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Soziales Wohnungslosigkeit: Linke fordert mehr Engagement der Politik

„Wenn der eigene Wohnraum erstmal weg ist, ist es viel schwieriger, neuen Wohnraum zu finden“, argumentiert die Linke - und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Das Problem betrifft auch in Sachsen viele Menschen.

Von dpa Aktualisiert: 06.02.2023, 22:53
Die sächsische Abgeordnete der Partei Die Linken, Juliane Nagel.
Die sächsische Abgeordnete der Partei Die Linken, Juliane Nagel. Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Dresden - Die Linke im Sächsischen Landtag will beim Problem Wohnungslosigkeit nicht locker lassen. Nachdem ihre Fraktion im Landtag am Donnerstag mit einem Antrag zu diesem Thema scheiterte, zeigte sich die Abgeordnete Juliane Nagel nicht entmutigt. „Wohnungslosigkeit ist eine der gravierendsten Formen von Armut. Das Land lässt hier Potenziale ungenutzt, etwa wenn es darum geht, Tempo bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums zu machen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Dresden.

Innovative Konzepte wie „Housing First“ könnten nur ausgeweitet werden, wenn es auch Wohnungen gebe, erklärte Nagel. Es gebe aber auch viel Potenzial, um die Kommunen präventiv zu unterstützen. Beispielhaft dafür stehe die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ in Nordrhein-Westfalen. Dort werden die Kommunen vom Land mit Fördermitteln und fachlicher Expertise unterstützt. „Sachsen kann sich nicht auf die kommunale Verantwortung zurückziehen, es braucht aus unserer Sicht Impulse und Unterstützung, damit wir dem Ziel der EU, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden, nahe kommen.“

„Housing First“ wurde in den 1990er Jahren in den USA entwickelt. Obdachlose sollen damit schnell und unkompliziert eine Wohnung mit einem eigenen Mietvertrag bekommen. Vorrang hat dabei der Neuanfang in den eigenen vier Wänden. Das Sozialamt vermittelt Kontakte zum Vermieter und steht den künftigen Mietern mit Rat und Tat zur Seite. Bei Schwierigkeiten können sie ein individuelles Betreuungsangebot des Sozialamts in Anspruch nehmen.

Nagel berief sich auf den Wohnungslosenbericht der Bundesregierung. Er weise für Sachsen 1665 Menschen aus, die Ende Dezember 2022 in Notunterkünften lebten. „Diese Zahl umfasst nicht die Menschen, die auf der Straße leben oder bei Bekannten und Verwandten schlafen. Die tatsächliche Zahl der Wohnungslosen dürfte daher deutlich höher liegen.“ Die Diakonie erfasse in ihrem aktuellen Lebenslagenbericht 3018 Menschen in Sachsen in Wohnungsnot. Das betreffe allein jene Menschen, die Anlaufstellen der Diakonie aufsuchten.

„Die Stadt Leipzig bringt im täglichen Durchschnitt knapp 300 Menschen allein in Notunterkünften unter, einen Bruchteil derer, die wohnungslos sind“, berichtete Nagel aus ihrer Heimatstadt. Wohnungslosigkeit sei kein Problem individuellen Versagens. „Niemand lebt freiwillig in Not und Elend. Armut ist ursächlich, weiterhin der Verlust von Arbeit oder schlecht bezahlte Arbeit, steigende Mieten und Lebenshaltungskosten, Erkrankungen, Verschuldung und Schicksalsschläge.“