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March for our lives Massenproteste gegen Waffengewalt in den USA

Hunderttausende Menschen schließen sich in den USA Demonstrationen für strengere Waffengesetze an. Der Druck auf die Waffenlobby wächst.

25.03.2018, 18:46

Washington (dpa) l Sechs Minuten und 20 Sekunden – so lange hat das Schulmassaker von Parkland im US-Bundesstaat Florida gedauert, und fast so lange steht auch die überlebende Schülerin Emma Gonzalez auf der Bühne in Washington. Hunderttausende Demonstranten schauen der jungen Aktivistin mit den kurz geschorenen Haaren am Sonnabend gebannt zu, als sie erst eine emotionale Rede über ihre 17 toten Mitschüler hält und schließlich minutenlang mit Tränen im Gesicht schweigt. „Kämpft um euer Leben, bevor es die Aufgabe eines anderen ist“, sagt Gonzalez, bevor sie von der Bühne marschiert.

An der Marjory Stoneman Douglas High School hatte ein 19-Jähriger am 14. Februar 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen. Seitdem haben Gonzalez und weitere überlebende Schüler eine Protestaktion für striktere US-Waffengesetze gestartet. Dem Aufruf der Aktivisten nach Massenprotesten unter dem Titel „Marsch für unsere Leben“ sind landes- und weltweit Abertausende Menschen gefolgt. Allein in Washington gingen den Organisatoren zufolge rund 800.000 vorwiegend junge Menschen auf die Straße, während US-Medien von einer halben Million sprachen. Damit wäre es eine der größten Protestveranstaltungen in Washington in der jüngeren Geschichte.

Bei der Demo in Washington traten Stars wie Miley Cyrus, Ariana Grande und Demi Lovato auf. Schauspieler George Clooney samt Frau Amal, Kim Kardashian und Kanye West kündigten ihre Teilnahme an. Auch Matthew McConaughey und Paul McCartney kamen zu großen Kundgebungen in anderen US-Städten wie Parkland, Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Houston, Los Angeles sowie New York. Protestler vor dem Trump-Tower hielten selbstgemalte Schilder mit Parolen wie „Ich wähle 2020“ oder „Schützt Kinder, nicht Waffen!“ hoch.

Weltweit gab es ebenfalls Solidaritätsaktionen, so etwa in Sydney (Australien), Tel Aviv (Israel), London (Großbritannien) und vereinzelt in Deutschland. In Berlin kamen etwa 150 Menschen zum Protest vors Brandenburger Tor. In München waren es 175 bis 200 Teilnehmer.

Die Parkland-Aktivisten fordern unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren für Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. US-Präsident Donald Trump hatte zwar diesen Monat unter dem Druck der Proteste ein Maßnahmenbündel zur Schulsicherheit verkündet, aber praktisch nichts zur Verschärfung der Waffengesetze unternommen.

Um Trump blieb es an diesem Wochenende ruhig: Er reiste zu seinem privaten Luxusanwesen Mar-a-Lago in Florida und verzichtete zumindest vorläufig auf Tweets zum Thema. Das Weiße Haus veröffentlichte jedoch eine Erklärung, in der es hieß: „Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen, ist eine Top-Priorität des Präsidenten (...).“

Bereits am Freitag stellte die US-Regierung ein Verbot von sogenannten „Bump Stocks“ in Aussicht. Das Justizministerium wolle die die Vorrichtungen, die eine halbautomatische Waffe zu einer Maschinenpistole mit Dauerfeuer umfunktionierten, neu kategorisieren und dadurch de facto verbieten.

Einiges haben die Schüler bereits erreicht: Der Bundesstaat Florida, in dem Parkland liegt, setzte das Mindestalter für den Kauf einer Schusswaffe von 18 auf 21 Jahre herauf. Der Polizei wurde es auch leichter gemacht, Waffen von vermuteten Gefährdern zu beschlagnahmen.