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Personen Trauer um „Brocken-Benno“: Rekordwanderer aus Leidenschaft

Trauriges Weihnachtsfest für die Familie und Freunde von Benno Schmidt. Bundesweit als „Brocken-Benno“ aus dem Harz bekannt, war seine große Leidenschaft das Wandern auf den Gipfel eines Berges, der zu einem Symbol der Deutschen Einheit wurde.

Von Petra Buch, dpa Aktualisiert: 26.12.2022, 22:07
Rekordwanderer Benno Schmidt , alias Brocken-Benno, steht auf dem Brocken.
Rekordwanderer Benno Schmidt , alias Brocken-Benno, steht auf dem Brocken. Matthias Bein/dpa/Archivbild

Wernigerode - 9000 Mal, bei Wind und Wetter, hat er den Brocken bestiegen. Der 1141 Meter hohe, steile Berg war seine große Leidenschaft. Als „Brocken-Benno“ wurde der Rekordwanderer Benno Schmidt aus dem Harz bundesweit bekannt. Einen Tag vor Heiligabend, am 23. Dezember, ist er im Alter von 90 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Witwe der Deutschen Presse-Agentur.

„Er ist ganz ruhig und friedlich eingeschlafen“, sagte sie am Samstag. „Er war die ganze Zeit immer bei uns“, sagte sie im Namen der Familie. Ihr Ehemann war an Krebs erkrankt. Er hatte dies öffentlich gemacht, sich nicht nur einmal dem Kampf gegen die Krankheit gestellt. Auch während der Corona-Pandemie ließ er sich nicht entmutigen, wie er zuletzt im Mai erzählte. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde es ihm ermöglicht, seinen geliebten Berg zu besuchen.

Zuvor sorgte er mit seinen Aufstiegen, fast täglich in 30 Jahren und bis ins hohe Alter, für Respekt. Immerhin bewältigte er nachweislich 120.000 Kilometer. Sein Herz schlug für die freie Natur. Sein ehrenamtliches Engagement für den Harz machte den sympathischen Mann, der wetterfest, aber ohne Schnick-Schnack, daherkam, weit über die Landesgrenzen Sachsen-Anhalts hinaus bekannt. Für seine Verdienste wurde er ausgezeichnet, so mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und mit dem Verdienstorden des Landes. Der Wanderführer aus Wernigerode schaffte es mit seinen Tausenden von Auf- und Abstiegen mehrfach ins Guinness-Buch der Rekorde. Zu seinem 88. Geburtstag machte er sich ein besonderes Geschenk - als er zum 8888. Mal zu Fuß auf dem Gipfel war.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Betroffenheit und Trauer auf den Tod des Mannes und drückte der Familie seine Anteilnahme aus. „Das Engagement unseres Rekord-Wanderers für den Harz wird unvergessen sein“, teilte der Regierungschef via Kurznachrichtendienst Twitter am Samstag mit. Er sei ein Beispiel für Heimatverbundenheit und -liebe.

Freunde schätzten insbesondere seinen eisernen Willen, seine Disziplin und sein Durchhaltevermögen. Als den schönsten Tag in seinem Leben bezeichnete der Wanderer anlässlich seines 90. Geburtstags im vergangenen Mai den 3. Dezember 1989. An jenem Tag fiel die DDR-Grenzbefestigung auf dem Harz-Gipfel und der Verwaltungsfachwirt konnte endlich seinen Traum erfüllen, den Brocken zu betreten.

Der vom Nationalpark Harz umgebene Brocken war bis zum Fall der Mauer militärisches Sperrgebiet - und auch für Wanderer tabu. Heute gilt der Berg als ein Symbol der Deutschen Einheit. Wanderfreunde aus der ganzen Welt zieht es hinauf. Vom Tal in Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen aus.