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Reaktorkatastrophe Atomruine verschwindet unter Schutzhülle

30 Jahre nach dem Super-GAU in Tschernobyl soll eine riesige Schutzhülle den Unglücksreaktor verschließen.

21.11.2016, 13:26

Prypjat (dpa) – Wie ein gigantischer Käfer aus Stahl kriecht die neue Schutzhülle auf die düstere Atomruine Tschernobyl in der Ukraine zu. Ein robustes System aus Spezialschienen und Hydraulik schiebt das größte bewegliche Bauwerk der Welt beständig auf den 1986 havarierten Reaktor zu. In wenigen Tagen wird die mehr als 36.000 Tonnen schwere Konstruktion die markante Silhouette der Anlage verschluckt haben. Am 29. November soll die neue Hülle feierlich übergeben werden.

"Das ist der Anfang vom Ende des 30-jährigen Kampfes gegen die Folgen der Katastrophe", sagt der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak. 100 Jahre lang soll die neue Hülle den Austritt radioaktiver Strahlen verhindern sowie vor Umwelteinflüssen wie Nässe schützen. Das Stahlgerüst darf nicht zu früh rosten. Die Hülle ergänzt einen Betonsarkophag, der von der Sowjetunion nach der fatalen Kernschmelze am 26. April 1986 eilig errichtet worden war und mittlerweile brüchig ist.

Ein Problem bleibt allerdings die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe. Experten vermuten in dem explodierten Reaktor immer noch etwa 200 Tonnen Uran, deren Radioaktivität ein Menschenleben auslöschen würde. "Für die Räumung gibt es bisher weder Geld, noch ein Konzept. Die endgültige Sanierung der strahlenden Ruine beginnt also vermutlich erst irgendwann in eher ferner Zukunft", schrieb die russische Zeitung "Kommersant" vor kurzem.