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Lkw-Anschlag Stockholm setzt Zeichen gegen Terror

Nach dem Lkw-Anschlag haben tausende Menschen in Stockholm ein Zeichen gegen Gewalt und Terror gesetzt.

09.04.2017, 07:49

Stockholm (dpa) l Bei einer Kundgebung auf einem zentralen Platz in der schwedischen Hauptstadt gedachten tausende Stockholmer am Sonntag der vier Todesopfer mit einer Schweigeminute. Die Polizei geht davon aus, dass ein 39-jähriger Usbeke am Freitag mit einem Lkw in einer Einkaufsstraße in eine Menschenmenge gerast war. Der Mann hat sich nach Behördenangaben einer Abschiebung entzogen und Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und andere "extreme Organisationen" gezeigt. Die Ermittler nahmen derweil am Sonntag eine zweite Person unter Terror- und Mordverdacht fest.

Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag in der belebten Stockholmer Drottninggatan waren vier Menschen getötet worden, 15 wurden verletzt. Zwei der Toten stammten den Behörden zufolge aus Schweden, die anderen beiden aus Großbritannien und Belgien. Geschlecht und Alter der Opfer gab die Polizei aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht bekannt. Der Anschlag war nach London und St. Petersburg der dritte in Europa innerhalb von drei Wochen.

In der Nähe des Anschlagsortes in Stockholm versammelten sich am Sonntagnachmittag Tausende zu einer "Liebes-Kundgebung". Um 14.53 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags vom Freitag, war es auf dem Platz komplett still. Viele hielten sich an den Händen und weinten. Am Montag soll es eine landesweite Schweigeminute geben.

Die Beweislage gegen den am Freitag festgenommenen 39-Jährigen habe sich erhärtet, sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei. "Die Ermittlungen laufen sehr gut." Den Ermittlern zufolge beantragte der Mann 2014 eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden. Im Juni 2016 entschied die Migrationsbehörde demnach, ihn auszuweisen. Da er das Land nicht verließ, wurde nach ihm gesucht. Details zu der zweiten Festnahme gab die Staatsanwaltschaft zunächst nicht bekannt.

Auch der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, der als islamistischer Gefährder eingestufte Anis Amri, war ausreisepflichtig. In Deutschland wird vor allem darüber gestritten, ob Behörden Möglichkeiten versäumten, ihn rechtzeitig festzusetzen und abzuschieben. Amri war ebenfalls mit einem Lkw in Menschen gefahren. Er tötete insgesamt zwölf Menschen.

Die schwedische Polizei sucht derweil weiter nach möglichen Helfern des mutmaßlichen Attentäters. "Wir haben viele Kontrollen durchgeführt und Wohnungen in Stockholm durchsucht", sagte Evensson. "Ungefähr fünf" Personen würden festgehalten. Etwa 500 Menschen seien befragt worden.

Der Verdächtige aus Usbekistan war am Samstag zum ersten Mal verhört worden. Ob er sich dabei zu seinem Motiv äußerte, wollte die Polizei nicht sagen. Die Ermittler untersuchten außerdem einen verdächtigen Gegenstand, der auf dem Lkw-Fahrersitz gefunden worden war. Medien hatten spekuliert, es könnte sich um eine Bombe handeln. Das bestätigte die Polizei nicht.

Die schwedische Polizei will künftig verstärkt Präsenz zeigen. Zehn Tage lang sollen zudem alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden.

Schwedens König Carl XVI. Gustaf verurteilte den Lkw-Anschlag am Wochenende als "verachtenswürdig". Doch ihm gebe Hoffnung, "dass all diejenigen unter uns, die helfen wollen, viel zahlreicher sind als diejenigen, die uns schaden wollen", sagte der Monarch vor dem Königspalast in der Hauptstadt. Carl Gustaf und seine Frau, Königin Silvia, hatten eine Brasilien-Reise abgebrochen und waren nach dem Anschlag nach Schweden zurückgekehrt.

Papst Franziskus gedachte der Opfer der jüngsten Terroranschläge in Schweden und Ägypten bei seinem Angelus-Gebet zum Palmsonntag.