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Feminismus  "Pussy hats" gegen Trump

Eine Frau aus Berlin setzt mit ihren pinken Wollmützen ein Zeichen gegen Donald Trump. Er beeinflusst den heutigen Feminismus.

Von Caroline Bock und Teresa Dapp 07.03.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Sabine Bornemann hat mindestens viermal nachordern müssen. „Bei mir ist Pink ohne Ende!“, sagt sie. Auf einmal war die Farbe in ihrem Berliner Woll-Laden knapp. Das liegt an den „pussy hats“, den rosa Strickmützen mit Katzenohren, die Frauen zum Protest gegen Donald Trump tragen.

Der US-Präsident ist ein bekennender Chauvi, der Sprüche darüber machte, Frauen ungebeten an die „pussy“, also in den Schritt, zu fassen. Trotzdem wurde er zum mächtigsten Mann der Welt gewählt, auch mit Millionen Stimmen von Frauen – mit 52 Prozent der Stimmen weißer Wählerinnen, um genau zu sein. Was dann wiederum Millionen Frauen auf die Straße trieb. In den USA und auch in Berlin, Köln und München.

Trump politisiert auch Frauen, die sich sonst nicht politisch outen, sagt die Wolle-Verkäuferin Bornemann. Sind ihre Nachbestellungen von pinken Knäuel ein kleines Zeichen für eine große Bewegung, einen neuen Feminismus, den Trump nun befeuert? Es scheint jedenfalls seit einigen Jahren immer mehr Stimmen zu geben, die zu diesem großen Label passen: Magazine wie „Edition F“, das „Missy Magazine“ oder die Kampagne „Pink stinks“, die gegen Rollenvorgaben kämpft.

In Sachen Rollenverteilung ist Deutschland nach wie vor altmodisch. Frauen mit Kindern sind hier weniger berufstätig als in vielen anderen Ländern und überdurchschnittlich mit Haushalt und Betreuung beschäftigt. Ein Grund ist der hohe Anteil von Teilzeitarbeit. So hat es gerade eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beobachtet. Teilzeit und dem Mann den Rücken frei halten: Das kann Folgen für die Rente von Frauen haben. Auch, wenn Frauen alleinerziehend sind und nach der Zeit mit den Kindern nur schlecht wieder in den Beruf finden. Frauen sind in allen Altersstufen häufiger als Männer von Armut betroffen. Auch bei den Löhnen für gleiche Arbeit gibt es die hinlänglich bekannten Unterschiede, gegen die die große Koalition nun nach langem Streit ein Gesetz auf den Weg gebracht hat.

Wie tickt der Zeitgeist der Frauen im Jahr 2017? Trump sei ein Weckruf gewesen und habe mit seinem „unglaublichen Sexismus und Rassismus“ etwas ausgelöst. Das sagt Heike Pantelmann, Betriebswirtin und Ansprechpartnerin für Geschlechterfragen an der Freien Universität Berlin. Was Deutschland angeht, sieht Pantelmann viel „rhetorische Fassadenmalerei“ – also viele schöne Worte bei wenig Bewegung. Immerhin: Für ein heute zwölf Jahre altes Mädchen sei es völlig normal, dass eine Frau Deutschland regiere.

Zurück zu Trump, den auch Millionen Frauen gewählt haben. Warum? Alice Schwarzer hat eine Erklärung. „Es gibt Frauen, die erhoffen sich was von den guten alten Zeiten.“ Da sei eine gewisse Attraktion, erklärt sie: „Der Patriarch, der Papa, der sagt, mach dir keine Sorgen, ich regel das schon.“ Die große Politik wird wohl weiter im Berliner Laden „Die Wollnerin“ zu spüren sein. Einem Mann hat sie jedoch einen „pussy hat“ noch nie verkauft.