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Fußball Aue trennt sich nach Paderborn-Pleite vom Trainer

In der Vorsaison wurde Aue von Paderborn im Erzgebirge mit 3:8 gedemütigt. Nun verlor das Liga-Schlusslicht gegen erneut effizientere Ostwestfalen mit 1:4. Das reichte der Vereinsführung. Das Projekt mit dem erst 33-jährigen Trainer wurde beendet.

Von Frank Kastner, dpa Aktualisiert: 20.09.2021, 23:01
Aues Trainer Aliaksei Shpileuski geht nach dem Spiel enttäuscht über das Feld.
Aues Trainer Aliaksei Shpileuski geht nach dem Spiel enttäuscht über das Feld. Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Aue - Entsetzte Gesichter bei den Brüdern Leonhardt auf der Ehrentribüne, Pfiffe der Fans schon zur Halbzeit. Eine Stunde nach Anpfiff wurde das Projekt mit dem jungen Trainer Aleksey Shpilevski für beendet erklärt. Der FC Erzgebirge Aue hatte auch im siebten Anlauf den ersten Saisonsieg in der 2. Fußball-Bundesliga verpasst und bleibt mit drei von 21 möglichen Zählern abgeschlagen am Tabellenende. Nach dem 3:8 in der Vorsaison wurden die Sachsen am Sonntag vom SC Paderborn mit 1:4 (0:3) bezwungen. Die Ostwestfalen verdrängten somit den SSV Regensburg von der Tabellenspitze.

Wie immer im Erzgebirge fiel die Entscheidung schnell und konsequent. „Ich habe selbst an das Projekt geglaubt, aber so ist es nicht umsetzbar“, sagte Präsident Helge Leonhardt auf der Pressekonferenz und fügte an. „Dann ist es das Beste, dass man diese Entscheidung trifft und diese Entscheidung auch schnell trifft, da wir beide das Gefühl hatten, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nichts bringt. Im Profifußball ist es so“, betonte Leonhardt und stand für Nachfragen nicht bereit. Mit Blick auf die kommenden Woche meinte er nur: „Wir müssen ein neues Projekt starten, in der Hoffnung, dass wir wieder auf Kurs kommen.“

Noch vor dem Spiel forderte Leonhardt eine Reaktion vom Team, sprach von alten Auer Tugenden und machte auf Optimismus. „Wir wussten, dass wir eine geile Mannschaft haben und Zeit brauchen. Wir werden uns auch nicht von Störfeuern abbringen lassen“, meinte er beim TV-Sender Sky und gab dem erst am 7. Juni verpflichteten Trainer Rückendeckung. Immerhin hatte dieser einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 unterschrieben. Die 90 Minuten gegen Paderborn brachten eine schnelle Wende im Gedankenspiel des Präsidenten.

Die beiden Zwillingsbrüder und Selfmade-Millionäre aus dem Erzgebirge sind für ihre klare wie auch harte Linie bekannt. Die Unternehmer, die den Branchen-Zwerg jahrelang mit einem Mini-Etat im Unterhaus etablierten, scheuten sich noch nie vor Konsequenzen. Diese Handlungsweise kennt auch die Mannschaft um Routinier Martin Männel, der vor dem Spiel noch meinte. „Es gilt, den Schalter umzulegen und Wiedergutmachung zu betreiben.“ Denn die Erinnerungen an das 3:8 schmerzten noch immer. „Das war das schwierigste und schlimmste Spiel, was ich im Aue-Dress erleben musste“, meinte der Kapitän.

Routinier Dimitrrij Nazarov polterte nach dem Spiel los: „Es hat heute einfach alles gefehlt. Da muss schleunigst was passieren, sonst gibt es hier ein böses Erwachen“, meinte der in Minute 69 eingewechselte Stürmer und fügte an: „Ich hoffe, dass hat heute auch der Letzte hier verstanden.“

Aue muss nun vor der Partie in Regensburg einen neuen Trainer suchen - oder wieder die Interimslösung Marc Hensel aktivieren. Viel Zeit bleibt nicht. Danach geht es gegen den Hamburger SV.

Die Partie gegen Paderborn riss bei Aue sofort alte Wunden auf. Schon die erste Chance nutzte Marco Stiepermann (4.) zur Führung, ehe Sven Michel (26.) und Felix Platte (38.) noch vor dem Wechsel erhöhten. Nach Wiederanpfiff traf erneut Stiepermann (48.). Aue konnte vor 5150 Zuschauern nur durch Babacar Gueye (51.) verkürzen.

Dabei hatte Shpilevski personell alles versucht, änderte seine Startformation auf zwei Positionen. Im Vergleich zum 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf brachte er erstmals Neuzugang Nikola Trujic, der zuletzt noch nicht spielberechtigt war, hinter den Spitzen Babacar Gueye und Antonio Mance.

Aue begann engagiert mit viel Druck. Doch die Paderborner waren effektiver. Der von Paderborn-Coach Lukas Kwasniok („Ich erwarte eine Schlacht im Schacht“) in die Anfangself rotierte Stiepermann zog aus 17 Metern ab und erzielte mit einem platzierten Schuss ins untere rechte Eck die Blitzführung. Danach nahm das Unheil seinen Lauf.