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Doppelmord Spur führt zur italienischen Mafia

Slowakischer Investigativ-Journalist Jan Kuciak sollte die Unterwanderung der Regierung durch Clans beweisen.

01.03.2018, 05:15

Bratislava (dpa) l Hinter dem Doppelmord an einem slowakischen Journalisten und seiner Verlobten könnte nach Medienberichten ein Netzwerk der italienischen Mafia stecken. Die letzte Reportage des ermordeten Jan Kuciak sollte offensichtlich dieses komplizierte Netzwerk mit Verbindungen bis in höchste slowakische Regierungsstellen offenlegen. Den unvollständig gebliebenen Text veröffentlichten am Mittwochmorgen slowakische Medien in Zusammenarbeit mit dem Internetportal Aktuality.sk. Der slowakische Kulturminister Marek Madaric, der Filz und Korruption wiederholt angeprangert hatte, erklärte am Mittwoch seinen Rücktritt. „Nach der Ermordung eines Journalisten kann ich mir nicht vorstellen, ruhig weiter Chef dieses Ministeriums zu bleiben, das auch für die Medien zuständig ist“, sagte er.

Der 27-jährige Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren in der Nacht zu Montag in ihrem Haus im westslowakischen Bezirk Galanta erschossen aufgefunden worden. Innenminister Kalinak ließ eine Belohnung von einer Million Euro für Hinweise auf den oder die Täter ausschreiben. Das Geld wurde in dicken Bündeln aus 50er und 100er Euro-Noten präsentiert, die einen ganzen Tisch füllten.

Nach Kuciaks Recherchen hatten sich mutmaßliche Mitglieder der kalabrischen 'Ndrangheta im Osten der Slowakei auf Mehrwertsteuerbetrug sowie Betrügereien um EU-Förderungen spezialisiert. Als daher am Dienstag ein Brand im Steueramt der ostslowakischen Regionalhauptstadt Kosice ausbrach, spekulierten manche Medien, dies könne kein Zufall sein. Dokumente wurden nicht zerstört.

Sollten Kuciaks Recherchen stimmen, wäre es vier italienischen Familien gelungen, Verbindungsleute zu Politikern der sozialdemokratischen Regierungspartei und direkt in das Büro von Regierungschef Robert Fico zu schleusen. Nach Kuciaks Recherchen soll Ficos persönliche Assistentin Maria Troskova früher für italienische Unternehmer gearbeitet haben, die wegen Mafia-Verbindungen im Visier der italienischen Justiz gestanden haben sollen.

Die mitregierende ungarisch-slowakische Versöhnungspartei Most-Hid (Brücke) forderte am Mittwoch politische Konsequenzen. Alle Entscheidungsträger, die in den Verdacht von Mafia-Kontakten gekommen seien, sollten von ihren Funktionen entbunden werden. Die Opposition forderte die Entlassung des Innenministers und des Polizeipräsidenten.

In Journalistenkreisen werden Parallelen zum Mord an der maltesischen Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia gezogen. Wie Kuciak und eine jetzt unter Polizeischutz stehende tschechische Kollegin hatte Galizia über die „Panama Papers“ berichtet und im Sumpf korrupte Politiker und der 'Ndrangheta recherchiert.