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Anschlag in Russland Attentäter stammt aus Kirgistan

Mindestens 14 Menschen sterben bei dem Anschlag in St. Petersburg. Ermittlern zufolge stammt der Attentäter aus Kirgistan.

04.04.2017, 08:56

 St. Petersburg (dpa) l Der Bombenanschlag in St. Petersburg mit bislang 14 Toten ist nach Angaben der Ermittler von einem 22-jährigen Mann aus Kirgistan verübt worden. Der mutmaßliche Attentäter Akbarschon Dschalilow sei bei der Explosion getötet worden, teilte das russische staatliche Ermittlungskomitee in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Seine DNA-Spuren seien an zwei Bomben gefunden worden. Der Mann habe einen russischen Pass gehabt. Nach Medienberichten wurde er erst in diesem Jahr von einer islamistischen Organisation angeworben. Interfax beruft sich dabei auf eine nicht näher genannte Quelle.

Bei dem Anschlag am Montag in der U-Bahn waren mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Elf Menschen starben direkt bei der Explosion, drei weitere erlagen später ihren Verletzungen, wie Gesundheitsministerin Weronika Skworzowa mitteilte. Am Dienstag lagen noch 49 Verletzte in Kliniken. Einige waren in kritischem Zustand.

Der Kreml schloss nicht aus, dass der Bombenanschlag auf den Besuch von Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg am Montag zielen sollte. "Allein die Tatsache, dass der Terroranschlag verübt wurde, während das Staatsoberhaupt in der Stadt war, zwingt zum Nachdenken", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Personelle Konsequenzen bei den Sicherheitsbehörden wegen des Anschlags werde es nicht geben.

Der Täter soll eine Hochschule besucht und seinem Vater in einer Autowerkstatt geholfen haben, meldete Interfax. Der Mann habe in St. Petersburg gelebt und sei im Februar 2017 für einige Wochen nach Kirgistan gereist. "Er ist als völlig veränderter Mensch zurückgekehrt", zitierte Interfax die Quelle. Die Behörden gehen davon aus, dass er bei dem Besuch von Extremisten angeworben wurde.

Die Familie lebte laut Interfax seit rund fünf Jahren in der Stadt Osch im Ferghana-Tal im Süden Kirgistans. Nachbarn beschrieben den Mann als tüchtig. "Er konnte jede Arbeit verrichten", sagte ein Nachbar. Der 22-Jährige habe "goldene Hände" gehabt.

Montagmittag war zwischen zwei U-Bahnhöfen in einem Zug ein Sprengsatz explodiert. Eine zweite Bombe wurde rechtzeitig entschärft. Das Ermittlungskomitee geht von einem Terroranschlag aus. Am Dienstagabend veröffentlichte das Komitee die Namen von zehn bereits identifizierten Opfer. Auf der Liste stand auch ein 20-jähriger Student aus Kasachstan, der zeitweise als Attentäter verdächtigt worden war.

Der Gouverneur von St. Petersburg, Georgi Poltawtschenko, sagte, dass unter den Opfern nur drei Ausländer seien. Die Stadtverwaltung nannte die Länder Kasachstan, Usbekistan und Weißrussland. Den Angaben des Gouverneurs zufolge sind keine Staatsbürger westlicher Länder unter den Opfern. Poltawtschenko versprach, die Stadt werde alles tun, um die Sicherheit von Touristen in der Ost-Metropole zu garantieren. Im Juni ist St. Petersburg Spielort der Confederations Cup und im kommenden Jahr bei der Fußball-WM.

Der Anschlag löste weltweit Entsetzen und Anteilnahme aus. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den "barbarischen und feigen Terroranschlag". UN-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein Mitgefühl aus.

US-Präsident Donald Trump verurteilte nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat mit Putin die Tat und bot volle Unterstützung bei der Jagd nach den Tätern an. Er habe zudem den Opfern und ihren Familien sowie dem russischen Volk sein Beileid ausgesprochen.

Die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg wurden nach dem Anschlag massiv verstärkt. Alle Zugänge zu der U-Bahn werden zusätzlich bewacht, teilte der Metro-Betreiber mit. Zudem werden Busse und Straßenbahnen stärker überprüft.

Die Stadtverwaltung von St. Petersburg rief eine dreitägige Trauer aus. Menschen stellten vor den Zugängen der U-Bahn-Stationen Kerzen auf und legten Blumen für die Opfer nieder. Auch in Moskau in der Nähe der Kremlmauer wurde der Toten gedacht.

Putin war am Montag anlässlich einer Konferenz und eines Treffens mit dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko in St. Petersburg, hielt sich aber nach Angaben seines Sprechers im Vorort Strelna auf.

In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in der russischen Hauptstadt Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge mit Toten.