot ab 24 Uhr an Hotspots nachgedacht. „Drüber muss diskutiert werden.“

In Leipzig ist das Ordnungsamt laut Angaben der Stadt weiterhin an Wochenenden rund um die Sachsenbrücke im Einsatz. Auch die Polizei muss immer wieder ausrücken - in den vergangenen Wochen insbesondere in den nahegelegenen Palmengarten, der sich zwischenzeitlich zu einem neuen Hotspot entwickelt hatte.

Anfang September etwa registrierten die Beamten an einem Wochenende zwei Raubstraftaten, bei denen zwei junge Männer jeweils aus kleineren Gruppen heraus bestohlen und geschlagen wurden. In einem Fall lag der Schaden im niedrigen vierstelligen Bereich. Das Opfer, ein 20 Jahre alter Mann, wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. „Der Palmengarten ist aber bei weitem noch nicht so ein Einsatzschwerpunkt wie die Sachsenbrücke am Anfang des Sommers“, sagte der Polizeisprecher.