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Gesundheit Unternehmen mit 2G: „Möglichkeit, wieder Geschäft zu machen“

Nach der neuen Umgangsverordnung des Landes können Gastronomen sich dafür entscheiden, nur noch Geimpfte und Genesene einzulassen - und dann viel mehr Gäste zu haben. Doch die so genannte 2G-Regel ist in der Branche umstritten.

Von dpa Aktualisiert: 17.09.2021, 19:53
Ein Schild „Hier gilt die 2G-Regel!“ hängt in einer Tür eines Cafes.
Ein Schild „Hier gilt die 2G-Regel!“ hängt in einer Tür eines Cafes. Swen Pförtner/dpa

Potsdam - Nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga) gibt es bereits einige Betreiber, die sich für die sogenannte 2G-Regel entscheiden. Seit Donnerstag ist es in Brandenburg möglich, diese Regel anzuwenden - und nur geimpften und genesenen Menschen (2G) Einlass zu gewähren. Zahlen konnte der Verband allerdings vorerst nicht nennen.

Beim Brandenburger Gesundheitsministerium hat es nach Angaben eines Sprechers beim Corona-Bürgertelefon einige Nachfragen zur 2G-Regelung gegeben - etwa von Betreibern von Kinos, Veranstaltern von Konzerten, einem Friseur und mehreren Gastronomen. Die Betreiber müssen die Regelung per Brief oder Mail dem Gesundheitsamt anzeigen. In Cottbus gab es laut Stadtverwaltung noch keine Anmeldungen. In Potsdam haben sich dazu beispielsweise das Waschhaus und das Restaurant Kochzimmer entschieden. Laut der Geschäftsführung ist es vor allem auch ein Schutz für Ungeimpfte. Und für das Personal eine Entlastung, das bislang sechs bis acht Stunden Maske tragen müsse.

Nach dem Kabinettsbeschluss vom Dienstag haben Betreiber von Lokalen und Hotels, Indoor-Sport-Anlagen und Veranstalter die Möglichkeit, in der Corona-Pandemie Nicht-Geimpfte oder Nicht-Genesene außen vor zu lassen. Kinder unter zwölf Jahren sind davon ausgenommen. Für die Gäste fallen dann Masken- und Abstandspflicht weg. Diese Option gilt nicht für Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge - wie für Kitas, Schulen, Bibliotheken, Museen, Schwimmbädern, im Einzelhandel und den öffentlichen Nahverkehr.

„Es ist für einige die Möglichkeit, wieder Geschäft zu machen“, meinte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke. Dies betreffe zum Beispiel kleinere Lokale, die keinen Außenbereich hätten. Lücke steht der möglichen Regelung aber kritisch gegenüber. „Unsere Branche ist kein Bonbon für eine Impfung“, sagte er. Schon jetzt würden Gastronomen von Gästen kritisiert, die sich für oder gegen 2G entscheiden, berichtete Lücke. „Das ist unternehmerische Freiheit“, stellte er klar. „Das kann jeder für sich frei entscheiden, welche Option er wählt.“

Doch wenn die 2G-Regel angewendet wird, bleiben viele Kinder und Jugendliche zunächst außen vor. Denn gut vier Wochen nach der Corona-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige durch die Ständige Impfkommission (Stiko) sind in Brandenburg erst 17 Prozent dieser Altersgruppe vollständig geimpft. Dies berichtete das Gesundheitsministerium auf Anfrage. In der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen sind 58,1 Prozent vollständig immunisiert, bei der Altersgruppe 60 plus sind es 78,3 Prozent.

„Dass sich derzeit vor allem junge Menschen mit dem Coronavirus infizieren, liegt vor allem daran, dass sie im Vergleich mit älteren Altersgruppen viel seltener geimpft sind“, erklärte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse. Die höchste Covid-19-Inzidenz herrsche in Brandenburg aktuell in der Altersgruppe 10 bis 14 Jahre mit 156 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Dahinter folgen die Altersgruppe 15 bis 19 Jahre mit einer Inzidenz von 97 und die 5- bis 9-Jährigen mit einem Wert von 94. Über diese Inzidenz-Zahlen hatte bereits die „B.Z.“ (online/Mittwoch) berichtet.

Der Gesundheitsausschuss des Landtags billigte die neue Umgangsverordnung am Donnerstag mit den Stimmen der rot-schwarz-grünen Regierungsfraktionen und gegen die Stimmen der Opposition. Die nun geltende neue Corona-Warnampel ohne automatische neue Beschränkungen schaut auch auf die Zahl der Krankenhauspatienten und die Belegung der Intensivbetten. Die bekannte Sieben-Tage-Inzidenz neuer Ansteckungen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche bleibt aber auf kommunaler Ebene erhalten.

Beim Überschreiten der festgelegten Inzidenzwerte in der neuen Corona-Umgangsverordnung gibt es nach Angaben von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) keinen Automatismus für weitere Maßnahmen. Bestimmte Werte führten nicht automatisch zu neuen Regelungen, sagte Nonnemacher in einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses im Landtag. „Auch in Brandenburg werden die Werte intensiv beobachtet und danach wird weiter entschieden“, betonte sie auf entsprechende Fragen.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat die neue Corona-Warnampel verteidigt. „Unsere Corona-Ampel zur Belastung der Krankenhäuser wird, wenn die Zahlen steigen, Konsequenzen haben“, sagte Woidke der Deutschen Presse-Agentur. „Sollten wir den Wert von 7 in der sogenannten Hospitalisierungsinzidenz überschreiten, wird die Landesregierung sofort reagieren.“

Bei einer Zahl größer als 12 ist der Alarmwert erreicht. Der Regierungschef bat aber um Verständnis, dass neue Beschränkungen erst im Einzelfall geprüft werden sollen. „Entscheidend wird dann die aktuelle Lagebeurteilung sein und eine Analyse der Ursachen, die zu den hohen Werten führten“, sagte Woidke. „Automatismen sind schwierig, weil wir am Ende eine Entscheidung treffen müssen, die höchsten juristischen Standards standhalten muss.“

Unterdessen blieb die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Brandenburg vergleichsweise stabil: Innerhalb eines Tages wurden von den Gesundheitsämtern 240 neue Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsministerium berichtete. Am Vortag waren es 248 Neuinfektionen und vor einer Woche 242.

Aktuell werden 54 Covid-19-Patienten in Kliniken behandelt, davon 15 auf Intensivstationen; 12 von ihnen müssen beatmet werden. Die Zahl der Patienten pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, die stationär behandelt werden, stieg landesweit leicht auf 0,87. 1,5 Prozent (Vortag 1,4 Prozent) der verfügbaren Intensivbetten sind mit Covid-19-Patienten belegt. Ein Alarm wird auch ausgelöst, wenn dies für mehr als 20 Prozent der Intensivbetten zutrifft.