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Kuba-Besuch Papst pocht auf mehr "Freiräume"

Papst Franziskus hat bei der Überwindung der Eiszeit zu den USA vermittelt. Den Kommunisten machte er klar: Die Öffnung ist noch nicht ausreichend.

20.09.2015, 07:13

Havanna (dpa) l Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Kuba-Reise mehr religiöse Freiheiten in dem kommunistischen Karibikstaat eingefordert. Die Kirche wolle das kubanische Volk auf seinem Weg begleiten, "in Freiheit und mit allen notwendigen Mitteln und Freiräumen", betonte der 78-Jährige am Samstag nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Havanna. Er werde "für die geschätzte Nation bitten, dass diese auf den Wegen der Gerechtigkeit, des  Friedens, der Freiheit und der Versöhnung voranschreite".

Zur Enttäuschung kubanischer Dissidenten, die ein Signal des Papstes gegen Menschenrechtsverletzungen fordern, war mit ihnen zunächst kein Treffen geplant. Der Papst bat nur allgemein darum, auch all diejenigen zu grüßen, "die ich aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können".

Raúl Castro bezeichnete das seit fast 55 Jahren bestehende US-Handelsembargo als "grausam, unmoralisch und illegal" und forderte die rasche Aufhebung. Die auf Vermittlung des Vatikans erfolgte Annäherung und Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Staaten könne nur "ein erster Schritt sein". Auch die US-Militärbasis in Guantánamo müsse zurückgegeben werden. 

Der Papst sagte zu der Annäherung: "Es ist ein Zeichen für den Sieg der Kultur der Begegnung, des Dialogs." Er ermuntere die verantwortlichen Politiker, weiter auf dem Weg voranzuschreiten: "Als Beweis für den erhabenen Dienst, den zu leisten sie berufen sind für den Frieden und das Wohlergehen ihrer Völker (...) und als ein Vorbild der Versöhnung für die ganze Welt."

Vor dem Besuch hatten US-Präsident Barack Obama und Castro in einem Telefonat eine weitere Annäherung der einstigen Erzfeinde angekündigt. Seit Juli haben beide Staaten wieder Botschafter im anderen Land. Das Telefonat der beiden Staatschefs war deren erstes direktes Gespräch seit ihrer historischen Begegnung beim Amerika-Gipfel in Panama im April.

Die Opposition in Kuba hat aber nur wenig Hoffnung auf einen politischen Frühling und das Ende der Repressionen. Der führende Oppositionsaktivist Antonio Rodiles sagte der Deutschen Presse-Agentur, der kubanische Kardinal Jaime Ortega habe gesagt, dass die Kirche nicht dafür da sei, um Regierungen zu stürzen. "Sie ist aber auch nicht dafür da, um Diktaturen zu stützen", warnte Rodiles vor einem Kuschelkurs gegenüber dem Castro-Regime.

Der Geschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, sagte der dpa: "Die kubanischen Bischöfe sehen sehr wohl, dass es nach wie vor undemokratische Verhältnisse gibt." Der Umgang mit der Opposition, willkürliche Verhaftungen – das verdiene scharfe Kritik. "Es ist eine elementare Forderung der Kirche, dass die Menschenrechte beachtet werden." Gleichwohl sei Kuba nun auf einem positiven Weg der Öffnung, betonte Bröckelmann-Simon.

Franziskus ist nach Johannes Paul II. (1998) und Benedikt XVI. (2012) der dritte Papst, der Kuba besucht. Empfangen wurde er von Staatschef Raúl Castro. Franziskus bat Raúl Castro, seinem Bruder Fidel – dem Anführer der Revolution von 1959 – "den Ausdruck meiner speziellen Achtung und Ehrerbietung" zu übermitteln.