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Agrar Oberlausitz: Mit Lavendelanbau dem Klimawandel trotzen

Der Landesbauernverband zieht eine ernüchternde Erntebilanz. Regen hat vielerorts die Erwartungen verhagelt. Die Landwirte versuchen, mit Pflanzen-Experimenten den zunehmenden Wetterextremen zu begegnen.

Von Miriam Schönbach, dpa Aktualisiert: 27.09.2021, 09:17
Torsten Krawczyk.
Torsten Krawczyk. Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Niesky/See - Das Lavendelfeld ist abgeerntet. Die Agrargenossenschaft See bei Niesky wirbt für Lavendelhonig, Salami mit Lavendel und Lavendelöl - aus der Oberlausitz. Seit drei Jahren bauen die Landwirte aus dem Landkreis Görlitz die lilablühende Duftpflanze mit Hilfe eines EU-geförderten Projekts auf rund drei Hektar Fläche an. „Vielleicht sind wir hier irgendwann die neue Provence“, sagte Landwirt und Genossenschaftsvorsitzender Andreas Graf am Freitag. Zunehmende Dürre und Starkregenereignisse lassen den Bauern nach neuen Standbeinen Ausschau halten.

Seine Zukunftssorgen teilt Graf mit zahlreichen sächsischen Landwirten. Nach einem Frühjahr mit Hoffnung auf ein gutes Erntejahr kamen ab Juli Regen und wechselhaftes Wetter. Der Landesbauernverband zieht eine ernüchternde Erntebilanz: „Die positiven Ernteerwartungen konnten sich leider nicht erfüllen. Eine lange, oft nervenaufreibende, mehr als acht Wochen dauernde Erntezeit mit wenigen kurzen Erntezeitfenstern liegt hinter uns“, sagt der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, Torsten Krawczyk, zur Erntebilanz am Freitag.

Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) betont, dass nach drei herausfordernden Jahren sich dieses Erntejahr wieder in Richtung Normalität bewegt habe - mit großen regionalen Schwankungen. Die drei Dürrejahre und die überdurchschnittlichen Niederschläge zeigten, dass Wetterextreme ein dauerhaftes Thema seien. „Der Klimawandel ist mit voller Wucht auf den sächsischen Feldern angekommen“, so Günther. Zum einen seien die Landwirte gefragt, Lösungen zu entwickeln. Aber auch das Land müsse die Bauern bei der Anpassung unterstützen.

Aktuell holen die Landwirte im Erzgebirge das letzte Getreide vom Acker, aufgrund der schwierigen Witterungslagen dauert es länger als normalerweise. Nachdem es durch den feuchten Herbst 2020 bei der Wintergerste überdurchschnittliche Erträge gegeben habe, zeichneten sich Weizen, Roggen und Raps erheblichen Einbußen ab. „Wir haben den schlechtesten Rapsertrag deutschlandweit. Wir hoffen jetzt auf einen warmen Herbst, um die neuen Rapskulturen gut über den Winter zu bringen“, so der Verbandspräsident.

Laut Statistik wurden in den Erntemonaten Juli und August rund 2,4 Millionen Tonnen Getreide von den Feldern geholt - ein Minus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beim Raps ging der Ertrag um knapp sechs Prozent zurück.

Ausgeglichen werden die Einbußen jedoch durch deutlich bessere Preise. „Wir werden deutschlandweit ein, zwei Millionen Tonnen Weizen weniger ernten, als wir brauchen. Auf der Welt zeichnet sich das auch ab. Insofern habe ich die Hoffnung, dass das Hochpreisniveau zumindest für die nächste Ernte erhalten bleibt“, so Krawczyk.

In der Agrargenossenschaft See gehören auch Honig und Buchweizen zu den neuen Standbeinen. Vermarktungsstrategien müssten überlegt werden, vielleicht finde sich auch ein touristischer Ansatz für die „neue Provence“, so Graf.