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Terror in Brüssel Frau aus Deutschland unter den Opfern

In Brüssel und einem Pariser Vorort hat die Polizei mehrere Verdächtige abgeführt. Bei der Razzia soll es auch Explosionen gegeben haben.

25.03.2016, 08:21

Brüssel/Paris (dpa) l Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben am Freitag erneut ein Haus in Brüssel durchsucht. Bei der Razzia im Stadtteil Schaerbeek habe es drei Explosionen gegeben, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender RTBF. Ein Verdächtiger ist bei der Razzia verletzt und festgenommen worden. Der Verdächtige stehe im Zusammenhang mit den Attentaten in Brüssel, sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Bernard Clerfayt, am Freitag dem öffentlichen Sender RTBF.

Nach Informationen des Senders hatte der Verdächtige einen Rucksack oder einen Koffer mit Sprengstoff dabei. Der Sender ergänzte, dass der Einsatz in Schaerbeek mit der Polizeiaktion vom Donnerstagabend im französischen Argenteuil zusammenhängen könnte. Dort hatten Beamte eine Wohnung durchsucht und einen Verdächtigen festgenommen.

Nach den Selbstmordanschlägen von Brüssel hat die Polizei in Belgien, Frankreich und Deutschland fast ein Dutzend Terrorverdächtige festgenommen. In Gießen wurde ein Mann gefasst, in dessen Mobiltelefon die Beamten Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Attentaten von Brüssel fanden. Im Raum Düsseldorf sei am Donnerstag ein als Salafist bekannter Mann festgenommen worden, der möglicherweise zum Umfeld der Brüssel-Attentäter gehört. Offiziell bestätigten die Behörden am Freitag lediglich zwei Festnahmen, sie wollten sich aber nicht zu Details äußern.

In der Nacht zu Freitag waren bei Razzien in Brüssel sechs Verdächtige gefasst worden. Laut Staatsanwaltschaft sollte im Laufe des Tages entschieden werden, ob gegen die Verdächtigen Haftbefehl erlassen wird. Über die Identität der Festgenommenen wurde zunächst nichts bekannt. Nach einem Bericht des Radiosenders RTBF wurde am Freitagmorgen in der Gemeinde Forest ein siebter Verdächtiger gefasst. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Am Freitag durchsuchten Spezialeinsatzkräfte der Polizei erneut ein Haus im Stadtteil Schaerbeek.

Das französische Innenministerium teilte unterdessen mit, einen Anschlagsplan im "fortgeschrittenen Stadium" vereitelt zu haben. In einem Pariser Vorort wurde ein Terrorverdächtiger festgenommen, der nach Medienberichten Verbindungen zum mutmaßlichen Planer der Pariser Anschläge vom November gehabt haben soll. Zusammen mit dem als Kopf dieser Anschläge geltenden Islamisten Abdelhamid Abaaoud soll er 2015 in Brüssel verurteilt worden sein. In Argenteuil nordwestlich von Paris wurden bei einer Wohnungsdurchsuchung laut Medien geringe Mengen Sprengstoff gefunden.

Am Dienstag waren bei den Bombenanschlägen am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn-Station Maelbeek mindestens 31 Menschen getötet und rund 300 verletzt worden. Unter den Opfern ist auch eine Deutsche. Es handelt sich dabei um eine bisher als vermisst gemeldete Aachenerin, die nun identifiziert wurde, teilte die Aachener Polizei mit Berufung auf die belgische Polizei mit. Der Ehemann der jungen Frau liege mit schweren Verletzungen in einem Brüsseler Krankenhaus.

Bei den Attentaten hatten sich drei Männer selbst in die Luft gesprengt. Bei einem der Täter handelt es sich um den 24-jährigen Najim Laachraoui, bestätigte die belgische Staatsanwaltschaft. Laachraoui habe sich am Brüsseler Flughafen in die Luft gesprengt. Zu den Anschlägen bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Brüsseler Attentäter sollen Verbindungen zu den islamistischen Drahtziehern der Anschläge von Paris und Saint-Denis gehabt haben, bei denen am 13. November 130 Menschen ermordet wurden.

In Gießen und im Raum Düsseldurf wurden derweil zwi Männer festgenommen. Nach ARD-Informationen fiel er bei einer Routinekontrolle auf dem dortigen Bahnhof einer Streife der Bundespolizei auf. Entsprechende Berichte des Magazins "Der Spiegel" und der ARD wurden der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Freitag aus Sicherheitskreisen bestätigt. Demnach wurde bereits am Mittwochabend in Gießen ein Mann festgenommen, in dessen Mobiltelefon die Beamten Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Attentaten von Brüssel fanden.

Im Raum Düsseldorf sei am Donnerstag ein den Behörden in Nordrhein-Westfalen als Salafist bekannter Mann festgenommen worden, der möglicherweise zum Umfeld der Brüssel-Attentäter gehört. Offiziell bestätigten die Behörden am Freitag lediglich zwei Festnahmen, sie wollten sich aber nicht zu Details äußern.

Gegen den am Donnerstag im Raum Düsseldorf festgenommenen Salafisten wird unter anderem "wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat" ermittelt. Bei dem Mann soll es nach "Spiegel"-Informationen um den Salafisten Samir E. gehen. Er sei ebenso wie der Brüsseler U-Bahn-Attentäter El Bakraoui im Sommer 2015 von den türkischen Behörden im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien aufgegriffen und nach Amsterdam abgeschoben worden.

Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, warnte erneut vor weiteren Terroranschlägen in Europa. Der sogenannte Islamische Staat sei in Syrien und im Irak geschwächt. "Damit steht die Terrorgruppe unter Druck und braucht spektakuläre Aktionen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Macht zu demonstrieren", sagte Münch der "Bild"-Zeitung (Samstag). Angesichts der Terrorgefahr wollen die Innenminister der Länder im Juni über Einsätze der Bundeswehr im Inneren beraten, wie der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Klaus Bouillon (CDU), dem "Focus" sagte.

Belgiens Premierminister Charles Michel zieht eine zusätzliche Unterstützung der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Erwägung. Das sagte er am Freitag bei einer Pressekonferenz mit US-Außenminister John Kerry in Brüssel. Kerry bestätigte, dass mindestens zwei US-Bürger bei den Anschlägen in Brüssel ums Leben gekommen sind. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch eine Deutsche unter den Todesopfern ist. Eine Frau aus Aachen wird noch vermisst.