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Auslandsreise Trumps asiatischer Hochseilakt

Der US-Präsident hat vor seiner Reise nach Fernost viele Partner schon verprellt. Besonders China freut die Schwäche der USA.

Von Martin Bialecki 03.11.2017, 23:01

Washington (dpa) l Wie heikel diese Reise ist. Donald Trump kommt nach Asien, der große Solist und Lautsprecher, neun Monate im Amt. Mehr als zehn Tage lang will er Alliierten und Freunden versichern: Die USA sind an eurer Seite, wir kümmern uns, Asien ist uns lieb und teuer. Nur: Kaum jemand hat mehr getan, Unsicherheit und bohrende Fragen auch in dieser Region der Welt zu säen, als Trump selbst.

„Trumps Strategie für Asien lautet ,Make America Great Again’“, beschreibt Leland Miller vom Think Tank Brent Scowcroft Center trocken die Haltung des Präsidenten. Amerika zuerst, der Rest muss schauen. „Multilaterale Angelegenheiten sind nicht sein Ding“, sagt Sheila Smith vom East Asia Forum. „Trump mag es lieber bilateral, ob militärisch oder in Handelsfragen.“

Die asiatischen Partner der USA wollen Sicherheitsgarantien von Washington. Aus dem Weißen Haus heißt es, Trumps Reise werde Allianzen und Netzwerke bekräftigen, alles stehe zum Besten. Nur: Die bisherige Politik des Republikaners widerspricht dem.

Dass nun „der mächtigste Mann der Welt“ nach Asien komme, das lässt sich über diesen US-Präsidenten nicht mehr leichthin sagen. Nicht nur der britische „Economist“ zieht Chinas Präsident Xi Jinping dem Amerikaner vor. China, die aufstrebende Großmacht, ist bereit, in jedes Vakuum zu gehen, das Washington eigenhändig erzeugt oder willentlich entstehen lässt. Siehe Trumps Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP – das genau dazu gedacht war, China einzuhegen und zu kontern.

Die Koreakrise ist der harte Kern dieser langen Reise. Dieses hochkomplexe Sicherheitsthema wird in Japan, China und natürlich Seoul selbst eine riesige Rolle spielen. Auch der Konflikt um offene Seewege im südchinesischen Meer schwelt. Außerdem wollen die USA unbedingt verhindern, dass die Terrormiliz Islamischer Staat nach Gebietsverlusten in Nahost erfolgreich eine Asienfront eröffnet.

Ständiger Begleiter wird auch das Thema Handel sein, es wird in Vietnam und auf den Philippinen zentral sein, wenn die Gipfel der Apec und der Asean anstehen. Erst am Freitag entschied Trump, für den East Asia Summit auf den Philippinen einen Tag dranzuhängen. Sein Fernbleiben war kritisiert worden. China habe sich über die Absenz der USA in dieser Runde die Hände gerieben, hieß es.

Immer wieder: China. Ja, attestiert das Weiße Haus, Peking habe in Sachen Nordkorea zuletzt deutlich mehr getan – dennoch erwarte man mehr. Zudem: „China ist jetzt so groß, dass sich sein schädliches Verhalten auch auf Märkten rund um die Welt bemerkbar macht.“

Im Wahlkampf 2016 hat Trump China beschimpft, wüst und immer wieder. So wird er sich in Peking sicher nicht verhalten. Das Programm verspricht freundliche Bilder, und Peking – größter Gläubiger der USA – wird die Bemühungen um eine Steuerreform in den USA sicher aufmerksam verfolgen, schlägt diese doch satt auf die Schuldenlast durch.

Auf einen Besuch der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea wird Trump verzichten. Das ist bemerkenswert, ist er doch sonst um keine Provokation verlegen. Trotzdem, sagt Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster am Donnerstag, werde der Präsident in Asien ganz genau die Sprache verwenden, die er eben verwenden wolle.