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Anschlag  Hundert Tote in Kabul

Mehr als 100 Menschen sind bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul ums Leben gekommen.

28.01.2018, 16:45

Kabul (dpa) l Beim schwersten Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul seit acht Monaten hat ein Attentäter mindestens 103 Menschen getötet. 235 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Afghanistans Innenminister Wais Ahmad Barmak am Sonntag. Die radikalislamischen Taliban haben den Anschlag für sich reklamiert.

Ein Attentäter hatte am Samstag einen mit Sprengstoff beladenen Krankenwagen im zentralen Regierungs- und Geschäftsviertel der Stadt zur Explosion gebracht. In der Nähe des Anschlagsortes liegen viele Botschaften und afghanische Sicherheitseinrichtungen. Der Krankenwagen versuchte, in die Straße einzubiegen, in der unter anderem die Gesandtschaft der Europäischen Union, die Botschaften von Schweden und Indien sowie Gebäudekomplexe des Innenministeriums und Geheimdienstes liegen.

Nach dem Passieren eines ersten Checkpoints wurden der Fahrer an einem zweiten entdeckt – und zündete seine Bombe. Bei der gewaltigen Explosion stieg über Kabul eine hohe Rauch- und Staubwolke auf.

Der Inhaber eines Kopiergeschäfts am Sedarat-Platz sagte im Fernsehen, es habe sich angefühlt, als habe die Detonation den Boden unter ihm bewegt.

Die EU-Botschaft liegt nur etwa 120 Meter vom Anschlagsort entfernt. Ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Uns geht es gut. Keine der internationalen oder afghanischen Kollegen wurden verletzt oder getötet.“ Alle Mitarbeiter seien nach dem Knall sofort in Schutzräume gebracht worden. Allerdings seien viele Fenster zerbrochen.

Ärzte und Krankenschwestern, die selbst durch Glassplitter verletzt worden waren, hätten die Opfer versorgt. Ein Video zeigte, wie schreiende Verletzte in Korridoren am Boden behandelt werden mussten. „Es war eine grauenvolle Szene. Ich habe geweint“, sagte Arzt Naweed Hamkar.

Es war der zweite schwere Terrorangriff innerhalb von sieben Tagen. Erst vor einer Woche hatten sechs Kämpfer der Taliban in einer 17-stündigen Attacke das große Hotel Intercontinental angegriffen und mindestens 20 Menschen getötet, darunter eine deutsche Entwicklungshelferin. Der Anschlag war der schwerste seit der Lastwagenbombe vor der deutschen Botschaft im Mai 2017. Damals waren rund 150 Menschen getötet worden.