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Kriminalfall Heißblütiger Erfinder unter Mordverdacht

U-Boot- und Raketenbauer Peter Madsen aus Dänemark polarisiert. Kreativ, visionär und heißblütig. Hat er die Journalistin Kim Wall ermordet?

24.08.2017, 23:01

Kopenhagen (dpa) l Peter Madsen hat einen Traum: In drei Jahren, so erzählte er noch im Mai dem Dänischen Rundfunk, wolle er den Planeten Erde verlassen. Mit einer selbst gebauten Rakete. Dieser Traum dürfte wohl nicht in Erfüllung gehen. Denn der 46-jährige Erfinder, U-Boot und Raketenbauer steht unter Verdacht, einen Menschen getötet zu haben. Die 30-jährige Journalistin Kim Wall starb an Bord des U-Bootes "Nautilus", als sie eine Reportage über Madsen schreiben wollte. Elf Tage später fand man ihre Leiche. Zerstückelt.

Die Ermittler werfen ihm Mord vor. Nicht nur Polizei und Justiz fragen sich, ob Peter Madsen zu so einer Tat in der Lage wäre. Auch die dänische Öffentlichkeit ist schockiert. Denn selbst wenn der 46-Jährige in der Presse mitunter als visionärer Spinner dargestellt wurde, so ist er doch auch von vielen bewundert worden. "Er ist eine charismatische Person, gleichermaßen ein Künstler wie ein Ingenieur", sagte der Autor Thomas Djursing in einem Interview mit dem Dänischen Rundfunk, bevor sich die Vorwürfe gegen Madsen richteten. Djursing hat ein Buch über Madsen ("Raket-Madsen") geschrieben und ihn viele Male getroffen. Nun ist er wie viele andere fassungslos.

Für Djursing ist Madsen einer der wenigen Menschen, die unmögliche und völlig unrealistische Projekte durchführen können. Doch in einem Interview mit der Zeitung "BT" räumt er ein, dass Madsen wegen seines Feuereifers mit vielen Menschen in Streit geraten sei. Deshalb liest sich seine Biografie auch nicht wie eine Erfolgsstory.

Madsens Leidenschaft für U-Boote und Raketen hat schon in der Kindheit begonnen. Als Achtjähriger habe er seiner Mutter Löcher in den Bauch gefragt, wie eine Mehrstufenrakete funktioniere, schreibt die Zeitung "Berlingske". Doch für den Abschluss des Ingenieurstudiums reichte das Durchhaltevermögen am Schreibtisch nicht aus.

Bevor Madsen die ersten Raketen in den Himmel schoss, begann er, U-Boote zu bauen. Innerhalb von acht Jahren konstruierte er zusammen mit anderen drei Unterwasserfahrzeuge mit den Namen "Freya", "Kraka" und "UC3 Nautilus". Sein letztes U-Boot, das mit einer Länge von fast 18 Metern als größtes selbstgebautes U-Boot gilt, ist für die Polizei nun ein möglicher Tatort.

In den letzten Jahren schien Madsen aber vor allem ein Ziel im Auge zu haben: Einen Hin- und Rückflug ins All. Mit dem Verein "Copenhagen Suborbitals" glückten ihm zahlreiche Raketenstarts. Die letzte Rakete 2013 flog mehr als acht Kilometer hoch. Doch die Zusammenarbeit lief nicht gut. Seit 2014 arbeitet Madsen allein unter dem Namen "Raketmadsens Rumlaboratorium" an seinem Lebenstraum.

Peter Madsen hätte nicht so viel erreicht, wenn er nicht die Fähigkeit hätte, andere für sich zu gewinnen. Deshalb ist die Vorstellung, er könne Kim Wall zerstückelt haben, für die, die ihn kennen, schwer zu ertragen. Autor Djursing sagte im "BT"-Interview: "Er ist nicht gewalttätig, er trinkt nicht, er nimmt keine Drogen. Er ist ein Mann mit gesunden Werten." Doch: "Auf der anderen Seite ist er wütend auf Gott und Jedermann"." Ist diese düstere Seite beim Interview mit Kim Wall zutage gekommen? Wer ist dieser Peter Madsen wirklich?

"Bist du verrückt oder genial?" – Diese Frage hat sich Peter Madsen oft stellen lassen müssen. Dem Dänischen Rundfunk antwortet er im Mai: "Eine schöne Mischung von beidem. Das ist das einzige, was ich dazu sagen kann.