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Asien-Reise Staatschef Duterte singt für Trump

Der philippinische Staatschef Duterte stimmte für den US-Präsidenten ein Liebeslied an. Menschenrechte sind beim Treffen kaum Thema.

Von Christoph Sator und Martin Bialecki 13.11.2017, 23:01

Manila (dpa) l Man sieht es Donald Trump an, wenn ihm etwas gefällt. Wenn nicht, neigt er dazu, ins Leere zu schauen oder arge Grimassen zu schneiden. Doch jetzt, im Messezentrum von Manila, nach mehr als zehn Tagen Asien-Tour, wirkt der US-Präsident grundzufrieden. Zum Auftakt des vorletzten Gipfels (dieses Mal: Asean, die Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten) gibt es in der Hauptstadt der Philippinen ausnahmsweise keine Reden, sondern eine zuckersüße Show.

Als guter Gastgeber präsentiert der philippinische Präsident Rodrigo Duterte eine Art asiatisches Musical in Halbstundenversion: Ballett, Streichorchester, Kinderchor, alles dabei. Höhepunkt ist eine Hymne, die die Philippiner eigens zum 50-jährigen Bestehen von Asean haben komponieren lassen. Die Disney-Leute könnten es kaum besser. „Wunderbares Talent“, schwärmt Trump. „Musik. Tanz. Großartig.“

Es ist ein Gipfel ganz nach seinem Geschmack. Am Abend zuvor, beim Galadinner der Staats- und Regierungschefs, hatte Duterte sogar selbst für ihn gesungen: „Ikaw“ („Du“), ein philippinisches Liebeslied. Nach dem letzten Ton widmet er das Lied dem „Oberkommandierenden der Vereinigten Staaten“. Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann ist, der sich erst letzte Woche wieder damit gebrüstet hatte, jemanden eigenhändig umgebracht zu haben.

Denn Duterte ist ja nicht nur Gipfel-Gastgeber, sondern auch einer der umstrittensten Staatschefs, die es auf der Welt gerade gibt. In den ersten 16 Monaten „Drogenkrieg“ – einem brutalen Vorgehen gegen echte und vermeintliche Kriminelle – gab es schon Tausende Tote. Als Vorbild, wie man Millionen Leute „schlachtet“, nannte der ehemalige Staatsanwalt ausgerechnet Adolf Hitler.

Nach dem Wahlsieg vergangenes Jahr ging Duterte auf große Distanz zu den USA, einem jahrzehntelangen Verbündeten. Trumps Vorgänger Barack Obama bezeichnete er sogar als „Hurensohn“. Statt dessen suchte er die Nähe zur Konkurrenz der Amerikaner, zu Russland und auch zu China, obwohl Manila wegen des Streits um verschiedene Inseln mit Peking über Kreuz liegt. In den USA wuchsen deshalb die Sorgen, den engsten Partner in Südostasien zu verlieren.

Seit nicht mehr Obama, sondern Trump im Amt ist, hat sich das geändert. Zwar verbreitet Duterte, was die Außenpolitik angeht, immer mal wieder widersprüchliche Signale. Aber so etwas ist dem amerikanischen Kollegen ja nicht unbekannt. Duterte hatte noch keinen Termin im Weißen Haus, aber in einem Telefonat lobte Trump ihn schon vor Monaten für seine Anti-Drogen-Politik – zur großen Bestürzung aller Leute, die über die Todesschwadrone entsetzt sind.

Nun, auf Trumps Asien-Reise, waren die beiden immer wieder zu sehen, wie sie freundlich Hände schüttelten und zusammenstanden. Zur Freude des Gastgebers in Manila zog Trump auch einen golden schimmernden Barong an, das traditionelle philippinische Männerhemd, das über der Hose getragen wird.

Ansonsten traten die beiden fast gleichaltrigen Männer (Trump: 71, Duterte: 72) auf wie zwei, die sich seit Jahrzehnten kennen und schätzen. Dass draußen vor Manilas Messezentrum linke Demonstranten eine Trump-Puppe in Hakenkreuz-Form durch die Straßen trugen und dann auch noch verbrannten, spielte keine Rolle. Beim offiziellen Zweier-Gespräch am Montag lobte Trump noch einmal Dutertes Gesangseinlage: „Rodrigo, Du warst fantastisch.“

Wozu man von ihm kein Wort hörte, war dessen Umgang mit politischen Gegnern und mit Menschenrechten im Allgemeinen. Es war nicht einmal sicher in Erfahrung zu bringen, ob das Thema überhaupt angesprochen wurde, nachdem Kameras und Mikrofone draußen waren. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte nach dem 40-minütigen Treffen, das Thema habe in Zusammenhang mit dem Kampf gegen Drogen „kurz“ eine Rolle gespielt. Von Dutertes Sprecher Harry Roque hieß es: „Nein. Das Thema kam nicht hoch.

Einmal auf der Reise, auf einem der vielen Flüge, wurde der US-Präsident nach seiner „ziemlich familiären Beziehung zu totalitären und autoritären Führern“ gefragt. Er antwortete, ganz arglos, das sei auch „mit anderen“ so.