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  5. Schicksal der Kindersoldaten lässt die Politiker im Kongo kalt

Eingliederung in die Gesellschaft fällt schwer - Kinder haben sich zu sehr an das Leben im Busch und an die Macht der Waffen gewöhnt Schicksal der Kindersoldaten lässt die Politiker im Kongo kalt

28.11.2011, 04:38

Sie sind zu jung zum Wählen. Und deshalb blenden die Politiker ihre Misere aus. Dabei sind es traurige Schicksale, die ein ganzes Land betreffen: Kongos Kindersoldaten. Sie spielen aber in den Kampagnen vor der morgigen Wahl keine Rolle. Dabei gibt es gerade im Kongo besonders viele Kindersoldaten. Weltweit werden nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF rund 250000 Kinder gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Im Kongo sind schätzungsweise knapp 30000 in den Händen von Milizen.

In der Demokratischen Republik Kongo wütete jahrzehntelang ein Bürgerkrieg. Der Kongo und das Nachbarland Zentralafrikanische Republik sind die Regionen, in denen die meisten Kinder als Soldaten missbraucht werden. Über die Grenze der beiden Länder streifen viele Gangs. Es ist eine gesetzlose Region. Verschiedene Rebellengruppen kontrollieren das Gebiet. Sie entführen Kinder, die jünger als 18 Jahre alt sind. Aus Jungen werden Köche oder Krieger. Mädchen werden zu Sexsklavinnen.

"Die Lage in Kongo ist besorgniserregend", sagt die UN-Sonderbotschafterin für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy. Das Thema Kindersoldaten werde von den Politikern weitgehend ausgeklammert. "Es ist kein Wahlkampfthema."

Die kongolesische Regierung hat keinen Plan, wie Tausende von Kindern aus den Händen von Gangs oder Milizen geholt werden sollen. Deshalb suche die UN nach anderen Wegen, sagt Coomaraswamy. Kinder würden oft durch informelle Verhandlungen mit bewaffneten Gruppen gerettet. Mit einer solchen Aktion konnte die UN-Sondergesandte erst kürzlich Hunderte Kinder befreien.

Doch es gibt auch Initiativen, die sich auf das Leben danach konzentrieren. Wenn die Kinder einmal frei seien, sollten sie wieder zu ihren Familien oder in ihre Heimatdörfer zurückkehren, sagt die Kinderschutzleiterin bei UNICEF in Kongo, Alessandra Dentice. Viele Kinder hätten ihre Schulausbildung versäumt und würden wieder in Grundschulen gesteckt. Andere bekämen Ausbildungen, damit sie eines Tages auf eigenen Füßen stehen könnten.

Seit 2004 konnten laut UNICEF mehr als 36000 Kindersoldaten befreit werden. Vielen von ihnen fällt die Eingliederung in die Gesellschaft aber schwer: Traumatisiert von den Erlebnissen bewältigen viele nicht den Alltag. Sie werden zwar seelsorgerisch betreut, aber auf raschen Erfolg können die Helfer nicht hoffen: "Je länger die Kinder von den Gemeinden und Familien weg sind, desto schwieriger ist der Reintegrationsprozess", sagt Dentice.

Einige Kinder haben sich einfach zu sehr an das Leben im Busch gewöhnt. Und sie haben die Macht der Waffen kennengelernt. Zudem ist die Armut im Land für viele ein unausweichliches Argument: Bei den Milizen gibt es wenigstens Essen und Kleidung.

Vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag stehen mindestens drei kongolesische Kriegsverbrecher. Das Thema Kindersoldaten ist eines für die politische Agenda. Doch den kongolesischen Politikern fehlt der Wille, es zu einem Thema zu machen. (dpa)