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Schießerei US-Abgeordneter auf Spielfeld angeschossen

Auf einem Baseballfeld nahe Washington sind Schüsse gefallen, dabei wurde unter anderem der führende Republikaner Steve Scalise verletzt.

14.06.2017, 14:30

Alexandria (dpa) l Ein Schütze hat am Mittwoch in aller Frühe einen US-Kongressabgeordneten der regierenden Republikaner schwer verletzt. Neben dem 51 Jahre alten Steve Scalise wurden zwei Polizisten und ein Mitarbeiter des aus Louisiana stammenden Politikers verletzt. Polizisten und Leibwächter schossen auf den Täter und überwältigten ihn. US-Präsident Donald Trump gab später im Weißen Haus bekannt, der Schütze sei tot. Er sei seinen Verletzungen erlegen.

Der Schütze war nach Medienberichten mit einem Gewehr und einer Pistole bewaffnet gewesen. Bei dem Angreifer handelte es sich nach übereinstimmenden Recherchen von "Washington Post" und CNN um einen 66 Jahre alten Mann aus dem Bundesstaat Illinois. Der Selbstständige hatte den Berichten zufolge seine Lizenz für seine Firma verloren.

Der verletzte Scalise wurde offenbar in die linke Hüfte getroffen. Eine Operation sei erfolgreich verlaufen, berichtete der Sender MSNBC. Scalise ist "Majority whip" im Abgeordnetenhaus, das ist eine Art Fraktionsgeschäftsführer der Republikaner im Repräsentenhaus. Scalise ist damit die Nummer drei der republikanischen Mehrheitsfraktion.

Die Polizei hatte zunächst auf Twitter berichtet, der Schütze sei festgenommen worden. Er habe alleine gehandelt. Der Leiter der Capitol Police von Washington, Matthew Verderosa, sagte, die beiden verletzten Polizisten seien nicht in Lebensgefahr.

Der Zwischenfall geschieht in den USA vor dem Hintergrund eines politischen Klimas, das seit dem Wahlkampf 2016 und dem Amtsantritt Präsident Donald Trumps bereits äußerst angespannt ist. Die Gräben zwischen politischen Gegnern und Parteien sind tief wie selten.

Republikanische Kongressabgeordnete hatten auf dem Eugene Simpson Spielfeld in Alexandrias Vorort Del Ray (Bundesstaat Virginia) für ein Benefizspiel zwischen Republikanern und Demokraten trainiert, das für Donnerstag angesetzt war. Dieses Spiel hat eine mehr als 100-jährige Tradition.

Wegen der hohen Position Scalises in der Parteiführung wurde er neben Leibwächtern auch von der Capitol Police zu dem Sportplatz begleitet.

Der Senator Rand Paul sagte TV-Sendern, die Polizei habe in Virginia möglicherweise ein Massaker verhindert. Nur ihr sei es zu verdanken, dass der Sportplatz nicht in ein Schlachtfeld verwandelt wurde. "Ich glaube, die Präsenz hat einen großen Unterschied gemacht", sagte FBI-Ermittler Tim Slater.

Die Polizisten hätten sofort das Feuer auf den Schützen erwidert, sagte Paul. Damit hätten sie Schlimmeres verhindert. Er habe 50 bis 60 Schüsse gehört. Der Abgeordnete Joe Barton sagte vor Ort zu MSNBC, die Polizisten und Scalises Leibwächter seien Helden.

Michael Brown von der Polizei Alexandria sagte am Mittwoch, um 07.09 Uhr Ortszeit seien erste Berichte über Schüsse an dem Sportplatz in Alexandria eingegangen. Drei Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen und habe die Capitol Police unterstützt.

Vertreter der Polizei wollten in einer ersten Reaktion vor Medien keine Angaben zum Tathergang oder zum Täter machen. Die Lage unter Kontrolle, hieß es. Es gebe keine konkreten Hinweise auf ein gezieltes Attentat oder einen terroristischen Hintergrund, aber es sei zu früh, sich festzulegen, sagte Slater.

Der Senator Jeff Flake sagte vor Ort, Scalise habe sich selbst vom Spielfeld geschleppt. Der Abgeordnete Mo Brooks aus Alabama sagte dem Sender CNN, ein Mann mit einem Gewehr habe das Feuer eröffnet. Der Täter habe es offensichtlich auf Politiker abgesehen gehabt.

US-Präsident Donald Trump teilte mit, er sei tief betroffen von dem Geschehen und verfolge es ständig. Er sagte eine für den Nachmittag geplante Rede ab. Die Tat ereignet sich an Trumps 71. Geburtstag.

Das US-Abgeordnetenhaus setzte alle für Mittwoch geplanten Abstimmungen aus. Die demokratische Politikerin Gabrielle Giffords, die 2011 als Abgeordnete bei einem Attentat schwer verwundet wurde, reagierte unmittelbar auf die Schüsse von Virginia. Sie schrieb auf Twitter, sie fühle mit ihren früheren Kollegen, deren Familien und Mitarbeitern sowie der Capitol Police. Im Dienste der Öffentlichkeit stehend seien sie Helden, "heute und jeden Tag". Giffords wurde im Januar 2011 in den Kopf geschossen. Sechs Menschen starben damals.